Sport/Fußball

Störenfriede bei Austrias historischem Triumph

Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut. Am Ende gab es einen mehr als versöhnlichen Abschluss. Die Austrianer verabschiedeten sich mit einem 4:1 gegen Zenit St. Petersburg aus der Champions League. Fünf Punkte eroberte man somit in sechs Spielen und übertraf damit sämtliche Erwartungen. Der Sieg brachte eine zusätzliche Million Euro als Prämie.

Trainer Nenad Bjelica war höchst zufrieden: „Wir haben hart gearbeitet, nicht nur heute, auch in den ersten fünf Spielen. Wir hatten nicht immer Glück, heute haben wir aber verdient gewonnen, vielleicht nicht in dieser Höhe. “

Es war aber auch ein Abschied, der von unliebsamen Gästen überschattet wurde: Nicht die Spieler des Gegners waren gefährlich, sondern die Fans, die von der Tribüne aus beinahe für einen Spielabbruch sorgten.

KURIER-Noten für die Austria-Spieler:

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Die Russen machten auf dem Feld zunächst das Spiel. Die Austria durfte ein letztes Mal Champions-League-Luft schnuppern und konterte gefällig. Nach einem Doppelpass mit Jun scheiterte Hosiner nach sechs Minuten an Goalie Lodygin. In der Folge spielten sich die Haupthandlungen aber vor dem Austria-Tor ab. Und Austrias Bester in der Eliteliga, Goalie Lindner, zeichnete sich erneut aus: Zunächst parierte er Schüsse von Hulk und Criscito, dann fand Ansaldi seinen Meister in Austrias starkem Schlussmann.

Schrecksekunden

Das 1:0 von Kerschakow ging völlig unter, weil gerade die nächsten Kracher auf den Tribünen einschlugen. Auf dem Feld hatte die Austria die perfekte Antwort parat. In der 44. Minute wurde Philipp Hosiner von Stankovic freigespielt und erzielte den Ausgleich.

Die zweite Hälfte begann ähnlich wie die erste beendet worden war. Tomas Jun nützte in der 48. Minute eine ideale Hereingabe von Suttner und erzielte die Führung für die Wiener. Nur drei Minuten später ließ Goalie Lodygin einen Schuss von Mader nur kurz abklatschen – und Hosiner staubte zum 3:1 ab. Vor begeisterten (und braven) Austria-Fans beförderte sich die Austria in einen Spielrausch.

Zenit versuchte vergeblich mit dem Mut der Verzweiflung noch zum Abschluss zu kommen, Kerschakow gelang es, den Ball aus sechs Metern über das Tor zu befördern. Besser machte es Roman Kienast, der in der Nachspielzeit auf 4:1 stellte. Zenit stieg dennoch auf, weil Porto in Madrid verlor.

Es war der erste Sieg einer österreichischen Mannschaft in der Eliteliga seit Februar 2001 (Sturm gewann 2:1 bei Panathinaikos). Der höchste Sieg überhaupt und für die Austria der erste Sieg in der Champions League. Heinz Lindner war begeistert: „Ich bin stolz auf das Team, das war einfach toll. Es war ein großartiger Abschied für uns.“ Philipp Hosiner freute sich ebenfalls: „Fünf Punkte können sich sehen lassen.“

FK Austria Wien - FC Zenit St. Petersburg 4:1 (1:1)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 37.500, SR Stavrev/MKD

Torfolge:
0:1 (35.) Kerschakow
1:1 (44.) Hosiner
2:1 (48.) Jun
3:1 (51.) Hosiner
4:1 (93.) Kienast

Austria: Lindner - Dilaver, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Holland - Murg (60. Royer), Stankovic (68. Simkovic), Mader, Jun (83. Kienast) – Hosiner

Zenit: Lodygin - Ansaldi (83. Smolnikow), Hubocan, Lombaerts, Criscito - Witsel, Syrjanow (63. Arschawin) - Hulk, Schirokow, Fajzulin (83. Bystrow) – Kerschakow

Gelbe Karten: Ortlechner, Dilaver bzw. Hulk

Die besten Spieler: Lindner, Hosiner, Jun bzw. Kerschakow

Tabelle: Gruppe G

Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Wir haben hart gearbeitet, nicht nur heute, auch in den ersten fünf Spielen. Wir hatten nicht immer Glück, heute haben wir aber verdient gewonnen, vielleicht nicht in dieser Höhe. Aber es war eine Top-Leistung der Mannschaft. Die Mannschaft hat so souverän gespielt, so souverän verteidigt, ich bin wirklich sehr glücklich. Heute waren wir auch effizienter als sonst. Zenit hat heute nicht die beste Leistung gezeigt, wir haben aber mit unserer guten Leistung die Schwächen von Zenit ausgenutzt. Großes Kompliment an meine Mannschaft. Man hat fünf Punkte nicht erwarten können, aber wir haben sie verdient."
Zu den Ausschreitungen: "Das war peinlich. Es wird so viel über Rassismus und Aggressionen gesprochen, und dann passiert so etwas. Das hat auf keinem Fußballplatz der Welt etwas verloren. Das ist eine Katastrophe, hoffentlich ist nichts passiert."

Markus Kraetschmer (Wirtschafts-Vorstand Austria): "Vielen Dank an die Mannschaft. Die Mannschaft hat der gesamten Austria-Familie ein tolles Geschenk gemacht."

Thomas Parits (Sport-Vorstand Austria): "Das ist ein schöner Abend, wir sind sehr stolz. Wir haben uns in der Champions League sehr gut präsentiert. Heute haben wir verdient gewonnen. Wir haben den österreichischen Fußball sehr gut vertreten, waren nur gegen Atlético chancenlos. Wir haben eine gute Performance abgeliefert. Mit fünf Punkten können wir zufrieden sein."

Markus Suttner (Austria-Verteidiger): "Wir haben verdient gewonnen. Man hat gesehen, dass wir mit den meisten Gegnern mithalten können. Die Spiele sind aber enger, und wenn man die Chancen nicht macht, verliert man halt."

Philipp Hosiner (Austria-Doppeltorschütze): "Vielleicht ist der Sieg ein bisschen zu hoch ausgefallen. Aber es ist wunderschön, sich mit einem Sieg zu verabschieden. Fünf Punkte können sich sehen lassen. Leider hat Atlético das Spiel bei Zenit (1:1) nicht so ernst genommen."

Luciano Spalletti (Zenit-Trainer): "In der ersten Hälfte waren wir sehr gut, wir sind verdient in Führung gegangen. Dann wurden unser Enthusiasmus und unser Kampfgeist durch einen Eigenfehler beeinträchtigt. Wir haben in der Pause den Zwischenstand aus Madrid gesehen. Danach haben meine Spieler eine Reaktion gezeigt, die sich eine Mannschaft wie wir eigentlich nicht leisten sollte. Atlético Madrid hat sich den Gruppensieg absolut verdient, wir haben mit dem Aufstieg unser wichtigstes Ziel erreicht. Die Austria hätte angesichts der heutigen Leistung auf jeden Fall eine bessere Platzierung in der Endtabelle verdient gehabt."
Zu den Ausschreitungen der Zenit-Fans meinte Spalletti: "Ich habe die Aussage eines UEFA-Delegierten gehört, dass das Match beinahe abgebrochen worden wäre. Wir haben leider schon oft genug erlebt, dass uns ‚Fans‘ wichtige Punkte gekostet haben. Wenn solche Leute nur zu unseren Spielen kommen, um zu randalieren, dann sollen sie zu Hause bleiben. Wir betrachten diese ‚Fans‘ als unsere Gegner."