Sport/Fußball

Ausverkauf im englischen Fußball

Nick Hornby ist ein bekannter englischer Schriftsteller und bekennender Fußballfan. Der Autor von „Fever Pitch“ sagt: „Der englische Fußball ist von Oligarchen und Scheichs ruiniert worden. Es gibt zu viele Fußballer in England, die zweihundertfünfzigtausend Euro in der Woche verdienen und keinerlei Interesse an dem Klub haben.“

Heute beginnt die Premier League wieder, und die Kritik an den ausländischen Investoren wird immer größer. Zumal die Erfolge der englischen Klubs überschaubar sind. Es schmerzte besonders, dass letzte Saison alle Engländer im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden sind. Und im Finale in London standen Dortmund und die Bayern. So schrieb der Guardian: „Kein anderes Land in Europa verkauft Fußballklubs wie wir. Deutschland, mit zwei Mannschaften im Endspiel der Champions League, spottet darüber.“

Die US-Boys

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Im Juli ging der elfte der 20 Klubs in der Premier League in ausländischen Besitz. Und schon der sechste Verein wird von einem US-Investor kontrolliert: Shahid Khan kaufte Fulham. Der gebürtige Pakistani verdiente sein Geld als Zulieferer in der Automobilbranche. Mehr als zwei Milliarden Euro soll sein Vermögen betragen. Der Mann aus Florida will Synergieeffekte schaffen mit einer anderen Sportart: Ihm gehört auch der Football-Klub Jacksonville Jaguars, der vier NFL-Spiele in London austragen soll.

Die US-Geldgeber stehen im Verdacht, Geld aus England abziehen zu wollen. Umgerechnet rund zwei Milliarden Euro bekommen die 20 Vereine aus dem Erlös der TV-Rechte. In den USA hat der Sender NBC gerade die Übertragungsrechte für die nächsten drei Jahre erworben.

Der erste Amerikaner, der sich in England groß einkaufte, war Malcolm Glazer, der 2005 Manchester United übernahm. Mittlerweile sind seine Söhne im Klub aktiv. Obwohl in den letzten acht Jahren rund 900 Millionen Euro in die Mannschaft investiert wurden, ecken die Glazers regelmäßig bei den Fans von Manchester United an. Manchester United Supporters Trust (MUST) klagte zuletzt, dass die Glazers das Old-Trafford-Stadion verkaufen wollen. Der Klub bestritt das.

Auch bei Arsenal hat Eigentümer Stan Kroenke Gegenwind von den Fans. 87 Prozent glauben, dass der Klub seit der Übernahme durch Kroenke (ihm gehören in den USA auch Anteile von Football-, Eishockey-, Basketball- und Fußballklubs) im Jahr 2011 nicht gut geführt wird.

John W. Henry hat seit seiner Übernahme im Jahr 2002 das Baseballteam Boston Red Sox zu zwei Titeln geführt. Aber Liverpool? 2010 kauft er den Klub von seinen – bei den Fans verhassten – Landsleuten George Gillett und Tom Hicks. Henry machte zuletzt Schlagzeilen, weil er die Zeitung Boston Globe gekauft hat.

Randy Lerner bei Aston Villa, Ellis Short bei Sunderland und John Henry bei Liverpool sind die weiteren US-Besitzer in der Premier League.

Die Weltenbummler

Von den Nicht-US-Klubbesitzern ist Roman Abramowitsch der schillerndste: Zehn Jahre ist es her, dass der russische Oligarch Chelsea übernommen hat. Diesen Sommer hat er wieder für Schlagzeilen gesorgt – indem er José Mourinho als Trainer zurückgeholt hat.

Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, ein Öl-Milliardär aus Abu Dhabi , hat mit riesigen Investitionen Manchester City zu einem der führenden Klubs in England gemacht.

Aufsteiger Cardiff gehört Vincent Tan aus Malaysia, Hull City dem Ägypter Assem Allam. Und Southampton ist im Besitz einer Schweizer Familie. Markus Liebherr hat den Klub 2009 gekauft, ist aber 2010 gestorben. Seine Hinterbliebenen sind nicht abgeneigt, den englischen Verein wieder zu verkaufen.