Rapid-Präsident: Absage an Kirisits
Von Alexander Huber
Nach Dietmar Hoscher ist auch der zweite Favorit auf die Nachfolge von Rudolf Edlinger gescheitert: Erich Kirisits wird nicht Rapid-Präsident, das sechsköpfige Wahlkomitee votiert geschlossen gegen den Xerox-Manager.
Dabei konnte Kirisits anfangs noch mit der Unterstützung von drei Wahlmännern rechnen. Aber oft sind es Kleinigkeiten, die Großes entscheiden. Kirisits wurde bei einer seiner Präsentationen vor Fans und Entscheidungsträgern gefragt, ob er einer bestimmten Gruppe von Immobilien-Investoren nahe steht und diesen als Mittelmann dienen könnte, um einen Stadion-Neubau fernab von Hütteldorf voranzutreiben. Kirisits verneinte vehement, nein, er würde keinen Immobilien-Investoren nahe stehen.
Während er das sagte, hielt er – zumindest laut Augenzeugen – einen Kugelschreiber mit dem Logo genau jener Immobilien-Gruppe in der Hand.
Das war ein herber Rückschlag – ganz unabhängig davon, ob Rapid nun wirklich in den zweiten Bezirk oder gar nach Aspern übersiedeln sollte – oder diese Gerüchte für immer solche bleiben würden.
Zweiter Rückschlag: Kirisits dachte offenbar, mit seinem Vertrauten Hans Krankl das große Ass im Ärmel zu haben. Die Strahlkraft des Jahrhundertrapidlers wurde scheinbar falsch eingeschätzt. Parallel zu der zu Recht bestehenden Begeisterung und Dankbarkeit für Krankls Leistungen als Spieler haben viele im und um den Verein Bedenken vor der Rückkehr des 60-Jährigen in führender Funktion. Ja, sogar Angst vor ihm und seinen Vorstellungen.
Dritter Rückschlag: Kirisits hatte einen Plan, der in der Privatwirtschaft bei Übernahmen üblich ist, aber bei einem großen und über Jahrzehnte aufgebauten Verein wie Rapid unumsetzbar ist: Fast alle Führungskräfte vom Präsidium bis zu den leitenden Angestellten sollten ausgetauscht werden. Nun kann man über den Leistungsnachweis mancher der lange etablierten Herren sicher diskutieren. Aber die Antwort im Klub war logisch: Das Imperium schlägt zurück.
Neuer Favorit ist laut KURIER-Recherchen Michael Krammer. Der Ex-Orange-Boss leitete die Reformkommission höchst professionell und wird schon lange umgarnt. Das offizielle Ja von Krammer zur Kandidatur steht noch aus.