Nullsummenspiel Meistertitel
Markus Kraetschmer pflegt als Finanz-Vorstand der Austria defensiv zu agieren. Bei ihm muss üblicherweise die Tinte trocken sein, bevor er über Verträge, Deals oder Transfers spricht.
Was bringt ein Titel finanziell, was kostet er einen Verein? Unterm Strich ist es meist ein Nullsummenspiel. Auch bei der Austria, im Fall des Falles.
Eine Million Euro
Die Violetten müssten an die Spieler insgesamt eine Meisterprämie von über einer Million Euro zahlen. "Das hängt jedoch von der Zahl der Punkte ab, die dafür nötig sind. Das ist die große Unbekannte", sagt Kraetschmer. Ebenso gibt es in den Prämien Abstufungen je nach Einsätzen.
Der Meistertitel ist im laufenden Budget freilich nicht berücksichtigt, für die Lizenz gab man nur eine Qualifikationsrunde im Europacup an. Dem Aufsichtsrat wird man bei der nächsten Quartalssitzung am 17. Jänner eine Simulationsrechnung vorlegen. "In diesem Szenario ist aber auch kalkuliert, dass es Bonuszahlungen von einigen Sponsoren bei einem Titel gibt."
Drei "Europacup-Stufen"
Diese zusätzlichen Einnahmen würden rund 75 Prozent der Mehrkosten abdecken, die restlichen 25 Prozent soll ein Mehr bei den Zuschauerzahlen und beim Merchandising ergeben. "Ich rechne mit einem Titelkampf bis zum Schluss, daher auch mit einem erhöhten Zuschauerschnitt."
So richtig lukrativ wird ein möglicher Meistertitel aber erst, wenn man auch in der Verlängerung erfolgreich ist und im Europacup bis in die Gruppenphase kommt. „Das würde natürlich diese 25 offenen Prozent auf alle Fälle abfangen“, rechnet Kraetschmer vor. Für ihn gibt es drei "Europacup-Stufen":
1.) Über die Europa-League-Quali-Phase in die Gruppenphase der Europa League. Das würde rund eine Million Euro einbringen.
2.) Über die Champions-League-Qualifikation in die Gruppenphase der Europa League. Dabei würde die Austria 3,5 Millionen verdienen.
3.) Der Optimalfall – über die Qualifikation bis zur Gruppenphase der Champions League, die man wahrscheinlich im Happel-Stadion bestreiten würde. Dann wäre das negative Eigenkapital mit einem Schlag weg, dann wären auch sämtliche Meisterprämien abgedeckt, weil man rund zehn Millionen kassieren würde.
Negatives Eigenkapital
Reine violette Theorie: Von einem Meistertitel ist die Austria noch 16 Runden weit entfernt. Abgesehen von diesem traumhaften Szenario möchte man das negative Eigenkapital, das derzeit immer noch 2,6 Millionen Euro beträgt, ohnehin stets mit einem Transfer pro Jahr minimieren, falls das Europacup-Abenteuer schon in der Qualifikation endet. 2012 verkaufte die Austria Barazite, Junuzovic und auch Margreitter gewinnbringend.