Peter Zulj: „Hatte meinen eigenen Schädel“
Von Harald Ottawa
Ein Beispiel, das Zulj macht. Der 24-jährige Oberösterreicher ist ein Symbol für die tolle Saison von Sturm Graz mit dem Cupsieg und Vizemeistertitel. Am Freitag wurde Peter Zulj von der Liga zum Spieler der Saison gewählt, nun darf er unter seinem Ex-Trainer Franco Foda erneut zum Nationalteam. Ein Aufstieg, mit dem vor einem Jahr, als der gebürtige Welser aus Ried nach Graz kam, eher weniger zu rechnen war. Zumal bis dahin die Glanzlichter gefehlt hatten.
KURIER: Was hätten Sie geantwortet, wenn Ihnen vor einem Jahr wer gesagt hätte Sie würden Cupsieger, Vizemeister und Spieler der Saison?
Peter Zulj: Keine Ahnung. Aber von nichts kommt nichts, wir haben uns alles erarbeitet, ich habe selber viel investieren müssen. Es hat sich ausgezahlt, ich habe meinen ersten g’scheiten Titel.
Der Salzburger Berisha hat kritisiert, dass Sie und nicht er Spieler der Saison wurde...
Mir haben dies Tausend Leute erzählt, aber ich diskutiere so etwas nicht, das habe ich nicht nötig. Immerhin haben Präsidenten, Manager und Trainer der Liga gewählt, das sagt alles.
Was zeichnet den Erfolg der Mannschaft aus?
Dass es bei uns nicht um Stars geht, sondern um die Mannschaft. Bei Fehlpässen wurde nicht kritisiert, sondern für den anderen gelaufen. Wir waren immer ein diszipliniertes Team. Dazu ist auch ein bisschen Glück gekommen, das wir uns aber auch erarbeiten mussten.
Im Frühjahr, als Heiko Vogel als Trainer kam, stockte der Motor aber ein wenig...
Einerseits haben wir nach sehr guten Vorbereitungsspielen geglaubt, es geht auch so, zum anderen spielt Vogel mehr auf Ballbesitz als Franco Foda, der eher auf das schnelle Umschaltspiel setzte. Aber wir haben bald gezeigt, dass wir mit jedem System zurechtkommen. Weil wir die Qualität dafür haben.
Sie werden am 9. Juni 25. Würden Sie sich eher als Spätstarter bezeichnen?
Eine gute Frage. Aber es stimmt schon, dass ich nun gelernt habe, mit dem Kopf ganz beim Fußball zu sein.
Viele Experten meinten vor vier, fünf Jahren, da stünde ein Toptalent vor der Tür. Trotzdem dauerte es eine gewisse Zeit. Warum?
Die Experten waren vielleicht das Problem. Viele sagten zu mir, dass ich ein eben ein Riesentalent bin und ich habe gedacht, dass es dann einfach so von alleine geht, dass man ohne Aufwand für 90 Minuten präsent ist, in Wahrheit reichte es nur für 30 Minuten. Früher hatte ich meinen eigenen Schädel.
Dafür stehen Sie nun zum zweiten Mal im Teamkader. Haben Sie und die anderen Sturm-Spieler Vorteile unter ihrem Ex-Trainer Foda?
Freilich behandelt Foda alle gleich, aber dass wir die Trainingsmethoden kennen, ist vielleicht schon ein Vorteil. Ich tu’ alles, dass ich ihn mit meinen Leistungen im Training überzeuge und hoffe, dass ich eines der Länderspiele von Beginn an bestreite.
Ihr Bruder spielt seit vier Jahren in Deutschland. Sie haben einen Vertrag bei Sturm bis zum 30. Juni 2020, welcher Verein muss kommen, damit Sie Graz verlassen?
Man muss sich mit Sturm zusammensetzen, ob es möglich ist, aber wenn ein Klub aus der Deutschen Bundesliga kommen würde, zu dem mein Spielstil passt, würde mich das extrem reizen. Hier spielen Klassemannschaften wie Bayern, Dortmund oder Schalke. Die 2. Liga hingegen ist keine Option. England wäre auch ein Traum. Auch Transfers nach Italien oder Spanien sind denkbar.
Nach dem 2010 wurde Sturm ein Jahr später Meister. Aufgrund der Dominanz der Salzburger heuer realistisch?
Warum nicht? Salzburg ist nicht Bayern oder Real Madrid. Im Winter werden die Punkte geteilt, vor allem, dann müssen wir konzentriert bleiben und punkten. Vor dem Cupsieg hat auch jeder gesagt, nachdem wir in der Liga klar verloren hatten, dass wir keine Chance in Klagenfurt haben. Wir haben daran geglaubt und als besseres Team mit den Fans im Rücken verdient gewonnen. Ich denke, dass auch Rapid und Austria besser sein werden.