Sport/Fußball

Marc Janko: Held oder Sündenbock?

Marc Janko. Kaum ein anderer Name vermag die Fußball-Nation derzeit so zu spalten wie jener des Australien-Legionärs. Dem Stürmer wurde auch gegen Moldawien das Vertrauen von Teamchef Marcel Koller zuteil - fast schon traditionell begleitet von Unkenrufen vieler Fans. Er habe im Team nichts verloren, sei zu langsam, zu behäbig, zeige zu wenig Einsatz. Dass diese Kritik am Stürmer nicht spurlos vorübergeht, zeigt auch ein Facebook-Posting von heute morgen.

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So zwiespältig wie die Meinung der Fans war auch der gestrige Abend für den Stürmer. Eine Hochschaubahnfahrt der Gefühle. Mit einem herausgeholten Elfmeter und einem Kopfballtreffer hatte er maßgeblichen Anteil am Sieg der ÖFB-Auswahl. Mit der dummen Tätlichkeit in der Schlussphase tat er sich und dem Team allerdings keinen Gefallen, zumal die Österreicher dadurch in der Schlussphase gehörig zittern mussten. Über den Ausschluss ärgerte sich der Stürmer maßlos: "Es überwiegt der Frust. Die Rote Karte kann man vielleicht geben, aber dann muss der Schiedsrichter auch konsequent sein und dem moldawischen Tormann Rot zeigen", schimpfte der Australien-Legionär und meinte: "Ich könnte jetzt kotzen."

Die Auseinandersetzung mit dem moldawischen Goalie Ilie Cebanu, der von 2004 bis 2007 in Österreich bei den FC Kärnten Amateuren, bei St. Veit, den Sturm Graz Amateuren, Kapfenberg und Kindberg gespielt hat, beschrieb Janko folgendermaßen: "Er hat mich gestoßen, ich habe zurückgestoßen. Er hat sich fallengelassen und der Schiedsrichter hat nicht gesehen, dass er zuerst gestoßen hat. Es ist bitter, dass er aus so wenig so viel gemacht hat."

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Aggressiv

Die Rote Karte empfand er als klar überzogen. "Ich hätte mit einer Gelben Karte gerechnet. Es war eine hitzige Partie, da hätte ich mir vom Schiedsrichter gewünscht, dass er mehr Fingerspitzengefühl beweist." Hitzig war vor allem Jankos persönliche Partie. Von der ersten Sekunde an war dem Stürmer anzumerken, dass er sich um jeden Preis beweisen wollte. In wenigen seiner 42 Auftritte im Nationalteam hat man den 18-fachen Teamtorschützen so aggressiv erlebt. Kein Zweikampf wurde gescheut, kein Bein zurückgezogen. Aus diesem Blickwinkel kam die Rote Karte nicht einmal überraschend, schon die 81 Minuten davor hatte er geladen gewirkt. "Es war das erwartete Kampfspiel, und ich habe eben etwas zu viel gekämpft." Für den 31-Jährigen war es nach eigenen Angaben "der erste Ausschluss seit der Admira-U7". Nicht zuletzt deswegen hofft er bei der UEFA auf ein geringes Strafmaß. "Vielleicht lassen die Herren meine Unbescholtenheit in ihr Urteil einfließen."

Dass der Elfmeter, den Janko in der 11. Minute herausholte, alles andere als gerechtfertigt war, musste er auch selbst eingestehen: "Man muss ihn nicht geben. Aber der Schiedsrichter hat das ja durch den Elfer für Moldawien kompensiert."

Der Stürmer selbst sah seine Kritiker jedenfalls widerlegt: "Es war eine gute Auferstehung, nachdem mich schon viele abgeschrieben hatten", sagte Janko.

Auch - oder vielleicht sogar vor allem - Teamchef Marcel Koller freute sich, dass Janko seine Aufstellung rechtfertigte. "Man hat bei ihm die letzten drei, vier Wochen Training gemerkt." Angesichts der guten Form des Sydney-Profis sei dessen Ausfall für das Montenegro-Match umso bitterer. "Jetzt fehlt uns in dieser Partie ein wichtiger Spieler", erklärte Koller, der auf die Sperre mit der Nachnominierung von Aston-Villa-Legionär Andreas Weimann reagierte.

Dieser Meinung schlossen sich auch Jankos Teamkollegen an. "Für uns ist es sehr schade, dass er fehlt", sagte David Alaba. "Er ist für uns ein Spieler, der einzigartig ist", meinte Julian Baumgartlinger. Einspringen könnte am Sonntag Rubin Okotie, der bei 1860 München seit Wochen mit starken Leistungen auf sich aufmerksam macht. Oder Lukas Hinterseer. Dass es einer dieser beiden werden wird, bestätigte Koller nach der Ankunft in Wien-Schwechat am Freitag, "weil sie beide auch bei ihren Vereinen Mittelstürmer spielen".