Sport/Fußball

ÖFB-Team: Wenn die Pflicht ruft

Es war Julian Baumgartlinger, der nach dem Remis von Dublin die Ruhe bewahrte und optimistisch verkündete, dass selbst der Gruppensieg für Österreich in dieser WM-Qualifikation noch möglich sei. Recht hat er, der flott kalkulierende und positiv denkende Kapitän.

Allerdings sind für dieses Husarenstück zwei Faktoren unerlässlich: Österreich sollte bzw. muss die verbleibenden vier Spiele gegen Wales, Georgien, Serbien und Moldawien allesamt gewinnen, was grundsätzlich nicht unmöglich erscheint. Zweitens müssen die Konkurrenten Wales, Irland und Serbien Punkte abgeben und indirekt den Österreichern in die Karten spielen.

Die Möglichkeit existiert durchaus, allein die Wahrscheinlichkeit ist nicht die allerhöchste, dass alle Wunschresultate Realität werden – wie man an den beliebigen KURIER-Tipps für die restlichen Gruppensiele erkennt (siehe Grafik). Einmal mit einem Sieg Österreichs in Wales und dann einmal mit einem Remis.

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Nichts ist verloren

Die Pflicht ruft die Teamspieler am Samstag in Cardiff gegen Wales, wie auch ÖFB-Präsident Leo Windtner durch die Blume allen handelnden Personen ausrichten lässt. "Uns hilft substanziell nur ein Sieg weiter. Wir hatten 2016 ein Seuchenjahr, doch wir haben 2017 noch nicht verloren."

Das gilt auch für Teamchef Marcel Koller, dessen Verbleib in seinem Amt nicht unwesentlich von einer erfolgreichen Qualifikation anhängt. Auch wenn Windtner im Vorfeld der wichtigen Partie das Thema vom Tisch wischt: "Der Teamchef-Vertrag ist außen vor. Jetzt gibt es nur eines, nämlich volle Konzentration auf Cardiff", sagte Windtner gegenüber der APA. Doch Koller selbst weiß am besten, dass sein Image erfolgsabhängig ist.

Nicht nur in Cardiff, sondern auch danach sind einige Komponenten Voraussetzung für einen Erfolg und eine Teilnahme an der WM 2018 in Russland:

Top-Leistungen

Österreich hat sich immer dann für ein großes Turnier qualifiziert, wenn die Leistungen der Führungsspieler konstant stark waren. Marko Arnautovic kehrt nach seiner Sperre ins Team zurück, dafür fehlt mit dem verletzten Zlatko Junuzovic ein besonders wichtiger Spieler. Arnautovic hat in den vergangenen Spielen in der Offensive den Unterschied ausgemacht, er muss auch diesmal Österreichs Spiel prägen.

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Das gilt besonders für David Alaba im zentralen Mittelfeld. Die ewige Diskussion, ob er als linker Verteidiger besser aufgehoben wäre, ist müßig, weil Koller bzw. Alaba schon eine Entscheidung getroffen haben. Für den Bayern-Spieler ist Wales einmal mehr die Gelegenheit, zu zeigen, dass er im Mittelfeld die entscheidenden Impulse geben kann. In Dublin ließ er die Chance ungenutzt, er konnte als Schlüsselspieler Österreich nicht zum Sieg führen. Von einem Spieler wie Alaba darf man dies erwarten.

Keine Ausreden

Da nur noch die Ergebnisse zählen, ist für ein Wenn und Aber kein Platz. Koller verwies bei der Kaderbekanntgabe darauf, dass er in dieser Woche nur zwei vollwertige Trainings mit der Mannschaft absolvieren könne. Tatsächlich sind sechs Einheiten vorgesehen, in denen man die Spieler körperlich wie taktisch auf Wales einstellen kann. Auch der Ausfall von Junuzovic darf nicht ins Gewicht fallen, zumal das Team in der EM-Quali zwei Ausfälle von Alaba jeweils gegen Russland hervorragend kompensiert hat.

Effizienz

Allzu viele Chancen darf man sich in Wales nicht erhoffen, umso wichtiger wird ein effizientes Verwerten der sich bietenden Möglichkeiten sein.

Zusammenhalt

Auch wenn durch die EURO die völlig normale Gruppenbildung innerhalb einer Mannschaft auch in diesem Team offensichtlich wurde, persönliche Befindlichkeiten müssen die Spieler in den kommenden vier Partien ebenso hintanstellen wie disziplinäre Sololäufe. Die vier nötigen Siege werden nur dann möglich sein, wenn das Kollektiv funktioniert und bei allen Spielern der bedingungslose Wille erkennbar ist.

Gestern Abend bat Teamchef Marcel Koller neben dem Happel-Stadion zum einzigen öffentlichen Training in dieser Vorbereitungswoche auf das Länderspiel am Samstag in Wales. Ab heute weicht man wie schon zuletzt in die BSFZ-Arena in der Südstadt aus, um vier Einheiten abzuhalten. Drei davon sind für Kiebitze je 15 Minuten geöffnet, ein Training ist gänzlich geschlossen. In Ruhe möchte man sich auf die schwere Aufgabe von Cardiff vorbereiten. Das 33.000 Zuschauer fassende Cardiff City Stadium ist bereits ausverkauft.

Interessant wird sein, für welche taktische Ausrichtung sich Koller entscheiden wird. Am 6. Februar 2013 in Swansea setzte er beim 1:2 auf eine Vierer-Abwehrkette mit Markus Suttner als Linksverteidiger, der gegen Superstar Gareth Bale keine gute Figur machte. Der Real-Spieler erzielte ein Tor und wirbelte bis zur 60. Minute über die rechte Flanke.

Zuletzt in Irland wählte Koller ebenfalls die Vierer-Variante, diesmal mit Martin Hinteregger, der auf der linken Position eine sehr gute Figur machte und Österreich sogar in Führung brachte. Daher ist eine Wiederholung dieses Experiments durchaus ebenso vorstellbar wie eine Dreierkette mit Dragovic, Prödl und Hinteregger.

Eine Rechnung offen mit Cardiff hat Guido Burgstaller, der 2014 von Rapid zu den Bluebirds wechselte. In den ersten sechs Saisonspielen kam er fünf Mal zum Einsatz, danach wurde er vom neuen Trainer abserviert.