Sport/Fußball

Rasen-Probleme belasten Bundesliga

Wenn ein österreichischer Fußball-Fan in Wochen wie diesen auf seine Gesundheit achten möchte, dann sollte er beim Fernsehen auf das Zappen durch die Kanäle verzichten. Denn es könnte Blutdruck und Kreislauf nicht zuträglich sein, Kopfschmerzen sind auch nicht auszuschließen.

Wer am Sonntag vom Duell Kapfenberg gegen Sturm im öffentlich-rechtlichen TV umschwenkte auf Roma gegen Lazio im Bezahlfernsehen, der wähnte sich in einer anderen Sportart.

Nämlich beim Fußball.

Die ersten Frühjahrs-Runden in Österreich waren alles, nur keine Werbung für den heimischen Fußball. Schlechte Rasenverhältnisse, schwache Spiele, kaum Tore, auf den Tribünen Fans, die wegen der Kälte und nicht ob der spannenden Matches zittern. So wird es dem Fußballfan schwer gemacht, seine Leidenschaft zu lieben. Wen wundert’s, dass er in bessere Ligen fremdgeht.

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Infrastruktur

Der Untergrund macht nicht nur die Spieler rasend. Einerseits verfügt nur die Hälfte der Stadien über eine Rasenheizung, andererseits ähnelt das vermeintliche Grün dann dennoch einem Krautacker. Was nützt eine Rasenheizung, wenn sie zu kurzfristig in Betrieb genommen wird? Die Klubs argumentieren mit den Kosten von 1000 Euro pro Tag. International ist es bei größeren Klubs üblich, dass die Rasenheizung von Anfang November bis Ende März glüht. Durchgehend. In Innsbruck beispielsweise ist der Platzwart Angestellter der Stadt und dem Klub nicht weisungsgebunden.

Wie ist es möglich, dass der Wiener-Liga-Klub Donaufeld am Sonntagvormittag auf einem weitaus schöneren Platz spielen kann als am Nachmittag Kapfenberg in der Bundesliga im ORF-Livespiel vor 290.000 Konsumenten?

Bundesliga-Vorstand Georg Pangl, Verkäufer des Produktes Fußball, diskutierte die Rasen- und Flutlicht-Problematik am Montag im Aufsichtsrat. "Ich bin ein Verfechter von Professionalität." Er fordert einheitlich Rasenheizungen. Zwingend einforderbar wäre dies jedoch frühestens 2014.

Ungeachtet dessen sind die Trainingsbedingungen der Klubs teilweise inakzeptabel. Eine Kältewelle – in Österreich so wahrscheinlich wie Sonnenschein im Sommer in Südspanien – reicht aus, um die Vereine zur Improvisation zu zwingen. Die Admira trainierte vor dem Frühjahrs-Start eine Woche in der Turnhalle, die Austria in der Kunstrasenhalle ihrer Akademie. Wer dann noch ein gepflegtes Kombinationsspiel erwartet, ist Verweigerer der Realität.

Leere

Die Lautstärke macht die Musik. Ein durchschnittliches Spiel wirkt in einem vollen Stadion automatisch besser als vor leeren Tribünen. Weil die Infrastruktur in den meisten Stadien immer noch nicht internationalen Standard vorweisen kann, müssen Fans selbst bei Plusgraden frieren, sobald der Wind durch die Arena pfeift. Im Bestreben, kundenfreundlicheres Ambiente zu bieten, bleibt es aber oft nur beim typisch österreichischem Flickwerk.

Vielleicht leistet ja Firma x-heat künftig mit Heizdecken, Heizstrahlern und Heizpölster Abhilfe, wenn die Tests in die Praxis umgesetzt werden.

Nummer sicher

Das Motto der Klubs lautet vor allem auf unebenem Geläuf: Die Null muss stehen. Dumm nur, dass das nicht nur für hinten, sondern auch für vorne gilt. Kaum eine Mannschaft nimmt in der Offensive Risiko, viel lieber steht man defensiv gut.

Genieblitze

Die Offensivgeister spuken noch nicht durch gegnerische Strafräume, die Stürmer laufen ihren Torerfolgen hinterher. Bezeichnend ist, dass Mattersburg, in der Vergangenheit kaum bekannt für Offensivfeuerwerke, mit sechs Toren die meisten Treffer erzielte.

Abgänge

Die Besten verlassen eben die Ausbildungsliga. Attraktive Spieler wie Junuzovic oder Barazite machten in der Vergangenheit oft den Unterschied aus und fehlen jetzt. Nicht nur der Austria.

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