Sport/Fußball

Saufen erwünscht

Gleich sechs deutsche Bundesligaklubs gingen in der ersten Cup-Runde gegen Zweit- und Drittklassler baden. Die Bremer, die um einen Sponsorbetrag von fünf Millionen Euro erstmals Trikotreklame für einen (bei Tierschützern verhassten) Geflügelkonzern machen, unterlagen mit ihren österreichischen Nationalspielern Prödl, Junuzovic und Arnautovic in Münster 2:4. Da lachen die Hühner.

In Aue liefen die Spieler von Eintracht Frankfurt wie aufg’scheuchte Hendeln herum. Und in Karlsruhe wird Paul Scharner froh gewesen sein, dass er nur auf der HSV-Bank saß und somit schuldlos miterlebte, wie die Hamburger bei 36 Grad gegrillt wurden.

Eine ähnlich hohe Temperatur wird für Donnerstag in Saloniki erwartet, wenn Rapid dort um den Aufstieg in die Europa-League-Gruppenphase kämpft. Aber mit der Hitze kommen Fußballer inzwischen viel besser als früher zurecht. Was auch an geänderten Trinkgewohnheiten liegt.

Noch in den 1960er-Jahren wurde der Schreiber dieser Zeilen als Schülerkicker vom Vienna-Jugendleiter und ehemaligen Wunderteamspieler Leopold Hofmann niedergebrüllt, weil er an einem unerträglich heißen August-Tag in der Halbzeitpause zum Wasserhahn gelaufen war.

Noch in den 70ern wurde jedem Rapid-Spieler im hochsommerlichen Rapid-Trainingslager von Trainer Gerdi Springer unter Androhung von Geldstrafen nur ein Glas Mineralwasser am Tag gestattet.

Und noch Anfang der 90er ließ der sonst so fortschrittliche Wundertrainer Ernst Happel bei 35 Grad ausnahmslos mit langen Hosen und hochgeschlossener Jacke trainieren.

Aus heutiger Sicht Harakiri mit Anlauf. Bis zu fünf Liter Flüssigkeit können Fußballer im Sommercamp täglich zu sich nehmen, sagt Hans Krankls Leibarzt Medizinalrat Robert Lugscheider. Aber nicht mehr als ein Viertel sollte es (wegen der limitierten Kapazität des Magens) innerhalb einer Viertelstunde während eines heißen Matches sein. Deshalb stoppen die Schiedsrichter derzeit überall in Europa die Spiele zwecks Trinkpausen.

Manche Trainer geraten freilich in den Verdacht, zur falschen Flasche gegriffen zu haben. So narrisch gebärden sich die an der Seitenlinie.

wolfgang.winheim@kurier.at