Sport/Fußball

Nicht reif für die Insel

Rieds deutscher Tormann Thomas Gebauer hat soeben die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen. Das Ansuchen des Deutschen Steffen Hofmann hingegen war, zumal die FIFA die Spielerlaubnis für das ÖFB-Team verweigerte, schon vor sechs Jahren abgeschmettert worden. Andernfalls würde der Rapid-Kapitän vielleicht heute mit nach Kasachstan fliegen. Und nicht nach Köln zum Dreh für Armin Assingers Millionenshow. Immerhin ist Rapid mit zwei Spielern (Joker Guido Burgstaller plus Ersatztormann Lukas Königshofer) im Teamkader vertreten.

Wo aber landete Helge Payer, der unter den Vorgängern von Teamchef Marcel Koller wiederholt der einzige Rapid-Repräsentant gewesen war? Obwohl mit 33 im besten Tormannalter, wechselte die ehemalige Nummer 1 mit der Nummer 1 in die zweite griechische Liga. In die nordöstliche Ägäis. Auf Lesbos. Aber Payer fühlt sich nicht reif für die Insel, sondern rundum glücklich, auch wenn ihn eine Wadenzerrung, erlitten in der letzten Minute des letzten Testspiels, zur Pause zwingt.

Sein zweijähriges Töchterl spielt in der warmen Herbstsonne auf der Terrasse. 300 Meter trennen das Haus vom Strand, wo die Liegen eingemottet wurden. Das letzte Charterflugzeug hatte die Urlauber schon am 15. September heimgebracht. Die Insel-Bevölkerung ist wieder unter sich – abgesehen von ein paar Studenten und acht Fußball-Legionären aus Südamerika, Spanien, Weißrussland und Hütteldorf. Sie alle sind Profis beim Zweitliga-Favoriten. Payer ("Wir haben einen 26-Mann-Kader") staunt über das professionelle Umfeld. Schwärmt vom Trainer und der Zahlungsmoral des Präsidenten.

Überhaupt nichts sei auf der drittgrößten Insel zu bemerken von einer Feindlichkeit gegenüber Deutschsprechenden. Im Gegenteil. "Die Griechen nahmen mich wunderbar auf", beteuert Payer, während im TV nonstop Bilder von wütenden Griechen gezeigt werden, die gegen Angela Merkels Athen-Besuch protestieren.

Ist auf den Inseln alles anders? Übertreiben die Medien? Oder wird Payer seine Meinung revidieren müssen, wenn er auf dem Festland vom Stehplatz-Mob mit Tomaten beworfen wird oder er seine Aufstiegsprämie im Juni nur noch in Drachmen erhält?

wolfgang.winheim@kurier.at