Sport/Fußball

Stöger: "Kein Harakiri mit Anlauf"

Der ehemalige Austrianer empfängt heute als Trainer von Wr. Neustadt seinen Ex-Klub. Dennoch ist das Spiel für ihn Business as usual. Stöger hat großen Appetit, wie man am Telefon unschwer mitbekommt ...

KURIER: Alte Liebe rostet nicht. Trifft das bei Ihnen zu?
Peter Stöger: Nein, weil man mit der Zeit an Abstand gewinnt. Aber die Sympathie bleibt, ich drücke der Austria auch immer die Daumen.

Nur heute nicht. Verliert es sich leichter gegen Austria?
Im Gegenteil. Gegen einen Klub, wo du selbst lange warst, willst du zeigen, dass du gut bist. Für mich ist das ein zusätzliches Animo.

Wr. Neustadt wurde vor der Saison als Fixabsteiger gehandelt. Es gibt sicher Lustigeres für einen Trainer?
Man muss jede Woche zeigen, dass dem nicht so ist und man nicht in diese Kategorie gehört. Obwohl wir schon sieben Punkte erobert haben, werden mir Fragen nach dem Abstieg gestellt ... ... einen Moment bitte: Ich bekomme bitte einen Fischmac, sechs Chicken McNuggetts mit Chilisauce und große Pommes ...
So, bin wieder da.

Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ein hungriger Trainer. War das Engagement in Wr. Neustadt nicht Harakiri mit Anlauf?

Das war es nicht, immerhin trainiere ich in der Bundesliga. Und so viele Jobs gibt's da nicht. Ich wusste, dass die Situation schwierig werden würde. Spieler verließen den Klub, wir wussten nicht, was kommt. Aber die Basis ist für einige Zeit gesichert. Unser Ziel ist mindestens Platz neun.

Für Peter Schöttel war Wr. Neustadt das Sprungbrett zu Rapid. Ein Vorbild?
Gut, ich habe schon bei der Austria gearbeitet. Ich möchte jetzt einmal die Liga halten und die Spieler entwickeln. Ich werde als Trainer auch dafür bezahlt, Spieler besser zu machen. Unsere Gruppe ist gut, wir können das schaffen.

Sie haben schon in mehreren Ligen trainiert. Hat das Ihren Horizont erweitert?
Absolut. In der Regionalliga sind viele Dinge nicht möglich, da sind dir die Hände gebunden. Wenn man in der obersten Liga arbeitet, sieht man mache Sachen entspannter. Es ist gut, wenn man immer ein wenig zur Basis retourkommt.

Gibt es gegen die Austria etwas zu holen?
Aber ja. Wenn die Kleinen fit und mutig und gut eingestellt sind, dann sind Überraschungen möglich. Wir werden der Austria einen Kampf anbieten, ohne auf die Spielkultur zu vergessen.

Sind Sie traurig, dass Ihr Name in der Teamchef-Diskussion kaum fällt?
Ich denke darüber nicht viel nach, weil es für mich nicht greifbar ist, wie entschieden wird. Seit ich als Spieler aufgehört habe, hat jedenfalls noch nie jemand vom ÖFB mit mir darüber gesprochen.

Soll's ein Österreicher werden oder ein Ausländer?
Wenn unsere Trainierausbildung so gut ist, wie der ÖFB selbst sagt, dann wird sich einer aus unserem Land finden. Wenn ein Ausländer kommt, dann soll er das nicht nur als Job sehen, sondern zeigen, dass er etwas erreichen will in diesem Land.

Stöger: Meister mit Rapid und Austria

Peter Stöger wurde am 11. April 1966 in Wien geboren. Seine fußballerische Laufbahn begann beim FavAC, führte über Vorwärts Steyr und die Vienna, bevor er als 22-Jähriger zur Wiener Austria kam. Über dem Umweg FC Tirol (1994/1995) wechselte der Mittelfeldspieler zu Rapid und holte dort gleich den Titel.

Er schaffte es als Spieler, mit beiden Wiener Großklubs Meister zu werden. 1996 erreichte er mit Rapid das Europacupfinale der Cupsieger. Es folgten der LASK, wieder die Austria. 2004 endete seine aktive Laufbahn.

Der Trainer

Im Duett mit Frenkie Schinkels gewann er das Cupfinale gegen Rapid (3:1) - Stögers erster Titel als Trainer. Im Dezember 2005 wurde er Sportdirektor. In dieser Funktion gelang 2006 der Meistertitel.

2009 führte er die Vienna in der Regionalliga auf Rang eins. Ab November 2010 war Stöger Trainer des GAK. Im Juni 2011 wurde sein laufender Vertrag in Graz einvernehmlich gelöst, um den Job in Wr. Neustadt annehmen zu können.

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