Sport/Fußball

Nations League: Fehlstart für Österreich in Bosnien

Zehn Monate lang hatte sich Teamchef Franco Foda mit seinem Team auf diesen Ernstfall vorbereitet. In sieben Testspielen hatte man eine sehenswerte Bilanz mit sechs Siegen hingelegt, doch gestern Abend stand man am Ende im Stadion Bilino Polje in Zenica mit leeren Händen da. Österreich verlor im vierten Duell zum ersten Mal gegen Bosnien-Herzegowina. Der Auftakt in den neuen Bewerb Nations League misslang mit einem 0:1. Den Unterschied machte für Bosnien letztlich Superstar und Goldtorschütze Edin Dzeko aus.

Das System veränderte Franco nicht im Vergleich zum Sieg gegen Schweden (2:0) vergangenen Donnerstag, die Startelf dafür aber auf zwei Positionen: Lazaro ersetzte Schöpf, Gregoritsch in der Spitze Burgstaller. Das Vorhaben, den Gegner mit Aggressivität unter Druck zu setzen, ging die ersten 25 Minuten durchaus auf, ohne allerdings hochkarätige Chancen vorzufinden. Einen guten Schuss von Arnautovic, von den bosnischen Fans stets ausgepfiffen, drehte Goalie Sehic über die Latte (14.).

Rückfall

Als zollten sie dem Anfangstempo Tribut, liefen die Österreicher bis zur Pause atemlos hinterher, kamen in vielen Aktionen den berühmten Schritt zu spät und somit auch spielerisch außer Tritt. Kleine technische und taktische Fehler schlichen sich ein, aussichtsreiche Angriffe fanden wegen fehlender Präzision vorzeitig ihr Ende. Die Bosnier witterten ihre Chance und wären beinahe in Führung gegangen, doch verpasste allein vor dem Tor (40.). Sein großer Auftritt sollte später noch folgen.

Foda vertraute weiterhin auf seine Elf, nach der Pause mimte Arnautovic die Solospitze, der bis dahin völlig enttäuschende Gregoritsch agierte mehr aus der Etappe.

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Dennoch war zunächst Bosnien am Drücker, eine verunglückte Faustabwehr von Goalie Lindner konnte Duljevic aus 16 Metern nicht nützen (56.). Danach fanden die Österreicher wieder kurz ins Spiel, Lazaro wurde mit einem Schuss vorstellig, in der 70. Minute durfte er sogar kurz jubeln, doch beim Treffer stand er im Abseits.

In der 78. Minute brandete wieder Jubel auf, diesmal lautstark und frenetisch, eben weil Bosnien getroffen hatte. Edin Dzeko, der Mann, von dem die Österreicher gemeint hatten, er besitze keine Schwäche, bestätigte diese Einschätzung mit dem 1:0 . Auf halblinker Position angespielt, zog der Stürmerstar von AS Roma Richtung Tor, wurde von Prödl letztlich zu zaghaft attackiert, und traf genau ins lange Eck.

Ungefährlich

Foda reagierte sofort und brachte nach Sabitzer auch noch Burgstaller für die Offensive. Die Österreicher erzeugten aber nur kurz Druck, Chancen auf den Ausgleich gab es keine. In der Nachspielzeit hätte es sogar schlimmer kommen können, doch Lazaro rettete noch auf der Linie.

Ausgepumpt und teilweise ratlos standen die Österreicher nach dem Schlusspfiff auf dem Platz, schauten Dzeko und Kollegen beim Feiern zu. Die logisch klingende Theorie wurde nur 25 Minuten in die Praxis umgesetzt. Zu wenig, um aus Zenica Zählbares mitzunehmen.

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Bosnien-Herzegowina 1:0 Österreich

Zenica, Bilino Polje, Schiedsrichter Ruddy Buquet (FRA)

Tor: 1:0 Dzeko (78.)

Bosnien: Sehic - Todorovic, Sunjic, Zukanovic, Civic - Besic, Pjanic (89. Krunic), Saric - Visca (87. Zakaric), Dzeko, Duljevic (90. Bajic)

Österreich: Lindner - Prödl, Hinteregger, Ilsanker (86. Schaub) - Lainer, Lazaro, Zulj, Grillitsch (81. Burgstaller), Alaba - Arnautovic, Gregoritsch (72. Sabitzer)

Gelbe Karte: Todorovic (81.) bzw. Hinteregger (20.), Lainer (62.)

"Ein schlechtes Spiel von beiden Seiten"

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Wir haben sehr gut angefangen und das Spiel in den ersten 25 Minuten kontrolliert und dominiert. Wir hatten da auch gute Abschlussmöglichkeiten. Dann haben wir einfach das Spiel aus der Hand gegeben, ich weiß auch nicht warum. Die Bosnier sind aggressiver geworden, haben uns unter Druck gesetzt, und wir konnten uns nicht mehr befreien und haben nur noch hohe Bälle gespielt. Wir haben es dann zur Pause korrigiert und das Spiel wieder im Griff gehabt. Aus dem Nichts sind wir dann aber in Rückstand geraten. In der Vorwärtsbewegung ein Ballverlust, es darf nicht sein, dass du auswärts ausgekontert wirst. Das Problem war auch die Passqualität und die Ballkontrolle. Wir waren nicht konsequent genug. Uns hat auch der letzte Pass und die Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt."

Marko Arnautovic (ÖFB-Kapitän): "Ich denke, dass wir kein gutes Spiel gezeigt haben, aber trotzdem die bessere Mannschaft waren. Es war ein schlechtes Spiel von beiden Seiten, wobei wir trotzdem mehr Chancen gehabt haben, das Spiel zu entschieden. Keiner hat sich einen Sieg verdient, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wir haben dumme Fehler gemacht und hatten Chancen, die wir machen hätten müssen. So ist Fußball, wir müssen damit leben. Wir haben das erste Spiel in der Nations League verloren, wir haben aber noch drei Spiele und können das noch ändern. Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass die Mannschaft dass noch umdreht und wir als Gruppensieger da rausgehen."

Sebastian Prödl (ÖFB-Verteidiger): "Wir haben nicht viel von dem gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten in den Zweikämpfen präsent sein, haben uns nach 20 Minuten aber die Schneid abkaufen lassen. Wir sind nach der Hälfte besser ins Spiel gekommen, haben aber klare Torchancen vermissen lassen. Die Bosnier auch. Dem Tor ging ein klares Handspiel voraus. Das war eine klassische 0:0-Partie, so verlieren wir 0:1. Jetzt sind wir vor der nächsten Partie unter Zugzwang. Das war kein optimaler Start. Die Enttäuschung ist groß. Wir können besser spielen. Wir müssen zuhause zurückschlagen."

Robert Prosinecki (Bosnien-Teamchef): "Es war ein sehr schweres Spiel, Österreich hat eine sehr gute Mannschaft. Wir haben gekämpft, waren echt gut. Meine Spieler haben alles gegeben, aber auch ein bisschen Glück gehabt, und dank einem Tor von unserem Weltklassespieler Dzeko haben wir gewonnen. Wir sind sehr zufrieden. Wir haben Österreich sehr gut analysiert. Es ist für uns ein ganz wichtiger Sieg. Wir haben gezeigt, dass wir Qualität haben."

 

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