Stöger auf Kurzurlaub in Wien
Zum Glück erholt sich Peter Stöger schnell. Muss er auch. Denn der Weihnachtsurlaub war für den Trainer des 1. FC Köln nur kurz. Und selbst da kam er nicht ganz zur Ruhe. Ein paar Tage Skifahren in Saalbach samt Medientermin, ein paar Tage daheim bei Familie und Freunden in Wien. Am Sonntag hebt er wieder ab in Richtung Köln, am Montag erfolgt beim FC der Trainingsauftakt. „Wer Meister werden und aufsteigen will, der muss etwas dafür tun“, lacht Tabellenführer Stöger im Café Landtmann, wo er sich mit einem Journalisten vom Kölner Express zum exklusiven Wien-Bummel trifft. Der KURIER heftete sich den beiden erfolgreich an die Fersen. Medienprofi Stöger weiß auch auf diesem Klavier die richtigen Töne zu treffen und die Kölner Boulevard-Zeitungen zufriedenzustellen.
Was denn Wien so auszeichne, möchte der Kollege aus Köln wissen. Stögers Antwort wird zur Liebeserklärung an seine Stadt. „Es ist schwer zu sagen, warum Wien schön ist. Viele Dinge, die einen Touristen interessieren, habe ich selbst noch gar nicht gesehen. Aber die Ringstraße ist von den Gebäuden her einzigartig. Wien hat sehr viel zu bieten. Wenn man zehn Tage hier ist, kann man schon rund um die Uhr beschäftigt sein als Tourist.“
Ein anderer Kaffee
Stöger ist freilich ein Anhänger der Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre. „Einfach Kaffee trinken, nichts machen und mit irgendwelchen Journalisten über irgendwas reden“, rennt sogleich der Schmäh. Ein Herr tritt an den Tisch und unterbricht vorsichtig das Gespräch: „Alles Gute, Herr Stöger. Schade, dass Sie nicht mehr bei der Austria sind. Aber jetzt schaue ich mir alle Spiele von Köln im Fernsehen an.“ Die Landtmann-Belegschaft bittet ihn um Autogramme. Auch auf der Rechnung.
Der Unterschied zwischen Köln und Wien hält sich für ihn in Grenzen. Stöger weiß, wovon er spricht. Nur ein Unterschied stach ihm schnell ins Auge: „In Köln triffst du dich mit jemandem auf ein Kölsch, in Wien auf einen Kaffee. Auch wenn du dann etwas anderes trinkst. Aber ein Treffen wird eben mit diesen Worten ausgemacht.“ In Köln hat sich Stöger mit seiner langjährigen Partnerin Ulrike Kriegler in nur wenigen Wochen sehr gut eingelebt. „Köln macht einem das auch nicht schwer. Eine Stadt lebt ja von ihren Menschen.“
Und da sind sich Kölner und Wiener ähnlich. „Der Wiener ist ein klassischer Raunzer. Man jammert über alles, nichts ist gut genug. Aber wehe, jemand von außen kritisiert Wien. Dann hat er mit dem Wiener ein großes Problem.“ In Köln sei es nicht anders. „Die Kölner jammern ständig über die Gebäude und die angeblich fehlende Schönheit der Stadt. Sagt aber ein Fremder etwas Negatives, dann heißt es gleich: Köln wurde im Krieg zerbombt, das passt schon so, wie es ist.“
Heimspiel
Weiter geht es nach Favoriten, auf den Viktor-Adler-Markt. „Favoriten ist mein Bezirk. Ich liebe Favoriten, ich bin dort aufgewachsen, hier habe ich mit dem Fußball begonnen.“ Zwischenzeitlich hat sich Stöger gemeinsam mit seiner Uli Wohnungen im 18. oder 19. Bezirk angesehen. „Die waren toll, in schönen Gegenden. Aber es war nicht meins. Es hat uns wieder nach Favoriten gezogen. Ich stehe zu meinem Bezirk.“
Und zu seinen Freunden, die er im Café Prokes besucht. Sein Bruder sitzt mit gemeinsamen Freunden in einer Ecke. „Ich habe meine Treffpunkte, auch in Favoriten. Dort sehe ich immer wieder Menschen, die ich schon ewig kenne.“ So wie Franz Wohlfahrt, der bei einem Achterl Wein an der Bar sitzt. Mit dem aktuellen Tormann-Trainer des ÖFB hat Stöger eine erfolgreiche Zeit bei der Austria erlebt. Der Ex-Goalie weiß, warum sein Kumpel als Trainer so erfolgreich ist. „Weil er nicht nur fachliche Qualitäten hat, sondern auch mit den Spieler umgehen kann.“
Ein Rauchfangkehrer bittet um ein Foto mit Stöger und bietet sich dem Köln-Coach sogleich als Glücksbringer an. Nach einer halben Stunde tritt Stöger samt Uli den Heimweg an. Immerhin gilt es, Koffer zu packen, ehe sie zurückfliegen nach Köln. In ihre zweite Heimat. Die erste wird immer Wien bleiben.
Der 1. FC Köln liegt in der zweiten deutschen Liga unter Trainer Peter Stöger an erster Stelle, vier Punkte vor Greuther Fürth. Heute beginnt die Vorbereitung auf das Frühjahr, in dem der angestrebte Aufstieg in die erste Liga finalisiert werden sollen.
KURIER: Haben die ersten Monate in Köln Ihre Erwartungen übertroffen?
Ja. Es ist für alle Beteiligten optimal gelaufen. Zu Beginn haben wir gemerkt, dass wir etwas entwickeln müssen. Das ist uns mit einer langen Serie ohne Niederlage auch gelungen. Danach haben wir zwei Spiele verloren und sind wieder zurück gekommen. Im Prinzip ist alles passiert, was eine Gruppe zusammen schweißt.
Erkennen Sie Parallelen zu Ihrer Meistersaison bei Austria?
Ja. In der Entwicklung der Mannschaft, wie wir an die Ziele als Gruppe heran gehen. Das erinnert mich an die Austria-Zeit. Der Teamgeist ist vorhanden.
Können Sie mit Menschen gut umgehen?
Das kann ich nicht sagen. Ich versuche mich in die Spieler hineinzufühlen, weil ich selbst einer war. In einer Gruppe hat nicht jeder den selben Zugang zu mir. Ich muss auf alle eingehen mit dem Wissen, dass mich einige weg wünschen, weil sie wenig oder gar nicht spielen. Wichtig ist, dass bei aller Unzufriedenheit einzelner Spieler das gemeinsame Ziel nicht gefährdet wird.
Welches Ziel ist wichtiger: Aufstieg oder Meistertitel?
Für uns alle ist das erste Ziel der Aufstieg. Wenn das als Zweiter gelingt, dann ist das auch in Ordnung. Der Titel wäre ein Zusatz.