Sport/Fußball

Rooneys Comeback

Für einen Boxer kann es in der dritten Runde bereits vorbei sein. Der Sohn des Boxers Thomas Wayne Rooney steigt erst am dritten Spieltag in den Ring.

Folgt das K. o. nach nur 90 Spielminuten? Die Engländer liegen zwar mit vier Punkten auf Kurs, überragend waren die Vorstellungen bisher keineswegs. Groß sind also vor dem Entscheidungsspiel gegen die Ukraine die Erwartungen an Wayne Rooney, der in den ersten beiden Spielen als Gesperrter auf der Tribüne lediglich mit seiner neuen Frisur (die 2011 transplantierten Haare wurden teilweise abrasiert) auffallen konnte.

Eine Tätlichkeit im letzten, bedeutungslosen Quali-Spiel gegen Montenegro hatte dem Star von Manchester United eine Sperre eingebracht, die als besonders dumm bezeichnet werden darf. "Ich habe mich für meinen Fehler entschuldigt und bin froh, jetzt wieder dabei zu sein", erklärte der 26-jährige Stürmer, der sich zu keinen großspurigen Ansagen hinreißen ließ. Die Engländer haben sich unter Teamchef Roy Hodgson eine neue Sachlichkeit verordnet, obwohl die Medien nach anfänglichen Untergangsszenarien bereits wieder auf den Europameister-Modus umgeschaltet haben. "Mit dem spektakulären Sieg gegen Schweden, der nicht der auf Sicherheit bedachten Philosophie von Hodgson entsprochen hat, konnte der Coach viele Kritiker auf seine Seite ziehen", erzählt Paul Scharner, der den 64-Jährigen bis April als Trainer bei West Bromwich erlebt hat.

Über Rooney ist Scharner voll des Lobes: "Er ist ‚outstanding", absolute Weltklasse. In meinen Duellen mit ihm hat er es ausgenutzt, wenn ich nur eine Sekunde nicht aufgepasst habe."

Brüchig

Allerdings passt das Kapitel "Rooney und die Großereignisse" in die seit dem WM-Titel 1966 traurige Geschichte der Three Lions bei Endrunden. 2004 startete der damals 18-jährige Aufsteiger von Everton in Portugal durch – bis zu einer Verletzung am Mittelfußknochen im Viertelfinale gegen den Gastgeber. 2006 half nach einem neuerlichen Mittelfußknochen-Bruch zwar ein Sauerstoffzelt, mit einem Ausschluss (abermals gegen Portugal) war aber auch die WM vorzeitig zu Ende. 2008 wurde gegen Kroatien gar die Qualifikation für die EURO vergeigt. Und 2010 hatte sich der Mann mit irischen Wurzeln zwar zu einem vielseitigen Goalgetter mit großem Arbeitspensum entwickelt – bei der WM war Rooney bis zum 1:4 im Achtelfinale gegen Deutschland aber auffällig ausgelaugt.

Und jetzt ist er so frisch wie ein Joker? Ex-Mitspieler Roy Keane regte an, Rooney nur einzutauschen, weil die Offensive gegen Schweden so gut funktioniert hat.

Hodgson widerspricht: "Seine Qualität und Sehnsucht ist für alle zu sehen. Wenn ich Wayne draußen lassen, wäre in der Kabine die Hölle los." Wenn England scheitert, ist sie das auch.

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