Rapid: Schlechtes Blatt im Millionenpoker, Plus am Transfermarkt
Von Alexander Huber
Es war die knappestmögliche Entscheidung: Feyenoord ist mit einem Koeffizienten von 21,500 gesetzt, Rapid mit ebenso 21,500 Punkten im Play-off zur Europa League nicht mehr. Die Hoffnung der Hütteldorfer, dass bei Gleichstand das Länderranking zählt (Österreich liegt vor den Niederlanden), zerstörte die UEFA: Der Klub aus Rotterdam bleibt über dem Strich, weil – im Unterschied zu Rapid – in der Vorsaison im Europacup gepunktet wurde.
Nur ein Europacup-Pünktchen ab der Gruppenphase mehr in den vergangenen fünf Saisonen hätte alles zugunsten der Grünen verschoben.
„Das macht den Weg zu unserem großen Ziel Gruppenphase nicht einfacher. Im Gegenteil. Ich hätte schon gedacht, dass wir noch zu den Gesetzten rutschen“, seufzt Fredy Bickel mit dem Blick auf mögliche Gegner wie Sevilla oder St. Petersburg. „Auch Basel mit Trainer Marcel Koller muss nicht sein“, sagt der Sportdirektor.
Heißer August
Auf Rapid warten entscheidende Tage und Wochen. Heute erstes Liga-Heimspiel gegen Altach (17 Uhr); Montag Auslosung für den möglichen Play-off-Gegner, erstmals seit 2012 als ungesetztes Team; am Donnerstag Hinspiel in der dritten Quali-Runde in Bratislava, das Aufeinandertreffen mit der rechtsextremen Fan-Szene von Slovan wird heikel.
„Spielerisch und offensiv stark“, sagt Trainer Goran Djuricin nach dem Lokalaugenschein in der Slowakei beim 3:1-Sieg von Slovan gegen Balzan.
Sollte die Hürde Bratislava – so wie 2007 – genommen werden, warten bis Ende August durchwegs englische Wochen. Die millionenschwere Entscheidung über den Einzug in die Europa League fällt heuer erst am 30. August. Einen Tag vor dem Ende der Transferzeit.
Was würde ein vorzeitiges Scheitern auf der internationalen Bühne bedeuten? Drohen Last-Minute-Verkäufe? Eine KURIER-Recherche.
Bickel hatte die Vorgabe, den Kaderumbau als Nullsummenspiel anzulegen: kein Transferminus! „Das wurde übererfüllt“, sagt der Schweizer nach den Verkäufen von Schaub, Galvão und Kvilitaia. Werden die Ablösezahlungen und Leihgebühren für die Neuen abgezogen, bleiben knapp zwei Millionen Euro netto übrig.
Im aktuellen Budget sieht das aber anders aus, weil der Schaub-Verkauf noch für die Bilanz der Vorsaison verbucht wird, wie Geschäftsführer Christoph Peschek erklärt. Der Wechsel des Teamspielers nach Köln zeigt, dass es immer öfter Unterschiede zwischen Ablösesummen und tatsächlichem Gewinn für den Verein gibt.
Nebengeräusche
Köln zahlte etwas mehr als drei Millionen Euro, knapp eine Million ging aber als Beteiligung an den Spieler bzw. sein Management. Das wurde als Zugeständnis für die Vertragsverlängerung im September 2016 von Ex-Sportdirektor Müller ausverhandelt. Immerhin wäre Rapid noch an einem späteren Weiterverkauf von Schaub beteiligt.
Mit den 2,2 Millionen Netto-Ertrag für Rapid liegt Schaub in etwa auf einer Ebene mit Galvão und Kvilitaia. Die Ablöse für den noch verletzten Stürmer könnte sich später erhöhen, wenn der Georgier bei Gent Erfolg hat.
Im Gegenzug könnten bei den bezahlten Ablösen für die beiden teuersten Zugängen – Pavlovic und Barac – noch diverse Boni fällig werden. Vergleichsweise günstig sind die 600.000 Euro Ablöse für Christoph Knasmüllner, dafür wäre Barnsley an einem Weiterverkauf beteiligt.
Ebenfalls nur 600.000 Euro kostete Deni Alar aufgrund seiner Ausstiegsklausel. Der Rückkehrer verdient bei Rapid pro Jahr weniger als Sturm beim letzten, schließlich abgelehnten Angebot gezahlt hätte. Dafür bekam der Teamstürmer einen Bonus, sprich eine Signing Fee.
Last-Minute-Transfer?
Bickel würde die Transferzeit so wie die Engländer am liebsten bereits am 9. August beenden. Dass der 31. August nach einem Europacup-Aus zum Tag des Ausverkaufs würde, bestreiten sowohl der Schweizer als auch Peschek: „Natürlich würde mit dem Einzug in die Gruppenphase vieles leichter gehen. Aber die Liquidität ist auf jeden Fall gesichert.“