Sport/Fußball

Parits: "Es ist ein mentales Problem"

In der vergangenen Woche machte Austrias Sportvorstand Thomas Parits etwas, was er sonst nur ungern und selten, vielleicht viel zu selten tut: auf den Tisch hauen. Aber nach den zwei Pleiten im Cup gegen Kalsdorf und in der Meisterschaft gegen die Admira war auch für ihn die Zeit reif für offene Worte mit Trainer Nenad Bjelica und Kapitän Manuel Ortlechner.

Ist die Austria drauf und dran, das mühsam Aufgebaute selbst zu demontieren? Der KURIER sprach in St. Petersburg mit dem Austria-Urgestein.

KURIER: Herr Parits, wie geht es Ihnen in der aktuellen Situation der Austria?

Thomas Parits: Wer mir nach der Niederlage in der Südstadt ins Gesicht geschaut hat, der hat gesehen, wie es mir geht: nicht gut.

Sie haben das Gespräch mit dem Trainer und dem Kapitän gesucht. Brennt der Hut?

Nein, aber wir sind derzeit im Fallen und müssen bald den Fallschirm öffnen. Es ist eine Verunsicherung vorhanden, weshalb wir in den einzelnen Situationen viel zu oft das Falsche machen. Es ist ein mentales Problem.

Nicht die Mehrfach-Belastung, von der gerne immer wieder gesprochen wird?

Nein. In Kalsdorf waren vier Spieler geschont worden, die dann gegen die Admira gespielt haben. Es geht um andere Dinge.

Welche denn genau?

Durch die Verunsicherung trauen sich die Spieler nichts zu. Sie helfen einander nicht auf dem Platz, sondern verstecken sich. Der Ballführende ist ein armer Hund, weil er kaum Anspielstationen hat.

Diese Woche ist für die Austria wichtig: zunächst St. Petersburg, dann Salzburg. Das sind schwierige Spiele, selbst wenn man in Topform wäre.

Absolut. Das sind so und so harte Gegner. Aber ich sehe darin auch eine Chance, das Blatt zu wenden. Im Fußball kann es schnell in die andere Richtung gehen.

Wie soll das funktionieren, so, wie sich die Austria derzeit präsentiert?

Die Mannschaft möchte sich ohne Trainer zusammensetzen und intern alles besprechen. Das finde ich gut, das hat es auch in der vorigen Saison unter Peter Stöger ein paar Mal gegeben. Sie müssen einander ja im Spiel helfen. Vielleicht ist das ein reinigendes Gewitter. Das Dümmste wären interne Schuldzuweisungen. Wir müssen unsere Stärken fördern, die wir nach wie vor haben.

Unbestritten sind die vielen Verletzten. Wirft das violette Lazarett das Team nicht noch weiter zurück?

Wir haben immer noch genug Qualität im Kader, um gegen Kalsdorf und die Admira zu gewinnen. Aber da haben sich alle versteckt. Das ist die Ursache, warum wir nicht in die Gänge kommen.

Und was ist mit der mehrfachen Belastung?

Die lasse ich nicht gelten. Es handelt sich um eine Blockade, die wir endlich lösen müssen. Wir spielen mit einem Rucksack.

In der Meisterschaft hat man schon Boden verloren. Es geht wieder um einen internationalen Startplatz, muss man sich jetzt schon Sorgen machen?

Diesen Startplatz werden wir schon erreichen, wir kommen unter die Top drei. Die Mannschaft hat genug Qualität. Es war uns klar, dass wir so eine Saison wie die vergangene nicht so leicht hinlegen werden. Peter Stöger konnte zudem meist aus dem Vollen schöpfen.

Fehlt den Spielern der Biss, der Hunger, nach dem Erreichen der Champions League?

Das glaube ich nicht. Aber aus der jetzigen Situation kommen wir nur mit Kampf raus. Ich kenne das: Wenn du blockiert bist, glaubst du, dass du alles gibst. Aber das ist nicht so. Wenn man das von außen betrachtet, dann ist das einfach zu wenig.

Wie wäre es mit frischen Kräften im Winter?

Zunächst schöpfen wir das aus, was wir haben. Natürlich kann man personell immer etwas unternehmen. Wir müssen zuerst den Herbst abwarten, dann werden wir analysieren – und notfalls auch reagieren.