Rapid in Bratislava: Der Abenteuer-Ausflug ins Ungewisse
Von Alexander Huber
Nach einer Saison ohne Europacup startet Rapid in die Qualifikation zum großen Ziel Europa League. Nach dem 1:1 gegen Altach muss ab 21.05 Uhr in Bratislava eine deutliche Leistungssteigerung her. „Ausgerechnet Slovan“ hieß es nach der Auslosung vielfach. Zum einen stellt der Sieger des europäischen Pokalsieger-Wettbewerbs von 1969 wieder eine spielfreudige Mannschaft mit Qualität, zum anderen drohen Fan-Randale.
Zehn Fragen und Antworten zu einem heißen Ausflug.
Wie gut ist Slovan?
Besser als der knappe Aufstieg gegen Balzan (1:2, 3:1) aus Malta vermuten ließe. Sportdirektor Bickel wundert und ärgert sich, dass im Klub-Umfeld mehr über den möglichen Play-off-Gegner Steaua als über den slowakischen Tabellenführer geredet wird. Trainer Djuricin warnt besonders vor der Offensive mit Stürmer Sporar, der einst auch bei Rapid ein Thema war, und den beiden Flügeln Moha sowie Cavric: „Richtig gute Fußballer mit Tempo und Technik.“
Organisiert wird der Kombinationsfußball vom Sechser Nono. Der Spanier wird wohl der direkte Gegner von Stefan Schwab. „Man sieht es auch an den Ergebnissen vom möglichen Salzburg-Gegner Trnava: Die Top-3 der Slowakei wären auch bei uns im vorderen Tabellendrittel zu finden“, rechnet der Rapid-Kapitän.
Woher kommt das Geld für einen 29-Mann-Kader mit 19 Legionären?
Präsident Ivan Kmotrik wird auf Wikipedia unverblümt als „businessman and gangster“ beschrieben. Dem 59-jährigen Slowaken gehört eine TV-Station und der Slovan-Sponsor „grafobal“. Derzeit wird an einem modernen Slovan-Stadion gebaut.
Was plant Djuricin für den Europacup-Start?
„Es ist ein besonderes Spiel für mich, aber die Vorbereitung läuft wie immer ab“, sagt Djuricin vor seinem ersten internationalen Spiel als Chefcoach. Änderungen in Aufstellung und Taktik schließt der 43-Jährige nicht aus: „Wir wollen den Gegner überraschen.“
Der laufstarke Veton Berisha könnte in die Startelf rutschen.
Wie wird es Rapid anlegen?
„Slovan ist ähnlich gestrickt wie wir: Um die spielerische Linie bemüht und mit einigen Neuen“, sagt Djuricin. Möglicherweise werden die Grünen etwas defensiver agieren, so wie beim letzten Spiel in der Slowakei: Gegen Trencin gab es 2016 im Play-off zur Europa League ein überraschend klares 4:0 nach vielen Kontern und drei Schaub-Toren. Schwab war der vierte Torschütze und ist heute – so schnell geht’s – der einzige, der wieder in der Startelf stehen wird.
Trencin-Coach Martin Sevelda ist jetzt bei Slovan. „Ein Offensivdenker, aber vielleicht hat er aus dem 0:4 gelernt und setzt mehr auf Absicherung“, rätselt Djuricin.
Spielt die Hitze eine Rolle?
Der 9. August könnte der heißeste Tag des Jahres werden, um 21.05 Uhr werden die Temperaturen aber unter 30 Grad liegen. „Im Sommer ist es halt heiß. Viel trinken und abseits des Fußballs nicht zu viel ins Freie gehen – dann darf das kein Problem sein“, sagt Hofmann-Ersatz Mario Sonnleitner, der vor seinem 300. Pflichtspiel für Rapid steht. Das Rückspiel im Allianz Stadion am 16. August wurde übrigens auf 20.30 Uhr vorverlegt.
Wird’s Ausschreitungen geben?
Das muss nicht sein, ist aber so wahrscheinlich wie seit dem Duell mit PAOK Saloniki 2012 nicht mehr. Beide Spiele werden als Hochrisiko-Partien eingestuft. Beim letzten Duell 2007 im UI-Cup krachte es bei beiden Partien, inklusive Feuerstelle der Slovan-Fans auf der Osttribüne im Hanappi-Stadion.
„Wir haben alles getan, was möglich ist, um eine friedliche und sichere Europacup-Reise sicherzustellen“, kündigt Klubservice-Leiter Andy Marek an.
Warum ist dieses Fan-Duell so heikel?
Der Journalist und Rechtsextremismus-Forscher Michael erklärte gegenüber der APA, dass der rechtsextreme Austria-Fanklub „Unsterblich“ seit Jahren enge Verbindungen zur gewaltbereiten Slovan-Szene pflegt. „Unsterblich“ wird von der Austria zwar seit 2013 aus der Generali-Arena ausgeschlossen, laut Bonvalot würden „Verbrüderungstransparente“ mit Slovan dennoch bei Heimspielen der Austria auftauchen.
Im Internet kursiert seit einer Woche eine Ankündigung: Unter den Wappen von Slovan, Austria und Brünn heißt es Richtung Rapid-Fans „Welcome to hell“.
Wie reagiert die slowakische Polizei?
Rapid-Fans wird verboten, in der Innenstadt von Bratislava in Gruppen aufzutreten. Versammlungen würden wohl keinesfalls zimperlich „unverzüglich aufgelöst“.
Der Rapid-Sektor mit 900 Fans im alten Stadion von Lokalrivale Inter soll von der örtlichen Polizei vor Angriffen geschützt werden.
Ist es für Rapidler ratsam, ins 55 km entfernte Bratislava individuell zu reisen?
Keinesfalls. Rapid hat einen Konvoi mit 20 Bussen organisiert, der ab der Grenze in Polizei-Begleitung direkt zum Stadion gebracht wird. Nach dem Spiel werden rund 1000 Fans ebenfalls mit Polizei-Schutz zurück nach Österreich eskortiert.
Was passiert derweil in Hütteldorf?
Mehr als erwartet. Der Pilzbefall im Allianz Stadion stellte sich als besonders aggressiv heraus. Deswegen wird derzeit der komplette Rasen abgetragen. Bereits am Sonntag gegen den WAC soll das neue Grün gut genug verankert sein.
„Eine Herkulesaufgabe, aber wir denken, dass wir es schaffen werden“, sagt Geschäftsführer Christoph Peschek. Die Kosten für den ungeplanten Rasentausch liegen bei knapp über 100.000 Euro.