Sport/Fußball

Salzburg sucht die Balance

Es war der Leitspruch von Huub Stevens. "Es muss die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmen", erklärte der Ex-Salzburg-Trainer immer, wenn man ihn fragte, was nun das Wichtigste im Fußball sei.

Bei seinem Nach-Nachfolger Roger Schmidt stimmt diese Balance noch nicht. Das deutete sich beim 2:0 bei Sturm an, das zeigte sich beim 4:3 gegen Düdelingen und wiederholte sich beim 3:2 am Samstag gegen Mattersburg. Offensiv hui, defensiv pfui – die Auftritte des Meisters lassen sich momentan recht simpel erklären.

Schmidt schien das nach dem mühevollen Sieg gegen die Mattersburger, die vor der Samstag-Partie in neun Versuchen in Salzburg gerade einmal ein Tor erzielen hatten können, egal zu sein. "Wichtig ist nicht wie, sondern dass wir gewonnen haben", meinte der Deutsche, der das Spiel wie immer mit verschränkten Händen, fast zur Salzsäule erstarrt, stehend neben der Trainerbank verfolgt hatte.

Eine Fußball-Mannschaft ist ein fragiles Gebilde, die Salzburger Mannschaft ist da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Nach einer offensiv äußerst gefälligen Hälfte, in der defensiv allerdings ähnliche Fehler passiert sind wie gegen Düdelingen, die von den Mattersburgern allerdings zunächst nicht ausgenützt werden konnten, reichte ein Gegentor, um die Salzburger völlig aus dem Konzept zu bringen.

Folgen des Trainer-Ringelspiels

Das Warum ist relativ leicht erklärt: das Salzburger Trainer-Ringelspiel. "Zuerst macht ein Trainer mit uns zwei Wochen die Vorbereitung, dann kommt der nächste Trainer für zwei Wochen und dann wieder ein Neuer. Jeder studiert etwas anderes mit uns ein", hatte Verteidiger Martin Hinteregger schon nach dem blamablen Ausscheiden gegen Düdelingen gemeint.

Und die Folgen sieht man auf dem Platz. Viele Salzburger wissen augenscheinlich nicht, was sie bei einem Ballverlust tun sollen. Die Räume zwischen Defensive und Offensive sind viel zu groß. Das nützten die Mattersburger nach einer 45-minütigen Anlaufzeit, sie konnten mehrmals ungehindert 40, 50 Meter Sololäufe hinlegen. Das schien Schmidt nach dem Spiel nicht wirklich gestört zu haben. "Das kann schon mal vorkommen", meinte der Deutsche, der noch immer keine Stamm-Verteidigung gefunden hat.

Bis Samstag war Hinteregger die einzige Konstante in der Salzburger Innenverteidigung. Mit vier Partnern in drei Spielen (Sekagya, Schiemer, Douglas, Ilanker) bildete er ein Duo. Gegen Mattersburg musste der 19-Jährige zusehen. Statt ihm und dem gesperrten 23-jährigen Ilsanker bot Schmidt den 26-jährigen Schiemer und den 31-jährigen Sekagya auf.

Das hatten viele Experten auch nach den drei Gegentreffern gegen Düdelingen gefordert. Weniger Chancen als die Luxemburger gegen eine unerfahrene Innenverteidigung hatten die Mattersburger gegen eine routinierte Innenverteidigung aber auch nicht, vielleicht sogar mehr. Nur sie haben halt nur zwei genützt.

Liegt es vielleicht am defensiven Personal? Fragen nach neuen Spielern in diesem Bereich wollte Schmidt am Samstag nicht wirklich beantworten. Aber nach dem Düdelingen-Spiel wollte der für einen Deutschen wortkarge Trainer auch Fragen nach offensiven Verstärkungen nicht beantworten. Zwei Tage später vermeldete dann Salzburg den Vollzug der Transfers der beiden Norweger Berisha und Nielsen, die gegen Mattersburg aber noch nicht dabei waren.

Kaderzusammenstellung

Die Salzburger werden den komisch zusammengestellten Kader mehr verändern müssen als eigentlich geplant war, um die Spielphilosophie des neuen Trainers umsetzen zu können. Der einzige Spieler, der in der Innenverteidigung und im zentralen defensiven Mittelfeld die Vorgaben von Schmidt momentan schon wirklich umsetzen kann, ist und bleibt ein Risikospieler.

Zwar dürfte der Grund für die Auswechslung von David Mendes da Silva, der gegen die Mattersburger die beiden ersten Salzburger Tore mustergültig vorbereitet hat, kein Muskelfaserriss, sondern nur eine Muskelzerrung sein. Sollte dies eine MRI-Untersuchung bestätigen, würde der Niederländer nur zehn Tage ausfallen.

Aber Mendes ist und bleibt extrem verletzungsanfällig. Für das Um und Auf im Salzburger Spiel gibt es weit und breit keine Alternative im Salzburger Kader, die nur annähernd seine Qualitäten hat. Christoph Leitgeb ist so weit von seiner Form entfernt, dass man sich momentan nur schwer vorstellen kann, dass er diese je wieder findet. Rasmus Lindgren ist ein Spielverschlepper und kein Spielbeschleuniger. Und Stefan Ilsanker ist eher Spielzerstörer als ein Spielgestalter. Eine personelle Verstärkung auf dieser Position als Alternative für Mendes wird wohl unumgänglich sein, überhaupt dann, wenn Schmidt weiter mit einem 4-2-3-1-System spielen will.

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