Sport/Fußball

Sechs Tore in der Aufwärmübung

Es war eine Anforderung, eine echte Prüfung. Wie sollte er sich der gegen Null Grad kriechenden Temperatur erwehren? So beschäftigungslos wie Heinz Lindner zwischen den Pfosten stehend auf irgend eine gegnerische Regung vor seinem Tor wartete. Vorweg: Es geschah in der 43. Minute als ein gewisser Baldvinson von den Färöer Inseln mittels Kopfball für Lindners Bewegungstherapie sorgte.

Und sonst? Ein Fußball-Abend wie erhofft. Österreichs Nationalmannschaft erledigte im eigenen Stadion die mit Abstand leichteste Aufgabenstellung in dieser WM-Qualifikationsgruppe. Die Nummer 79 gegen die Nummer 153. Ein Duell mit einer eventuell auf Regionalliga-Niveau stehenden Mannschaft musste klar und deutlich ausgehen.

Ausfall

Und es sollte die Gelegenheit für Philipp Hosiner sein, den führenden Torschützen in der österreichischen Bundesliga, sich treffsicher auch in das Gefüge des Nationalteams einzuklinken. Um 20.13 Uhr verlautbarte der Stadionsprecher, dass sich Marc Janko beim Aufwärmen eine Adduktorenverletzung zugezogen hatte. Des einen Schmerz, des Publikums hörbare Freud. Applaus gab es für den erzwungenen Wechsel. Hosiner kam, sah sich einer ziemlich unscheinbaren Gegenwehr ausgesetzt und traf relativ bald zwei Mal.

Schon nach 35 Sekunden scheiterte er am wackeren Schlussmann Nielsen. Nach acht Minuten übernahm er eine Hereingabe von Fuchs direkt – 1:0. 12 Minuten später nützte er die Tollpatschigkeit von Faerö, dem plötzlich auf dem Boden liegenden Färöer-Verteidiger. Eine Führung, die nur mehr die Höhe des Erfolgs offenließ.

Was Teamchef Marcel Koller eingefordert hatte, wurde großteils befolgt. Versucht wurde, schnell zu kombinieren, um die Lücke zu finden, die es in der Defensive des Gegners ohnehin im Überangebot gab.

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Wechsel

Koller hielt auch an seiner Strategie fest, die Elf seines Vertrauens nicht großartig zu verändern. Logisch allerdings: Basels Dragovic löste den formschwachen Prödl in der Innenverteidigung ab. Ein Wechsel, der in diesem Spiel nur unbedeutende Randbemerkung war. Es könnte schon am kommenden Dienstag in Dublin von wachsender Bedeutung sein, wenn Österreich gegen Irland mit ernst zu nehmender Gegenwehr rechnen muss.

Die Aufwärmübung im kalten Prater war bald entschieden. Als Ivanschitz mit einem gefühlvoll angeschnittenen Schuss aus 20 Metern auf 3:0 erhöhte war die Luft draußen. Österreich ließ in der folgenden Trainingseinheit den Ball zirkulieren, vergaß aber, sich zunächst auf das Toreschießen zu konzentrieren. Alaba traf die Latte, Hosiner wurde auf dem Weg zu seinem dritten Treffer immer langsamer.

Das halbe Dutzend machten dann doch Junuzovic (77.), Alaba (78. ) und Garics (82.) voll.

6:0, sechs Tore als Streicheleinheit für das Selbstbewusstsein, eine positive Bereicherung für die Statistik. Mehr war es gegen die Färöer nicht.

Die wahre Standortbestimmung folgt wie gesagt am Dienstag. In Irland.

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Auf der offiziellen Aufstellung, die im Stadion verteilt wurde, stand noch der Name Mark Janko in der Startelf. Philipp Hosiner fand sich nur auf der Ersatzbank wieder. Doch dann verspürte Janko Schmerzen beim Aufwärmen – und Hosiner rückte in die erste Reihe vor. Teamchef Marcel Koller wollte eigentlich an seinem alten Haudegen festhalten. Obwohl Janko bei seinem Verein weit weg ist von der ersten Wahl, sich zuletzt immer wieder gar nur auf der Tribüne wiederfand.

Es war dann so: Des einen Leid, war des andern Freud. Während Janko das Spiel von der Bank aus verfolgen musste, durfte sich Hosiner endlich auch im Team in den Mittelpunkt spielen. Der Austria-Angreifer ist derzeit der treffsicherste Kicker der Liga, hat schon 27 Tore auf dem Konto.

Bei seinem zweiten Teameinsatz kamen ihm die Färöer-Kicker gerade recht. Er erzielte nicht nur sein erstes Teamtor, sondern setzte auch gleich noch sein zweites drauf. Tor Nummer 1 war ein klassischer Hosiner, der einen Stanglpass ins lange Eck beförderte. Tor Nummer 2 war erneut ein klassischer Hosiner. Der verführt auch in der Liga Verteidiger wie Tormänner zu fehlerhaftem Defensivverhalten. Diesmal war der Färöer-Kicker Faerö, der zu seinem Tormann köpfeln wollte, dann aber im Stil eines Papageientauchers für Hosiner auflegte.

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Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Wir haben uns das natürlich gewünscht, aber man kann nicht davon ausgehen. Wir haben unsere Sache heute sehr gut gemacht. In der ersten Hälfte haben wir gut gespielt, gut kombiniert, hatten eine gute Bewegung und auch die Passgenauigkeit hat gestimmt. Wir sind auch bei Ballverlust gleich nachgegangen, so muss man spielen. Die Mannschaft hat die Leistung gezeigt, die sie zeigen kann. So muss es weitergehen. Der Sieg ist schön und gut für die Stimmung. Es ist wichtig, dass wir auf uns schauen und jetzt in Irland ein gutes Spiel zeigen."

Zu Philipp Hosiner: "Wir wissen ja was er draufhat, was er kann, er hatte das bei uns noch nicht gezeigt, heute hat er aber seine Chance genutzt. Wir sind froh, dass er die Tore gemacht hat, er hätte auch noch Chancen für mehr Tore gehabt."

David Alaba (ÖFB-Torschütze): "Wir haben als Mannschaft sicher sehr gut gespielt, haben versucht, das umzusetzen, was wir trainiert haben. Das ist uns ganz gut gelungen, das hat man im Spiel sehen können. Es war uns klar, dass es leichter wird, wenn wir schnell ein Tor erzielen. Wir haben aber immer weitergemacht. Es ist etwas Schönes, ein Tor schießen zu dürfen, wichtiger ist aber, dass wir die drei Punkte gemacht haben. Philipp hat ein sehr gutes Spiel gemacht, da kann ich nur gratulieren. Wir sind uns bewusst, dass am Dienstag ein stärkerer Gegner auf dem Platz stehen wird."

Philipp Hosiner (ÖFB-Doppel-Torschütze): "Die Freude ist natürlich sehr groß, leider bin ich aber nur durch die Verletzung von Marc in die erste Elf gerutscht. Ich habe unerwartet die Chance bekommen und denke, dass ich sie genutzt habe. Ich habe meinen Teil zum Erfolg beitragen können. Ich bin sehr gut reingekommen in die Mannschaft, bin gleich zu sehr guten Chancen gekommen und nach dem 1:0 war der Knoten geplatzt. Wir haben den Zuschauern einiges bieten können. Es ist ein Traum von mir gewesen als kleiner Bursch, im Nationalteam zu treffen, es ist super, dass der in Erfüllung gegangen ist."

György Garics (ÖFB-Torschütze): "Hoffentlich geht es so weiter. Wir haben gut gespielt, sechs Tore geschossen, auch wenn das gegen einen schlechten Gegner war, so ist es nicht alltäglich. Wir müssen aber die Kirche im Dorf lassen, die Euphorie bremsen. In drei Tagen erwartet uns ein schwieriges Spiel. Irland hat vorne und hinten Spieler, die mehr Qualität haben, es wird ein ganz anderes Spiel sein. Da wird man sehen, wie weit wir wirklich sind."

Marc Janko (angeschlagener ÖFB-Stürmer): "Beim Abschlusstraining haben die Adduktoren ein bisschen zugemacht. Wir haben beschlossen, dass wir kein Risiko eingehen und schauen, dass ich gegen Irland zu 100 Prozent fit bin. Das Spiel ist perfekt gelaufen, es war ein gelungener Abend, die viel zitierte Pflichtaufgabe. Philipp hat seine Sache sehr gut gemacht."

Lars Olsen (Färöer-Teamchef): "Die Österreicher waren heute viel besser als wir. Das Spiel hat für uns schlecht begonnen, wir haben schon nach wenigen Sekunden eine große Chance zugelassen und sind dann 10, 15 Minuten lang sehr nervös gewesen. In der zweiten Hälfte waren wir ein bisschen besser. Dann haben wir aber in der Schlussphase wieder drei Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben. Wenn ich die Leistung der österreichischen Mannschaft heute mit der Leistung der Schweden auf den Färöern vergleiche, war Österreicher viel besser als Schweden."

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Kasachstan - Deutschland 0:3 (0:2) Astana. Tore: Schweinsteiger (7.), Götze (22.), Müller (74.)

Österreich - Färöer 6:0 (3:0) Wien. Tore: Hosiner (8., 20.), Ivanschitz (28.), Junuzovic (77.), Alaba (78.), Garics (82.)

Schweden - Irland 0:0 Solna

Tabelle
1. Deutschland 5 4 1 0 18:6 12 13
2. Schweden 4 2 2 0 8:5 3 8
3. Österreich 4 2 1 1 11:2 9 7
4. Irland 4 2 1 1 7:8 -1 7
5. Kasachstan 5 0 1 4 1:11 -10 1
6. Färöer 4 0 0 4 2:15 -13 0

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich am Freitagabend in der WM-Qualifikation in Kasachstan keine Blöße gegeben. Die DFB-Truppe setzte sich völlig souverän gegen den Außenseiter mit 3:0 (2:0) durch, für die Tore vor 22.000 Zuschauern sorgten Bastian Schweinsteiger (20.), Mario Götze (22.) und Thomas Müller (74.). Schweinsteiger und Co. sind damit in der Österreich-Gruppe C weiter unbesiegt und haben vier der fünf Partien gewonnen.

Die DFB-Auswahl startete in Astana, wo Österreich im Oktober 2012 nicht über ein 0:0 hinausgekommen war, aufgrund des Ausfalls des angeschlagenen Mario Gomez ohne einen echten Stürmer, mit dem Dortmunder Mario Götze als offensivste Kraft. Von Beginn an waren die Rollen auf dem Feld wie erwartet klar verteilt.

Deutschland von Beginn an souverän

Für die überlegenen Deutschen gab es aber auch gleich eine schlechte Nachricht. Der aktive Julian Draxler musste nach einem Kopfballduell mit Mark Gurman mit Verdacht auf Gehirnerschütterung hinaus, für ihn kam Lukas Podolski nach 19 Minuten in die Partie, er zog mit seinem 108. Länderspieleinsatz im ewigen DFB-Ranking mit dem drittplatzierten Jürgen Klinsmann gleich.

Und rund drei Minuten später war die Vorentscheidung schon perfekt. Schweinsteiger spielte sich den Ball selbst auf und traf Volley zum 1:0 ins Eck, Müller war noch leicht dran (20.). Das 2:0 war äußerst kurios. Die Kasachen, inklusive Goalie Andrej Sidelnikow, brachten den Ball nicht weg und der einschussbereite Götze konnte ohne Mühe ins leere Tor vollenden (22.). Die Deutschen gingen es daraufhin lockerer an, ließen den nötigen Nachdruck vermissen.

Kasachstan mutig

Die Kasachen waren nach dem Seitenwechsel etwas mutiger und hätten gegen sich mit dem Resultat zufriedengebende Deutsche auch den Anschlusstreffer erzielen können. Ulan Konisbajew traf mit einem wuchtigen Weitschuss aber nur die Latte (69.). Zwei Minuten später musste DFB-Goalie Manuel Neuer bei einem Schuss von Genrich Schmidtgal sein Können aufbieten, um den Ball zum Eckball abzuwehren (71.). Die Deutschen wachten dadurch wieder auf und machten endgültig den Sack zu. Mesut Özil bediente Müller, der trocken zum 3:0 einschoss (74.). Am Dienstag kommt es in Nürnberg zum "Rückspiel".

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Gruppe A

Kroatien - Serbien 2:0 (2:0) Zagreb. Tore: Mandzukic (23.), Olic (37.)

Mazedonien - Belgien 0:2 (0:1) Skopje. Tore: De Bruyne (26.), Hazard (62./Elfer)

Schottland - Wales 1:2 (1:0) Glasgow. Tore: Hanley (45.+2) bzw. Ramsey (72./Elfer), Robson-Kanu (74.)

Tabelle

Gruppe B

Bulgarien - Malta 6:0 (2:0) Sofia. Tore: Tonew (6., 38., 68.), Popow (47.), Gargorow (55.), Iwanow (78.)

Tschechien - Dänemark 0:3 (0:0) Olomouc. Tore: Cornelius (57.), Kjaer (67.), Zimling (82.)

Tabelle

Gruppe C

Kasachstan - Deutschland 0:3 (0:2) Astana. Tore: Schweinsteiger (7.), Götze (22.), Müller (74.)

Österreich - Färöer 6:0 (3:0) Wien. Tore: Hosiner (8., 20.), Ivanschitz (28.), Junuzovic (77.), Alaba (78.), Garics (82.)

Schweden - Irland 0:0 Solna

Tabelle

Gruppe D

Andorra - Türkei 0:2 (0:2) Andorra la Vella. Tore: Inan (30.), Yilmaz (45.+2)

Ungarn - Rumänien 2:2 (1:0) Budapest. Tore: Vanczak (16.), Dzsudzsak (71./Elfer) bzw. Mutu (68./Elfer), Chipciu (92.). Szabics (Ungarn/Sturm Graz) bis zur 58.

Niederlande - Estland 3:0 (0:0) Amsterdam. Tore: Van der Vaart (47.), Van Persie (72.), Schaken (84.)

Tabelle

Gruppe E

Slowenien - Island 1:2 (1:0) Ljubljana. Tore: Novakovic (34.) bzw. G. Sigurdsson (55., 78.).

Norwegen - Albanien 0:1 (0:0) Oslo. Tore: Salihi (67.). Berisha (Norwegen/Salzburg) ab 75. Gelb-Rot: Lila (Albanien/75.)

Samstag, 23.03.2013 Zypern - Schweiz 17.30

Tabelle

Gruppe F

Israel - Portugal 3:3 (2:1) Ramat Gan. Tore: Hemed (24.), Ben Basat (40.), Gershon (70.) bzw. Bruno Alves (2.), Postiga (72.), Coentrao (93.)

Luxemburg - Aserbaidschan 0:0 Luxemburg.

Samstag, 23.03.2013 Nordirland - Russland 16.00

Tabelle

Gruppe G

Liechtenstein - Lettland 1:1 (1:1) Vaduz. Tore: Polverino (Liechtenstein/WAC/spielte durch) (17.) bzw. Cauna (30., vergab Elfer/62.). Liechtenstein mit Trainer Rene Pauritsch.

Slowakei - Litauen 1:1 (1:1) Zilina. Tore: Jakubko (40.) bzw. Sernas (19.). Svento (Slowakei/Salzburg) spielte durch.

Bosnien Herzegowina - Griechenland 3:1 (2:0) Zenica. Tore: Dzeko (29., 52.), Ibisevic (36.) bzw. Gekas (92.). Misimovic (Bosnien) vergab Elfer (36.)

Tabelle

Gruppe H

Moldawien - Montenegro 0:1 (0:0) Chisinau. Tor: Vucinic (79.)

Polen - Ukraine 1:3 (1:3) Warschau. Tore: Piszczek (18.) bzw. Jarmolenko (2.), Gusew (7.), Sosulja (45.)

San Marino - England 0:8 (0:5) Serravalle. Tore: Della Valle (12./ET), Oxlade-Chamberlain (29.), Defoe (35., 77.), Young (39.), Lampard (42.), Rooney (54.), Sturridge (70.)

Tabelle

Gruppe I

Spanien - Finnland 1:1 (0:0) Gijon. Tore: Pukki (79.) bzw. Ramos (49.)

Frankreich - Georgien 3:1 (1:0) Paris. Tore: Giroud (45.+1), Valbuena (47.), Ribery (61.) bzw. Kobakhidze (71.)

Tabelle