Sport/Fußball

Rasante Entwicklung

Krakau und Warschau trennen rund 300 Kilometer. Ein Hüpfer eigentlich. 140 Stundenkilometer darf man auf Polens Autobahnen fahren. Macht etwas mehr als zwei Stunden für die Strecke.

Würde machen. Wenn, ja wenn, es eine Autobahn geben würde. Aber Autobahnen sind in Polen rar.

"Mit fünf Stunden müssen Sie schon rechnen", sagte der Mann hinter der Hotel-Rezeption. Laut seiner Rechnung kann man auf der Hauptverkehrsader zwischen den zwei polnischen Metropolen einen Schnitt von 60 Stundenkilometern erzielen. Es war aber Feiertag, daher durfte ein Rekord von viereinhalb Stunden gefeiert werden. Obwohl eine Fronleichnamsprozession zur Staubildung beigetragen hatte. Je länger die EM dauert, desto mehr Einladungen zu diversen Prozessionen trafen ein. Einmal war es ein Bagger, der auf dem Weg von Warschau nach Posen scheinbar auf Jobsuche auf der Durchzugsstraße dahinrollte. Und zwischen Posen und Breslau machte ein Bauer mit seinem Traktor die Bundesstraße zum Güterweg.

Überholt

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Man fühlt sich und andere Verkehrsteilnehmer dem Himmel etwas näher, wenn man sogar aus der Distanz diverse Überholmanöver ungeduldiger Lastwagenfahrer beobachtet. Die Auslegungen von Sicherheitsabständen und Geschwindigkeitsbeschränkungen können in Polen dabei durchaus variieren.

Beispiel Warschau: Mitten im Zentrum der Hauptstadt lieferten sich vor einem beliebten und daher auch belebten Gastgarten eines Grillrestaurants zwei Motorradfahrer ein Duell auf dem Hinterrad mit rund 80–90 km/h. Kurze Zeit später gaben sich der Fahrer eines Porsche und der eines Ferrari ein Stelldichein und dann ein Auf-und-Davon mit rauchenden Reifen und brüllenden Motoren – mit geschätzten 100 km/h. Geschwindigkeitsmesser offizieller Natur waren keine in Sicht.

Dabei ist der Hinweis "Fotoradar" samt kurz darauf auftauchendem Kastl auf dem Land ein häufig wiederkehrender Anreiz zum Rückzug des Gasfußes.

Trotz flächendeckenden Radarboxen und teils Schneckentempo auf den oft schlechten Landstraßen ist Polen Rekordhalter, ist europaweit die Nr. 1 in der Unfallstatistik. Nirgendwo sonst sind im vergangenen Jahr so viele Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben. Auf eine Million Einwohner sind 109 Menschen auf polnischen Straßen umgekommen. In Österreich waren es nur 62. Den niedrigsten Wert haben die Briten, die 2011 pro Million Einwohner nur 32 Verkehrsteilnehmer verloren haben.

Das ist halt die Polen-Position der anderen Art.