Sport/Fußball

Rapid als moralischer Derby-Sieger

Die Rapidler werden zu Spezialisten für beherztes Unterzahl-Spiel. Nach der Rekord-Roten in Graz hielten die Hütteldorfer am Sonntag auch im 306. Derby über eine Stunde lang in Unterzahl mit und erkämpften ein 0:0.

Dabei gab es schon vor Anpfiff einen Ausfall. Die Vorfreude sei so groß wie schon lange nicht, hatte Steffen Hofmann erklärt. Beim Aufwärmen war der Spaß für den erfahrensten Rapidler auch schon wieder vorbei. Mit einem Hexenschuss musste ausgerechnet der Kapitän w.o. geben. Marcel Sabitzer sprang trotz seiner Knöchelblessur kurzfristig ein, Europacup-Held Louis Schaub rückte auf die Spielmacher-Position zurück.

Die seit neun Derbys unbesiegte Austria konnte vorerst aus den Personalproblemen keinen Vorteil ziehen. Die versammelte Trainer-Zunft (Pacult, Kühbauer, Hickersberger) sah im ausverkauften Hanappi-Stadion selbstbewusste Rapidler, für die Guido Burgstaller die beste Chance vergab (11.).

Pallas Aussetzer

Erst nach 20 Minuten wurde der Meister gefährlich, meist durch Alexander Grünwald. Zum Helfer für den als Trainer gegen Rapid noch unbesiegten Nenad Bjelica wurde Stephan Palla. Der linke Verteidiger rechtfertigte seine Aufstellung nicht, sah für das zweite derbe Foul nach nur 26 Minuten Gelb-Rot.

Damit war Palla sogar drei Minuten kürzer auf dem Feld als der damals übermotivierte Branko Boskovic beim letzten Derby im Hanappi-Stadion.

Dem Spiel tat die Unterzahl der nun defensiveren Gastgeber (Schrammel ersetzte aus taktischen Gründen Boyd) nicht gut. Die aus der vergangenen Saison unbekannten Ungenauigkeiten im Austria-Spiel wurden offensichtlich. Beide Teams versuchten ein Tempo zu gehen, mit dem sie in technischen Belangen überfordert schienen. Rubin Okotie, der Torschützenkönig Hosiner eine Stunde lang ersetzte und wie immer im Hanappi-Stadion niveaulos beschimpft wurde, war abgemeldet. Mit viel Kampf und Krampf ging es in die Pause.

Zoran Barisic dürfte seine körperlich starke Mannschaft in der Kabine an das 4:2 in Graz nach 89 Minuten in Unterzahl erinnert haben. Rapid wurde wieder lebhafter und damit auch das Spiel. Während es die Austria mit Weitschüssen versuchte, sorgten die Petsos-Freistöße für stete Gefahr. Einen Standard des Griechen köpfelte Christopher Trimmel an die Stange (59.).

Der Ersatz-Kapitän hatte in den letzten sechs Heim-Derbys (1:12 Tore) als einziger Rapidler einen Treffer bejubelt. Dabei blieb es auch, weil Rapid bis zum Schluss spritziger wirkte, die Austrianer aber besser verteidigten als Sturm vor einer Woche.

Bezeichnend, dass die Innenverteidiger Sonnleitner und Rogulj den positivsten Eindruck machten. Und so bleibt als letzter Heimsieg für die Grünen der 14. März 2010 (2:0) unter Pacult stehen. Immerhin konnte Barisic bei seinem zweiten Heimderby als Trainer (nach dem 0:3 mit Abbruch) einen emotionalen Erfolg verbuchen.

SK Rapid Wien - FK Austria Wien 0:0

Wien, Hanappi-Stadion, 16.700 (ausverkauft), SR Lechner.

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Behrendt, Palla - Boskovic (81. Pichler), Petsos - Sabitzer, Schaub (62. Grozurek), Burgstaller - Boyd (30. Schrammel)

Austria: Lindner - Dilaver, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Holland - Gorgon (68. Royer), Stankovic, A. Grünwald (80. Kienast), Jun - Okotie (65. Hosiner)

Gelb-Rote Karte: Palla (26./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Burgstaller bzw. Rogulj, Ortlechner

Tabelle

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wenn man bedenkt, dass wir sehr lange in Unterzahl gespielt haben und dann trotzdem noch so eine Leistung geboten haben, bin ich zufrieden. Immerhin haben wir gegen die Austria gespielt, wir haben nicht allzu viele Torchancen zugelassen. Wir haben dennoch versucht, nach vorne zu spielen. Es wäre sogar ein Sieg möglich gewesen. Beide Gelben Karten für Palla gehen in Ordnung."

Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Der Ausschluss hat Rapid besser getan als uns, das ist oft so im Fußball. Wir wollten nach der Pause komplett anders Spielen, über die Seiten spielen. Über links war das nicht so schlecht, aber über die Rechte Seite haben wir wenig gebracht. Natürlich fehlt uns momentan das Selbstvertrauen, und ohne Selbstvertrauen kann man nicht Fußballspielen. Mit Siegen geht das automatisch. Ich bin voll überzeugt, dass wir auf dieser Defensivarbeit aufbauen können. Wir haben ganz wenig zugelassen. Die spielerische Leichtigkeit fehlt uns noch."

Manuel Ortlechner (Austria-Kapitän): "Ich weiß auch nicht ganz genau, was ich mit dem Ergebnis anfangen soll. Wir konnten sie trotz Überzahl nicht knacken. Aber o.k., wir nehmen diesen Punkt mit. Wir müssen noch die Leichtigkeit des Seins reinbringen."

Marcel Sabitzer (Rapid-Offensivspieler): "Nach dem Ausschluss wollten wir mit einem 0:0 in die Pause kommen. In der zweite Hälfte haben wir uns viel vorgenommen und auch gut gespielt und hätten auch als verdienter Sieger vom Platz gehen können. Wir nehmen aber auch den einen Punkt mit."