Prödl: "Es wird mir nix geschenkt"
Es ist schon ein herrliches Gefühl, nichts zu spüren. Ohne Schmerzen in der Früh aufzustehen, ohne Probleme laufen zu können, völlig unbeschwert wieder Fußball spielen zu dürfen. Sebastian Prödl weiß nach seiner monatelangen Pause wegen eines Sehnenrisses im Hüftbereich viele Kleinigkeiten mehr zu schätzen. Mit diesem neu erworbenen Wissen möchte er sich seine Fixplätze in der Verteidigung von Werder Bremen und im Nationalteam zurückerobern.
KURIER: Ist Ihr Comeback nach Wunsch verlaufen?
Sebastian Prödl: Schon, denn ich war schneller zurück als erwartet. Ich habe mein Ziel übertroffen.
Kaum waren Sie zurück, hatten Sie auch schon wieder einen Platz in der Werder-Verteidigung. Wie das?
Da ist viel zu meinen Gunsten zusammengekommen: Genau in dieser Phase ist Per Mertesacker zu Arsenal gewechselt, das hat mir natürlich in die Karten gespielt. Und ich war im September schon auf einem körperlich so guten Niveau, dass ich zu Einsätzen gekommen bin.
Also haben Sie Ihr Leiberl fix in der Tasche?
Nein. In den letzten Jahren war ich mehr oder weniger Stammspieler. Als ich nach der Verletzung zurückgekommen bin, war die Konkurrenz mit drei bis vier Innenverteidigern sogar größer als vorher. Mit dieser Situation muss ich mich erst anfreunden. Es wird mir nix geschenkt.
Auch im Nationalteam nicht, wo die Konkurrenz auf Ihrer Position groß ist.
Im Team habe ich mir einen Status erarbeitet. Wenn ich dabei war, habe ich fast immer gespielt - unter verschiedenen Trainern. Ich habe ein gewisses Standing.
Also sehen Sie sich im Team als Fixgröße?
Ja, den Anspruch habe ich für mich. Das ist nichts gegen andere Spieler wie Dragovic, Pogatetz oder Schiemer. Es soll nicht überheblich klingen, aber ich denke, mein Anspruch ist berechtigt. Ich habe in der Vergangenheit diese Position gut ausgefüllt.
Wie war Ihr erster Eindruck von Teamchef Koller?
Sehr gut. Er ist auch der erste Teamchef, der mich in Bremen besucht hat. Wir hatten ein gutes Einzelgespräch, danach hat er auch Trainer Schaaf kontaktiert. Er hat sich über den sportlichen wie privaten Bereich erkundigt und mitgeteilt, was er sich vorstellt.
Was stellt er sich vor?
Das sage ich nicht, denn sonst hätten wir das nicht intern besprechen müssen.
Wie geht es eigentlich Marko Arnautovic?
Ehrlich gesagt, es nervt mich, dauernd nach ihm gefragt zu werden. Es wird schon zu viel geredet. Im Moment ist er vernünftig. Ich hoffe, er bleibt auf diesem Weg.
Sie zogen von Graz aus in die große Fußballwelt. Wie hat sich die Person Sebastian Prödl seitdem verändert?
Ich hätte nicht gedacht, dass die Veränderung so groß ist.
Inwiefern?
Privat bin ich viel selbstständiger geworden. Du sprichst dieselbe Sprache, bist aber doch in einem anderen Land mit einer anderen Kultur. Aber das ist etwas, auf das ich nach meinem Karriereende sicher stolz sein werde.
Worauf?
Dass ich den Sprung ins Ausland gewagt und mich dort durchgesetzt habe. Ich habe mir Akzeptanz erspielt - mit meiner Leistung und mit meiner Art.
Welche Unterschiede gibt es noch im Vergleich zu Ihrer Zeit bei Sturm?
Das ganze Leben ist viel mehr auf Fußball abgestimmt, man wird viel sensibler, was die Öffentlichkeit betrifft. Auch privat muss man sich danach richten. Zwei Tage vor einem Spiel gehe ich abends praktisch nicht mehr aus dem Haus. Ich denke, ich lebe hier meinen Job mehr. Privat verhalten sich die Spieler professioneller, weil eine ganze Maschinerie dahintersteckt.
Sie ziehen doch ohnehin nicht um die Häuser.
Man darf sich ja auch nicht viel erlauben. Abgesehen davon bin ich weniger der Typ für Eskapaden, auch wenn die Versuchungen groß sind. Das ist automatisch so, wenn man mehr verdient, im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht und an Popularität gewinnt.
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