"Psychologe" Lederer in Mattersburg gefordert
Die Stimmung, die nach dem 1:2 gegen Innsbruck in der Mattersburger Kabine herrschte, ist nur schwer zu beschreiben. „Sie waren in einem Loch. Es war gruppendynamisch notwendig, dass wir sie aufgebaut haben“, erklärt Martin Pucher. Der Präsident ergriff das Wort und sagte den Spielern: „Wir sind jetzt Letzter, was aber zählt, ist, wo wir nach der 36. Runde stehen.“
Abstiegskampf ist für Pucher und Trainer Franz Lederer nichts Neues. Für einige der jungen Spieler ist es aber neu, dass man zu später Meisterschaftsstunde die rote Laterne trägt. Mattersburg war zuletzt im September 2011 Letzter – aber das war in Runde neun.
„Die Psyche spielt in so einer Situation eine ganz große Rolle“, sagt Pucher. Daher sei jetzt der Psychologe Franz Lederer gefordert. An einen Trainerwechsel ist in Mattersburg nicht zu denken. „Was soll das für die letzten fünf Spiele bringen?“, fragt Pucher. Den Glauben an einen Trainereffekt hat er nie gehabt. „Wir haben ja schon ähnliche Situationen gehabt. Und Kontinuität hat uns dabei immer gut getan.“
Absturz
„Das Verletzungspech lasse ich nur bedingt als Ausrede gelten“, sagt Pucher. Vor allem die Defensive – letzte Saison nach 31 Runden 37 Gegentore, diese Saison schon 60 – musste umgestellt werden. Mit Malic, Rath und Seidl fielen vier Stammspieler langfristig aus.
Hochschaubahn
„Diese Schwankungen gehen mir auf die Nerven. Auch wenn wir mit Schwankungen leben müssen, so sollten sie mit der Zeit doch geringer werden“, sagt Pucher. Die durchwegs jung Mannschaft zeigt keinen kontinuierlichen Aufwärtstrend.
Und die Routiniers? Die verschaffen der Mannschaft kaum Stabilität. Naumoski musste froh sein, dass e r nicht schon früh Rot gesehen hat. Und Bürger ließ sich im Eifer des Gefechts gar zu einem – wenn auch leichten, aber immerhin – Kopfstoß gegen Saurer verleiten. „Sein Ausfall in dieser Situation tut mir fast mehr weh, als die verlorenen Punkte gegen Innsbruck“, sagt Pucher.
Zehn Jahre ist es her, dass in Mattersburg der Aufstieg gefeiert wurde. „Es waren zehn tolle Jahre. Aber eine kleine Stadt wie Mattersburg kann nicht ewig da oben sein“, sagt Pucher. Und er möchte feststellen: „Wenn wir absteigen, dann als wirtschaftlich gesunder Verein.“
Noch wichtiger ist es ihm zu betonen, dass dies kein Abgesang sei. „Im Gegenteil. Wir werden alles tun, um oben zu bleiben. Und wir werden es schaffen.“
Bilder vom Bundesliga-Wochenende
Roland Kirchler hatte es eilig. Er musste auf einen Sprung in die Kabine zu seinen Spielern. „Ich komme gleich wieder“, sagte er. Die Innsbrucker Kicker warteten auf ihren Coach. Dann schallte der Song „Über sieben Brücken musst du gehen“ durch die Tür. Kirchler selbst hatte vor einer Woche diese Devise ausgegeben. Sieben Spiele waren noch zu absolvieren. Mittlerweile haben die Tiroler die Brücken Ried und Mattersburg überschritten, haben sechs Punkte geholt und damit die rote Laterne abgegeben.
„Die junge Garde pusht sich auf, es ist eine gute Stimmung in der Mannschaft“, sagt Kirchler. Nur zum Thema Lizenz (am Dienstag gibt es die erstinstanzliche Entscheidung) fehlen dem Tiroler Urgestein die Worte. „Da kann und will ich nichts dazu sagen. Undenkbar, dass wir sportlich den Klassenerhalt schaffen und dann . . . undenkbar.“
Direktes Duell
Bereits kommendes Wochenende wartet auf die Innsbrucker das nächste Duell gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Wacker gastiert bei Wr. Neustadt. Die Niederösterreicher verspielten in Ried ein 1:0 und dadurch eine bessere Ausgangsposition für die letzten fünf Runden. „Es war viel mehr drinnen“, gestand Neustadt-Trainer Heimo Pfeifenberger. „Jetzt müssen wir gut arbeiten für das Schlüsselspiel gegen Innsbruck, wobei für uns jetzt alle Spiele Schlüsselspiele sind.“
Kaum besser sieht es bei der Admira nach dem 0:2 gestern gegen die Austria aus (siehe Seite 9). „Mit solchen leidenschaftslosen Leistungen wird es gegen jeden schwer“, sagt Admira-Trainer Dietmar Kühbauer. Erst recht kommende Woche beim zweiten Titelanwärter in Salzburg.
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