Perfekt: Guardiola wird Bayern-Coach
Am Ende ging alles schnell. Ruck, zuck, und Pep Guardiola war neuer Trainer von Bayern München. Das Amt wird er im Sommer antreten.
Die wichtigste Personalie aber schien vonseiten des Klubs der derzeitige Trainer sein. Auf der Homepage lautete der Titel des Tages: "Heynckes beendet Karriere." Der Abschied des 67-Jährigen war vorrangig, und erst die Überzeile verkündete den Nachfolger: "Guardiola ab Juli 2013 Trainer des FC Bayern."
Um 16.40 Uhr verkündete Bild online: Guardiola ist neuer Bayern-Trainer.
Um 17 Uhr wurde es dann endlich still in der Gerüchteküche, denn die Bayern selbst servierten der Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung das Hauptgericht: Pep Guardiola.
Was kann der Trainer Pep Guardiola?
Uli Hoeneß, der Münchner Aufsichtsratsvorsitzende, sagte: "Als adäquater Nachfolger für Jupp Heynckes kam nur ein Trainer vom Kaliber eines Pep Guardiola infrage." Dabei hat der 41-Jährige von 2007 bis 2013 erst zwei Klubs trainiert: Barcelona A und Barcelona B. Guardiola kannte Barça, er ist Barça. Er wurde als Youngster in der Klubphilosophie ausgebildet, hat das Barça-Spiel auf dem Feld vorexerziert und als Trainer das System so perfektioniert, dass die beste Mannschaft der Welt herausgekommen ist. Aber was gibt es außerhalb von Barcelona? Als Kicker war er bei Brescia, AS Roma und schließlich in Mexiko. Man wird sehen, wie er sich im Bayern-Umfeld behauptet.
Passt der Trainer Pep Guardiola zu den Bayern?
Sportlich ja. Er hat bei Barcelona bewiesen, dass er mit seiner Spielweise erfolgreich und gleichzeitig innovativ sein kann. Er hat aus gut ausgebildeten Fußballern bei Barcelona ein mannschaftliches und taktisches Kollektiv geformt, das Maßstäbe gesetzt hat. Und Heynckes hat bei den Bayern eine Mannschaft aufgebaut, die auf Ballbesitz und Ballzirkulation ausgelegt ist – die Grundlagen des Guardiola-Systems. "Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, den Fußball-Fachmann Pep Guardiola, der von vielen namhaften Klubs umworben und kontaktiert wurde, für den FC Bayern zu gewinnen", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
Was erwartet die Stars des "FC Hollywood" Bayern München?
Dass sie alles für das Team und für den gemeinsamen Erfolg geben müssen. Die Herren Robben oder Ribéry werden keine Extrawürste serviert bekommen. Guardiola hat schon andere Kaliber aussortiert: Ronaldinho, Deco, Eto’o und sogar der von ihm geholte Ibrahimovic wurden abserviert.
Was erwartet den Trainer Pep Guardiola bei den Bayern?
Vor allem die Kakophonie der Verantwortlichen. Irgendeiner spricht immer, sei es Rummenigge, sei es Hoeneß oder sei es Sammer. Und wenn alle schweigen, dann sagt Beckenbauer: "Schau, ma mal." Und in sportlichen Dingen gab es in Barcelona keine Diskussionen. Einen Sportchef wie Sammer, der sich in dieser Funktion selbst verwirklichen will, gibt es dort nicht. Bei Barcelona gibt es ein Grundsystem, das den Spielern schon im Kindesalter in der Fußballschule in "La Masia" eingeimpft wird. So sagte ein Guardiola zu Mitspieler Xavi: "Der wird uns beerben." Er meinte dabei den jungen Iniesta.
Señor Barcelona
Josep Guardiola i Sala wurde am 18. Januar 1971 in Santpedor in Katalonien geboren. Mit 15 kam "Pep" zu Barcelona, wo er von 1990 bis 2001 als Profi spielte. Er wurde sechs Mal Meister und einmal Sieger im Meistercup. Nach Ende seiner Karriere wurde er 2007 Trainer von Barcelona B und stieg ein Jahr danach zum Cheftrainer auf. 2008 bis 2012 gewann Barça zwei Mal die Champions League, drei Mal die Meisterschaft.
Die 80 Fotografen rauften um die besten Plätze vor dem Podium im Konferenzsaal des Münchner Arabella Sheraton Grand Hotel. Die 30 TV-Kameras standen mehr über- als nebeneinander. Viele der 200 Journalisten mussten stehen.
Nein, das alles passierte nicht bei der Präsentation von Josep Guardiola als neuem Bayern-Trainer, sondern vor ziemlich genau fünf Jahren. Damals, am 11. Jänner 2008, wurde Jürgen Klinsmann als Bayern-Coach vorgestellt – ebenfalls sechs Monate, bevor er sein Amt antrat und mit ähnlichen Erwartungen, wie sie jetzt an den Ex-Coach des FC Barcelona geknüpft werden.
"Die Entscheidung, einen unkonventionellen Trainer zu holen, war ein Herzensbedürfnis", meinte Bayern-Boss Uli Hoeneß bei der Präsentation. Doch gerade an dessen Erfolgsansprüchen, die eine konzeptionelle Arbeit unmöglich machen, zerbrach der Konzepttrainer.
Sommermärchen
Der damals 43-jährige Klinsmann, der zuvor für das deutsche Sommermärchen bei der Heim-WM 2006 gesorgt hatte, war zwar mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet worden, der ihm ein Netto-Jahresgehalt von fünf Millionen Euro garantierte. Das Geld bekam er, zwei Jahre ließen ihn die Bayern-Bosse aber nicht arbeiten.
Klinsmann, der die Bayern-Spieler jeden Tag besser machen und den Klub modernisieren wollte, durfte sein auf Langfristigkeit ausgelegtes Konzept nicht durchziehen. Nach einem blamablen Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale gegen den damals von Josep Guardiola betreuten FC Barcelona und einer 1:5-Pleite in der Bundesliga gegen Wolfsburg war am 27. April 2009 Schluss – Klinsmann wurde durch Jupp Heynckes ersetzt.