Sport/Fußball

Sportklub: Schwarz-weiß lebt grau in grau

I mog dei schwoazes und dei weißes Gschau. Du bist ned grün, ned violett, ned gelb und blau.
I hob mi über’n Kopf verliabt und über’n Hois. Du bist mei Liabschoft aus Hernois.

- Fansong von der Friedhofstribüne

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Es gibt keine zwei Mannschaften in Österreich, die unterschiedlicher sein könnten als Salzburg und der Sportklub. Auf der einen Seite der Meister und Cupsieger, Anwärter auf die Champions League, finanziert aus der nicht versiegen wollenden Quelle aus dem Dosen-Imperium. Kolportiertes Jahresbudget 40 Millionen Euro. Auf der anderen Seite die Regionalliga-Mannschaft aus Dornbach, einem Stadtteil des 17. Wiener Bezirks. Amateure in der Hoffnung, auch heuer nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Jahresbudget 600.000 Euro.

"Ein günstiger Spieler bei Salzburg kostet mehr als uns im ganzen Jahr zur Verfügung steht", sagt Sportklub-Präsident Udo Huber, der als "Mr. Hitparade" bekannt wurde und nun wieder jeden Sonntag von 8 bis 10 Uhr auf Radio Wien zu hören ist. Mit hohen Mehreinnahmen hat der Verein trotz der Liveübertragung auf ORF Sport Plus (20.30 Uhr) nicht zu rechnen. "Die Vermarktung des Cups liegt nicht in unseren Händen", sagt Huber. "Wir bekommen aber natürlich einen kleinen Betrag von der Vermarktungsagentur, über die alles läuft, und hoffen auf die Zuschauereinnahmen."

Die Einnahmen müssen mit den Salzburgern übrigens nicht – wie sonst im Cup eigentlich üblich – geteilt werden. Der Vorverkauf läuft gut, der Sportklub-Präsident rechnet mit bis zu 4000 Zuschauern, für knapp 6000 ist der Sportclub-Platz derzeit zugelassen.

Es ist ein Platz mit Geschichte. 1904 wurde das Stadion errichtet, es ist der älteste noch bespielte Fußballplatz in Österreich. Hier spielten Josef Hamerl, Hans Krankl, Peter Pacult, Felix Gasselich und der bei den Fans unvergessene Erich Hof. Die Stars des aktuellen Teams heißen Sertan Günes, Marco Perez und Michael Harrauer.

Desolat

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Seit Jahren kämpft der Verein nicht nur um die finanzielle und sportliche Konsolidierung, sondern auch bisher vergeblich gegen den schleichenden Verfall des Sportclub-Platzes. Von den Wänden im Kabinengang bröckelt der Verputz, Regenwasser rinnt die Wände herunter.

Auf der gesperrten Tribüne Kainzgasse wurde das wuchernde Unkraut grob entfernt, seit 20 Jahren defekt ist der Lautsprecher auf der rechten Seite der Friedhofstribüne, die ihren Namen dem dahinterliegenden Friedhof verdankt. Das Projekt, statt der maroden Stehplatztribüne ein Wohnhaus mit kleinerer Tribüne zu bauen, wurde gekippt. "Da war die Rentabilität nicht gegeben", sagt Huber. "Der Sportclub-Platz ist das letzte Stadion, das im Wiener Stadtgebiet liegt, das macht alles etwas schwerer. Wir träumen von einem Vorzeigestadion mit erneuerbaren Energien. Die Gespräche mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou laufen."

Doch die Gespräche – so lehrt es die Geschichte – könnten sich ziehen. So wie sich die Rückführung des Sportklub in den Sportclub ziehen kann. Denn Sportklub ist nicht Sportclub. 2002 spaltete sich die Fußballsektion des von zwei Konkursen gebeutelten WSC ab, damit der neue WSK schuldenfrei in die Bundes­liga aufsteigen konnte.

Marod

Doch der finanzielle Leichtsinn blieb im Kader der Dornbacher. Nach einem Jahr war das Kapitel Bundesliga beendet, der Amateurfußball wieder Realität. Seither zahlt der Sportklub dem alten Sportclub jährlich 10.750 Euro, damit sich dieser den Zwangs­ausgleich leisten kann. Über die Rückführung des WSK in den WSC wird in beiden Vereinen verhandelt und gestritten. 2014 läuft die Vereinbarung für die Verwendung des Namens "Sportklub" ab.

Noch interessieren sich die Fans mehr für Fußball- denn für Namensspiele. Im Schnitt lockt der Sportklub 1600 Zuschauer an. Die Fans von der Friedhofstribüne treten offen gegen Homophobie, Sexismus und Rassismus auf. Doch nur wenige von ihnen haben die Schwarz-Weißen je in einem Bundesligaspiel gesehen.

Und wohl noch weniger Fans von der Friedhofstribüne haben den Sportclub im Europacup Österreich vertreten gesehen. Dort sorgte der dreimalige Meister 1958 mit einem 7:0 gegen den italienischen Rekordmeister Juventus Turin für die vielleicht größte Sensation, die je einem österreichischen Verein gelungen ist. Und für eine Klub-Legende.

Zuletzt spielte der Sportclub übrigens in der Saison 1993/1994 in der höchsten Liga – mit einem gewissen Christian Kircher im Kader. Der wurde am 30. April 1994 eingewechselt, als die Wiener Salzburg letztmals besiegen konnten. Am Freitag feiert der Ex-Sportclub-Spieler sein Debüt beim Cupgegner – als neuer Pressesprecher von Red Bull Salzburg.