Sport/Fußball

Silvio Berlusconi kommt als Monza-Boss zum Match gegen AC Milan

Ein alter, reicher Mann kehrt zurück ins San Siro. Das Spiel der Serie A zwischen AC Milan und Monza ist daher schon seit Wochen ausverkauft. Was zwar wundert, weil 75.000 Menschen dabei sein wollen, wenn  der Aufsteiger zum Meister ins Stadion kommt.

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Die Anhänger des AC Milan basteln schon an Plakaten und üben Choreos, um Silvio Berlusconi willkommen zu heißen.  Der 86-Jährige hatte 1986 die Aktienmehrheit der 1899 gegründeten  Associazione Calcio Milan übernommen –  damals als Unternehmer, der später mit der von ihm 1993 gegründeten Forza Italia (nach auf den im Fußball verbreiteten Schlachtruf) die Politik am Stiefel revolutionieren sollte. Die drei Jahrzehnte unter Berlusconi zählen zu den erfolgreichsten des Vereins, der in der Zeit fünf Mal den Meistercup und später die Champions League gewinnen konnte – insgesamt waren es 29 Titel in 31 Jahren.

Verkauf von Milan nach 31 Jahren

Im April 2017 verkaufte Berlusconis Holding Fininvest den AC Mailand  an ein chinesisches Konsortium um den Unternehmer Li Yonghong. Nur ein Jahr später übernahm die US-amerikanische Investmentgesellschaft Elliott Management Corporation die Mehrheit von den Chinesen.

In diesem Jahr legte sich auch Berlusconi ein neues Spielzeug zu. Ebenfalls eine Associazione Calcio, aber diesmal im 20 Kilometer von Mailand entfernten Monza und nur 13 Jahre jünger als die in Mailand. Sein Anwesen in Arcore liegt keine zehn Kilometer entfernt. Er soll, wenn er aus dem Fenster blickt, sogar die Flutlichtmasten des 1988 im Brutal-Betonstil jener Jahre gebauten  Stadions sehen. 600 Millionen Euro dürfte ihm ver Verkauf des AC Milan gebracht haben, drei Millionen hat ihn der AC Monza gekostet.

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2020 gelang nach 19 Jahren die Rückkehr in die Serie B. Zur Saison 2022/23 steig die AC Monza erstmals in die Serie A auf.

Präsident des Klubs ist Paolo Berlusconi, der zum 13 Jahre jüngere Bruder des "Cavaliere", wie Berlusconi allseits bekannt ist. Die Geschäfte führt, wie schon 31 Jahre beim AC Milan, Berlusconis treuer Adlatus Adriano Galliani. Der 78-Jährige ist in Monza geboren und war schon vor seinem Engagement bei Milan neun Jahre dort im Verein tätig.

Die beiden fahren eine nostalgische Strategie bei Monza. „Es soll wie in den alten Zeiten des AC Mailand sein: Der Kern der Mannschaft besteht aus Italienern, dazu kommen drei Ausländer. Das ist die Formel“, sagte Monzas Sportdirektor Filippo Antonelli nach dem Einstieg von Berlusconi. Dessen zweite Forderung, dass die Spieler keine Tattoos tragen dürften und auf schrille Frisuren verzichten sollten, versuchte der Sportdirektor pragmatisch zu entschärfen. Nicht tätowierte Spieler sind kaum zu haben, selbst Ex-Coach Cristian Brocchi, den Berlusconi damals vom AC Mailand mitgebrachte, hat welche.

Zwei Jahre später liefen dann Mario Balotelli und Kevin-Prince Boateng für den Verein auf – beide eher unverdächtig, die Träume aller Schwiegermütter zu sein. Auch Zlatan Ibrahimovic wurde ein Angebot gemacht.

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Damit bedient Silvio Berlusconi als Besitzer des AC Monza den italienischen Nationalstolz und  will die Rückkehr zu traditionellen Werten suggerieren. Der Name seiner 1993 gegründeten Partie „Forza Italia“ ist  ein im Fußball verbreiteter Schlachtruf und  zeigt, dass der Calcio das Transportmittel für seine Botschaften sein soll.

Monza-Kauf um drei Millionen Euro

Seit 2018 soll die Berlusconi-Holding „Fininvest“ rund 70 Millionen Euro in den Klub gepumpt haben. Läppische 21 Millionen Euro hat Monza diesen Sommer nach dem Aufstieg in Neuzugänge investiert. Diese Summe liegt rund ein Drittel unter dem Serie-A-Durchschnitt diesen Sommer. Und doch wurden mit Cagliari-Innenverteidiger Andrea Carboni, Pisa-Rechtsverteidiger Samuele Birindelli, Shakhtar-Brasilianer Marlon und Inter-Routinier Andrea Ranocchia sowie den Leihgaben Alessio Cragno (Cagliari), Filippo Ranocchia (Juve), Europameister und Torschütze gegen den ÖFB Matteo Pessina (Atalanta), Gianluca Caprari (Hellas) und Stefano Sensi (Inter) spannende, vielversprechende Kicker geholt.

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Der Kader ist zu sehr großen Teilen jung und italienisch. Zahlreiche Nachwuchs-Teamspieler tummeln sich beim AC Monza. Die wenigen Legionäre aber sind fast alle Schlüsselspieler.

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Der Portugiese Dany Mota war mit elf Toren in der Vorsaison bester Torschütze, dem Dänen Gytkjaer gelangen neun Treffer, Jose Machin aus Äquatorialguinea zieht in der Mittelfeldzentrale die Fäden und der brasilianische Linksaußen Carlos Augusto war in den vergangenen beiden Saisonen einer der aufregendsten Kicker der Serie B.

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Weil die erste Saison stockend begann, mit nur einem Punkt aus sechs Spielen, musste Aufstiegstrainer Giovanni Stroppa gehen.  Der Nachfolger des 54-Jährigen ist ein 38-Jähriger. Raffaele Palladino schaffte als Spieler bei Juventus Turin nicht ganz den Durchbruch, brachte es in seiner Karriere aber auf drei Teamspiele. Mit 35 Jahre landete er in Monza, wo er die Karriere beendete und 2020 als Nachwuchstrainer begann. Zwei Jahre später steht er in der Serie A an der Seitenlinie.