Salzburg trotz Heimsieg im EL-Halbfinale gescheitert
Es hat nicht sollen sein. Eine aufopfernde Leistung der Salzburger im Semifinale der Europa League gegen Olympique Marseille wurde nicht belohnt. Die Franzosen, die mehrmals haarscharf an einem dritten Gegentor vorbeigeschrammt waren, erreichten glücklich das Finale.
Österreichs Serienmeister holte nach einer begeisternden zweiten Hälfte den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel auf. Die Partie ging in die Verlängerung – und wurde endgültig zu einem Krimi. In dieser hatte Salzburg die besseren Chancen – bis nach einem Eckball, der eigentlich keiner war, das entscheidende Auswärtstor fiel.
Im Finale am 16. Mai in Lyon trifft Marseille nun auf Atletico Madrid. Der spanische Spitzenklub schaltete im zweiten Semifinale Arsenal knapp aus.
Salzburg-Trainer Marco Rose hatte seine Startelf auf zwei Positionen verändert. Statt U-21-Teamspieler Hannes Wolf kam wie in allen Europa-League-Partien davor Xaver Schlager. Der 20-Jährige übernahm den offensiven Part in der Mittelfeldraute. Neben Munas Dabbur stürmte Frederik Gulbrandsen. Der zuletzt formschwache WM-Starter Hee-Chan Hwang saß wie Wolf zunächst auf der Ersatzbank.
Aber auch bei Olympique Marseille gab es eine Umstellung in der Startelf. Der angeschlagene griechische Teamstürmer Kostas Mitroglu fehlte, für ihn begann Valere Germain, der in der vergangenen Saison mit AS Monaco das Semifinale der Champions League erreicht hatte. Im Tor stand wieder Yohann , der zuletzt verletzte Stammkeeper Steve Mandanda hatte es erneut nicht in den Kader geschafft. Er saß nur auf der Tribüne.
Feurige Fans
Begleitet wurden die Franzosen von gut 2000 Anhängern. Einige von ihnen hatten vor dem Spiel für Probleme gesorgt. Bei einem Fanmarsch vom Salzburger Stadtzentrum zum Stadion in Wals-Siezenheim hatten sie sich auf die Gleise der Westbahnstrecke verirrt. Der gesamte Zugverkehr musste für gut 15 Minuten unterbrochen werden.
In der Red-Bull-Arena waren die OM-Fans dann alle in Blau oder Weiß gekleidet und sorgten wie beim Hinspiel für eine südländische Stimmung. Die hat auch gestern im Stade Vélodrome geherrscht. 22.000 waren zum Public Viewing in die EM-Arena gekommen.
Die OM-Anhänger, die in Salzburg waren, sahen im Nebel, den sie durch das Abbrennen von einem guten Dutzend Bengalischer Feuer verursacht hatten, einen extrem offensiven Beginn ihrer Mannschaft. Die Salzburger hatten Probleme. Minutenlang brachten sie den Ball nicht aus der Gefahrenzone.
Marseille hatte auch die erste Halbchance: Nach einem Payet-Freistoß kamen drei OM-Spieler nicht richtig zum Ball, darunter war auch Florian Thauvin (5.). Im Hinspiel hatte der Flügelstürmer aus einer ähnlichen Aktion für das frühe 1:0 gesorgt.
Erst nach gut zehn Minuten konnten sich die Salzburger aus der Umklammerung befreien. Und auch Österreichs Meister hatte früh eine Chance: Pelé konnte einen Dabbur-Schuss erst im zweiten Versuch bändigen (13.).
Nach gut 20 Minuten beruhigte sich die bis dahin extrem hektische Partie. Es gab auch wesentlich weniger Unterbrechungen als in der Startphase. Chancen blieben aber Mangelware. Zur Pause stand es 0:0, Salzburg benötigte also weiter zwei Tore, um zumindest in die Verlängerung zu kommen.
Nach Wiederbeginn hätten die Franzosen früh in Führung gehen können, ja eigentlich müssen: Solospitze Germain traf nach herrlicher Payet-Vorarbeit allerdings das Tor nicht (49.).
Diese Fahrlässigkeit sollte sich schnell rächen. Aus einer Einzelaktion fiel die Salzburger Führung: Haidara umkurvte die halbe Marseille-Elf und schoss ein – 1:0 (53.).
Plötzlich herrschte eine ähnlich sensationelle Atmosphäre in der Red-Bull-Arena wie beim 4:1 im Viertelfinale gegen Lazio. Die Salzburger waren beflügelt, Marseille wankte und taumelte: Das 2:0 war mehrmals möglich.
Eigentor zum 2:0
In der 65. Minute war es dann soweit – und Salzburg hatte das Glück des Tüchtigen: Nach einer zur kurzen Abwehr von Rami kam Schlager an den Ball. Sein Schuss, der eigentlich vorbei gegangen wäre, wurde von Sarr unhaltbar abgefälscht.
Salzburg hatte noch lange nicht genug. Der eingewechselte Hwang zwang Pelé zu einer Glanzparade (71.). Es sollte die letzte Chance der Salzburger Drangphase sein.
Marseille kam nun wieder besser ins Spiel. Und auch mehrmals gefährlich ins Angriffsdrittel. Einmal hatte Salzburg Glück: Caleta-Car war im Strafraum am Arm getroffen worden, Elfmeter gab es keinen (87.).
Auch deshalb blieb es beim 2:0. Die Salzburger hatten also das 0:2 aus dem Hinspiel egalisiert. Die Partie ging in die 30-minütige Verlängerung. In diese startete Marseille zwar besser, die erste Großchance hatten allerdings die Salzburger.
Nach einem Kopfball von Caleta-Car rettete Pelé wieder einmal mit einer tollen Parade (99). Das 3:0 wäre aufgrund des Chancenplus längst verdient gewesen, auch weil sich Dabbur noch in der ersten Hälfte der Verlängerung eine weitere Großchance erarbeitete.
Nach dem neuerlichen Seitenwechsel kontrollierte Salzburg die Partie, wurde aber nicht mehr gefährlich. Marseille kam in der 116. Minute zum glücklichen, aber entscheidenden Auswärtstor: Nach einem Eckball, der keiner war (ein Franzose war als letzter Spieler am Ball), schoss der eingewechselte Rolando ungehindert ein.
Kurz danach sah Haidara auch noch seine zweite Gelbe Karte. Entscheidend war der Ausschluss aber nicht mehr. Salzburg gewann und ist trotzdem ausgeschieden.
Red Bull Salzburg 2:1 n.V. Olympique Marseille
Red Bull Arena, Wals/Siezenheim
Hinspiel 0:2
Tor: 1:0 Haidara (53.), 2:0 Schlager (65.), 2:1 Rolando (117.)
Salzburg: Walke - Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer (96. Pongracic) - Haidara, Samassekou, Berisha - Schlager (84. Minamino) - Gulbrandsen (68. Hwang), Dabbur
Marseille: Pele - Sarr, Rami, Gustavo, Amavi - Lopez (66. Anguissa), Sanson (102. Rolando) - Thauvin, Payet, Ocampos - Germain (85. N'Jie)
Gelbe Karte: Haidara (76.), Ramalho (85.), Caleta-Car (94.), Dabbur (117.) bzw. Sarr (36.), Lopez (39.), Rami (57.), Germain (78.), Payet (85.), Amavi (100.), Rolando (117.)
Gelb-Rote Karte: Haidara (120.)