Rapid-Arbeitssieg: "Wollten nicht in Schönheit sterben"
Es war kein Fußball-Leckerbissen. Rapid verschaffte sich durch einen 1:0-Arbeitssieg in Graz am Sonntag erneut ein wenig Luft, für Sturm setzte es hingegen den nächsten Dämpfer, der Trainer Nestor El Maestro grübeln ließ. Im Fokus einer "zähen" Partie stand auch der Schiedsrichter, der vor dem entscheidenden Tor kein Foul erkannte.
Nach Hartberg verlor Sturm auch gegen Rapid mit 0:1. "Natürlich sind diese zwei Niederlagen bedenklich. Ich habe aber, was die Zukunft betrifft, keine großen Sorgen", sagte Trainer El Maestro. Der Ergebnis-Pragmatiker musste Vorwürfe fehlender Inspiration im Offensivspiel kontern. Der 36-Jährige empfand dies als "Draufhauen", das dem knappen Verlierer traditionell zuteilwerde. "Ich fand jetzt unseren Gegner auch nicht von großer Inspiration geprägt, und es sind beides Mannschaften auf Augenhöhe."
Tatsächlich kamen die Grazer kaum in die gefährliche Zone. In vier Spielen hat Sturm nur vier Tore erzielt und insgesamt nur 14 Mal aufs gegnerische Tor geschossen. In Österreich würden die meisten Partien auf Augenhöhe geführt, so El Maestro, und durch Tagesform, Einzelqualität und Spielglück entschieden. "Das war heute wieder nicht da. Es ist jetzt das zweite Mal, dass es zäh ausgesehen hat, das zweite Mal ohne Torerfolg. Das macht natürlich Sorgen."
Keine "Fünfsterne-Ultra-Glanzleistung"
Rapid arbeitete den Tick erfolgreicher Fußball. "Das war keine Fünfsterne-Ultra-Glanzleistung heute, aber auf diesem Sieg kann man aufbauen. Wir sind defensiv viel besser gestanden, haben kaum Chancen zugelassen", sagte Tormann Richard Strebinger. Stefan Schwab erzielte nach einer Standardsituation ein Tor, das reichte. "Wir wussten, dass Sturm defensiv gut steht und wollten nicht in Schönheit sterben", erklärte der Rapid-Kapitän. Vor dem anstehenden Kräftemessen mit dem LASK ortete Schwab noch "Luft nach oben", die offenbar gleichzeitig das Ziel ist: "Für uns ist es wichtig, dass wir mehr Luft kriegen und da oben reinkommen."
Des Öfteren im Fokus der zweikampfintensiven Partie stand Schiedsrichter Oliver Drachta, mit dessen Entscheidungen vor allem die Heimmannschaft haderte. Rapids Taxiarchis Fountas hatte vor dem Tor Schwab-Bewacher Tasos Avlonitis energisch weggeblockt. "Wenn es der Schiedsrichter sieht, kann man Foul geben, er hat aber nicht gepfiffen", sagte Schwab und bemerkte: "Solange es keinen Videoschiedsrichter gibt, werden solche Situationen aber nicht geahndet werden."
Drachta hätte die Aktion aber auch in einem allfälligen VAR-Room gleich bewertet, wie der Referee gegenüber Sky durchblicken ließ. "Nach den Videobildern kann ich genau dasselbe sagen." Kühbauer strich Avlonitis' Größenvorteile heraus, sein Fazit: "Fußball ist ein Männersport."
Kritik am Schiedsrichter
Ganz anderer Meinung war man freilich im Grazer Lager. El Maestro äußerte auch eine generelle Kritik: "Es ist bedenklich, wie häufig nach Spielen über die Schiedsrichter diskutiert wird. Es sind bis jetzt einige sehr auffällige Entscheidungen gefallen." Ähnliches bemerkte auch der Geschäftsführer Sport, Günter Kreissl: "Bei engen Entscheidungen fällt die Kugel derzeit nicht auf unsere Seite."
Nach vier Runden stehen die Steirer dort, wo sie in der vergangenen Saison unter Roman Mählich aufgehört haben - auf Platz sechs. "Bitter ist, dass wir jetzt zwei Spiele verloren haben, ohne dass der Gegner besser war", meinte Verteidiger Lukas Spendlhofer. Sein Sportchef gibt sich noch gelassen. "Der Punkteschnitt ist keine Tragödie, wir haben aber vieles liegen gelassen", sagte Kreissl. Der ergebnisorientierte Zugang seines Trainers gefalle ihm sehr, wie der Wiener vor dem Match betonte. "Weil ich nie etwas anderes gesagt habe, als dass wir erfolgreich sein wollen."