Sport/Fußball

Neymar ließ sich feiern und gab fast ein Autogramm

Um 18.20 Uhr wurde der Rasen im Wiener Ernst-Happel-Stadion von besonders edlen Füßen getreten: Neymar berührte das vom Regen getränkte Grün im Prater, zuerst mit dem rechten Fuß, dann logischerweise mit dem linken, sonst wäre er ja gleich der Länge nach hingefallen.

Die Zuschauer waren entzückt und beklatschten den Weltstar, von dessen Format derzeit mit Cristiano Ronaldo und Messi nur zwei weitere Spieler global über die Fußballfelder dribbeln. Das Aufwärmen gestaltete der Superstar lockeren Schrittes, dabei hatte er im Zwiegespräch mit Kollege David Luiz auch Scherze auf den Lippen. Dem folgten Dehnungsübungen für die Muskeln, ein halbherzig angedeutetes Kreisen mit den Armen. Dann kam Neymars liebstes Spielzeug ins Spiel, der Ball, und alles war gut. Übertrieben wäre es, zu behaupten, dass sich der Brasilianer beim Aufgalopp den berühmten Hax’n ausgerissen hätte.

Das galt später auch für das Spiel. Ewig schade, dass er noch beim Umziehen war, als zu den Klängen des Radetzky-Marsches 48.500 Fahnen geschwenkt wurden. Neymar hätte in der Sekunde auf sämtliche Samba-Rhythmen gepfiffen.

Störenfriede

Aus dem Rhythmus wollten ihn die Österreicher bringen, das gelang meist mit vereinten Kräften. Fouls von Ilsanker und Kavlak an Neymar konnten das Publikum erquicken und vor Erleichterung durchatmen lassen, so spürbar war die Angst vor seinen Tempoläufen mit dem Ball am Fuß. Wehe, wenn er losgelassen. Neymar agierte an diesem Dienstagabend hauptsächlich durch die Mitte des Feldes und überließ die Flankenläufe über seine angestammte linke Seite lieber seinem Kollegen Oscar.

Vor allem Dragovic und Ilsanker konnten sich in Zweikämpfen behaupten, ihm immer wieder das liebste Spielzeug wegnehmen. Neymar, Kapitän der Seleção und neben Oscar der einzige Handschuhträger unter den Spielern im Prater, bestaunte dann aus nächster Nähe das 1:0 von David Luiz. Unbändige Lauffreude strahlte Neymar nicht aus, vor allem dann, wann er nicht im Besitz des Balls war.

So ging das Gastspiel des Superstars ohne den alles überstrahlenden Genieblitz, aber mit einem Pfeifkonzert zu Ende, weil er sich bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit Zeit gelassen hatte. Teamchef Marcel Koller ärgerte sich: "Das waren ja gefühlte fünf Minuten."

Einem Flitzer mit Barcelona-Dress war’s egal: Der wollte sich das heiß ersehnte Autogramm seines Idols noch auf dem Platz abholen, doch die Ordner wussten es zu verhindern und zerrten den ungebetenen Besucher vom Platz. Eine bleibende Erinnerung war's für ihn wohl trotzdem.