Sport/Fußball

Reichel: "Gebe den LASK nicht her"

Kurz bevor er zu den French Open nach Paris geflogen ist, nahm sich LASK-Klubchef Peter-Michael Reichel Zeit für ein ausführliches Gespräch.

KURIER: Herr Reichel, wann haben Sie erstmals das Gefühl gehabt, heuer könnte es mit der Bundesliga-Lizenz nichts werden?
Peter-Michael Reichel: Schon nach dem Nein in der ersten Instanz. Es war ganz eigenartig. Unsere Planung war nämlich viel vorsichtiger als in den Jahren zuvor.

Offenbar nicht vorsichtig genug!
Wir hatten einen Wirtschaftsprüfer, der grünes Licht gegeben hat – ohne Einschränkung. Das ist ein von der Bundesliga geschulter Prüfer, keiner von uns. Wir haben einen von der weltweit tätigen Firma Price Waterhouse Cooper genommen. Der hat uns besser beschrieben als im Vorjahr. Und dann kriegen wir keine Lizenz – wegen eines Formalfehlers. Unfassbar.

Sie suchen die Schuld immer bei anderen, nie bei sich selbst?
Das ist nicht wahr. Ich halte nichts von Verschwörungstheorien. Wir wissen aber alles ganz genau, wir haben Fakten.

Welche Fakten?
ÖFB-Präsident Leo Windtner versucht als Auftraggeber seit 2004, die Investoren beim LASK zu vertreiben. Es wird ganz gezielt versucht, Einfluss zu nehmen. Überlegen Sie einmal: Vor acht Jahren hat das begonnen, vor acht Jahren.

Windtner wollte beim LASK die Macht übernehmen?
Ja, und ich hätte mich auf gut Oberösterreichisch "schleichen" sollen. Windtner wollte Georg Starhemberg als Präsidenten einsetzen, als Strohmann. Windtner selbst wollte sich nicht hinstellen. Er zieht lieber im Hintergrund die Fäden.

War es Windtners einziger Übernahmeversuch?
Nein. Der Lobbyist Gerhard Stürmer hat mich im Sommer 2010 angerufen – im Auftrag von Windtner. Er wollte einen Termin mit mir und meinem Partner Helmut Oberndorfer. Er hat uns ein mündliches Kaufangebot gemacht. Wir hätten mit 1,5 Millionen Euro abgefunden werden sollen.

Hand aufs Herz: Wie viel Schulden hat der LASK? Das negative Eigenkapital soll 1,632 Mio. Euro betragen?
Ja, minus dem Gewinn dieses Geschäftsjahres wären wir bei rund 1,3 Millionen Euro. Dann gibt es eine Rückstellung für den ehemaligen Spieler Wendel in der Höhe von 400.000 Euro, da hat der Prozess noch nicht einmal begonnen. 850.000 Euro haben meine Tochter Sandra und ich eingelegt – cash. Damit ist die Bilanz auf null.

Schulden

Ist das Ihr Ernst? Der LASK hat keine Schulden?
Schulden sind halt die laufenden Kosten, das sind ein paar Hunderttausend Euro. Wir haben ein enges Budget, weil wir viel investiert haben, um gut Fußball spielen zu können. Aber wir sind ganz sicher nicht pleite.

Es wird auch in der Regionalliga keinen finanziellen Crash geben?
Nein, sicher nicht. Obwohl wir sportlich in einer katastrophalen Lage sind.

Was ist an den Gerüchten dran, die Zaunergroup aus Wallern wolle beim LASK einsteigen?
Ich will Manfred Zauner als Partner haben, neben Helmut Oberndorfer. Ich möchte fünf, sechs zusätzliche Partner gewinnen. Ich bin keine Ich-AG. Es war ja auch der Herr Dr. Windtner, der den Begriff Ich-AG für meine Person erfunden hat. Die einzige Ich-AG in Linz ist Leo Windtner selbst.

Vermissen Sie die Unterstützung der Politik?
In Graz, in Innsbruck, in Wien nimmt die Politik ihre Rolle aktiv wahr, die Klubs werden von der politischen Wirtschaft unterstützt. Bei uns ist das bis auf wenige Ausnahmen nicht der Fall.

Ist es in Wahrheit nicht einzig und allein die Person Peter-Michael Reichel, die alle vergrault?
Alle, die mich kennen, wissen, dass ich kein Reibebaum bin. Ich bin konsequent. Das muss man in diesem Geschäft sein. Gewisse Fußballmanager haben zum Beispiel mit mir keine Freude, weil ich ihnen keine Spieler abnehme.

Wie viel müsste jemand zahlen, um von Ihnen den LASK übernehmen zu können?
Ich gebe den LASK nicht her. Ich verrate Ihnen etwas: Es gibt acht Investoren beim Klub, das weiß niemand. Acht Leute haben beim LASK seit dem Jahr 2000 Geld investiert. Am 30. September 2011 hat erst ein Unternehmen aus Oberösterreich eine Million Euro beim LASK investiert. Es gibt sehr wohl Leute, die uns unterstützen. Ich bin nicht alleine.

Dolfi Blutsch

Sie sind nicht isoliert?
Das ist alles kompletter Blödsinn. Das ist von denjenigen erfunden worden, die mich weiter haben wollen.

Was haben Sie falsch gemacht?
Es ist mir nicht gelungen, den Verantwortlichen klarzumachen, dass wir eine andere Finanzierungsstruktur hier in Linz brauchen. Ich bin ständig gefragt worden, warum ein Herr Hoheneder weggeht, oder ein Herr Klein. Das ist doch klar. Bei uns verdienen sie 5000 Euro, in Wien 20.000 und in Salzburg 50.000. Wir sind nicht konkurrenzfähig.

Aber in der Regionalliga ist der LASK klarer Favorit!
Wir haben noch keinen Trainer, wir haben noch keine Mannschaft. Ich kann jetzt nicht sagen, ich will aufsteigen. Wir haben mit Austria Klagenfurt, Villach, GAK oder Hartberg, je nachdem, wer die Relegation gewinnt, harte Konkurrenz.

Haben Sie schon mit Trainerkandidaten gesprochen? Dolfi Blutsch hat im KURIER seine Dienste angeboten!
Wir können nicht in die Vergangenheit schauen. Als Trainer oder Sportdirektor kommt Blutsch nicht infrage. Ich kann ihn mir aber als Scout gut vorstellen.

Wer wird dann Trainer?
Ich will einen Mann wie Thomas Weissenböck. Er muss die Liga kennen, er muss mit jungen Spielern arbeiten können. Ich brauch` keinen großkopferten Trainer, er muss mit beiden Füßen am Boden stehen.

Ist Ivo Vastic ein Thema?
Natürlich. Er hat sich aber ein Haus in Wien gekauft, die Tochter macht nächstes Jahr Matura. Ich glaub` nicht, dass der Familienmensch Vastic zum Pendler wird.

Wie schaut`s bei den Spielern aus?
Torhüter Mandl ist weg, auch Aigner wird wohl nicht in der Regionalliga bleiben. Wir haben aber viele junge, gute Spieler.

Stimmt es, dass die Spieler in der Regionalliga um 40 Prozent weniger verdienen als in der Ersten Liga?
Nein, um 30 Prozent.

Mit welchem Budget planen Sie?
Kann ich wirklich noch nicht sagen. Ich muss erst Gespräche führen und schauen, woher wir Unterstützung bekommen.

Wird es nun in der Regionalliga einfacher, einen Hauptsponsor zu finden?
Ich glaube, wir werden uns leichter tun, weil auch die Preise niedriger sind.

Wann werden Sie beginnen, mit den Spielern zu sprechen?
Die sind ja alle auf Urlaub. Spätestens am 11. Juni werde ich damit beginnen.

Denken Sie daran, einen Sportdirektor zu holen?
Wir haben jetzt keinen, wir werden auch in der Regionalliga keinen brauchen. Wenn wir in die Bundesliga aufgestiegen wären, hätte ich gerne Alfred Hörtnagl gehabt. Wir haben ja einige Gespräche mit ihm geführt.

Sie bleiben noch bis Dienstag in Paris, bei den French Open. Können Sie beim Tennis ein wenig die Sorgen mit dem LASK vergessen?
Es ist eine wahrhaftig geistige Erfrischung, nicht jede Minute an den LASK denken zu müssen.

Wo werden Sie mit dem LASK in der neuen Saison die Heimspiele austragen? Sie müssen ja aus dem Linzer Stadion ausziehen.
Traun ist eine Möglichkeit. Vielleicht können wir aber auch eine Art Road Show machen. Ich kann mir vorstellen, unsere Heimspiele über ganz Oberösterreich verteilt auszutragen. Der LASK on tour also. Wo das Sekretariat und die Büroräumlichkeiten hinkommen, wollen wir bis Ende der Woche wissen.

Verstehen Sie, warum oö. Verbandschef Willi Prechtl Sie so heftig angegriffen hat?
Prechtl ist völlig inkompetent in Sachen Profifußball. Der weiß ja gar nicht, wovon er spricht. Das Einzige, was er weiß, ist, dass wir ein lästiger Gesellschafter in der Akademie sind.

Herr Reichel, warum tun Sie sich das alles an?
Weil mir der LASK am Herzen liegt. Leider geht es im Fußball sehr derb zu. Alle gehen auf mich los. Dabei bin ich der Einzige, der was tut. Alle andere reden gescheit.

Bereuen Sie es, dass Sie im Jahr 2000 ins Fußballgeschäft eingestiegen sind?
Ja, weil ich von manchen Menschen enttäuscht worden bin.