Mehrheit gegen Rapid: Punkteabzüge als neue Strafe
Von Alexander Huber
Das jüngste Wiener Derby hat weitreichende Auswirkungen: Während in der Arbeitsgruppe Sicherheit noch mehrheitlich gegen Punkteabzüge als mögliche Sanktion gestimmt worden war, hat sich mit den Ausschreitungen nach dem 1:0-Sieg der Austria in Hütteldorf die Stimmung gedreht.
Wie im Sonntag-KURIER angekündigt, haben sich neue Mehrheiten gefunden. Rapid stand Dienstagnachmittag bei der Ligakonferenz schließlich ziemlich alleine da. Lediglich Sturm und Hartberg haben sich bei der Frage der diskutierten Verschärfung enthalten. Der Rest stimmte geschlossen dafür, dass ab der kommenden Saison Punkteabzüge nach schweren Fan-Verfehlungen möglich werden.
Der ÖFB wird beauftragt, die Rechtspflegeordnung entsprechend anzupassen.
Drei-Stufen-Plan
Konkret sieht die „Eskalationsstufe“ ab der kommenden Saison vor, dass nach dem ersten Vorfall eine Geldstrafe verhängt wird. Nach dem zweiten (zusätzlich zur Geldstrafe) ein bedingter Punkteabzug und eine bedingte Sektorsperre.
Beim dritten Vorfall gibt es eine Geldstrafe, eine Sektorsperre (oder Geisterspiel) und einen Punkteabzug. Sollte 24 Monate lang „nichts passieren“, wären die bedingten Strafen erloschen. Pyrotechnik-Vergehen sollen dabei nicht als „schwerer Vorfall“ gelten.
Alle Hintergründe dazu lesen Sie im Mittwoch-KURIER.
Die Beschlüsse im Wortlaut
Der erste Schritt hin zu einem neuen Sanktionskonzept nach sicherheitsrelevanten Vorfällen wurde in der heutigen Klubkonferenz der Tipico Bundesliga gegangen. Atmosphäre schützen, Einzeltäter ausforschen und Punkteabzug als letzte Konsequenz sind die Grundsätze dieses neuen Weges.
Die Atmosphäre in den Stadien ist ein wesentliches Gut des Fußballs und wird laut der jährlichen Fußball-Studie auch als eines der entscheidenden Motive für einen Stadionbesuch gesehen. Leider können einige, wenige Personen ausreichen, um die beste Atmosphäre tausender Fans zu zerstören und damit dem gesamten Fußball zu schaden. Diese Problemfälle gilt es noch konsequenter auszuforschen, zielgerechtet zur Verantwortung ziehen und in weiterer Folge damit einen noch besseren Präventionscharakter zu erwirken.
Wenngleich es sich dabei nicht ausschließlich um ein Fußballspezifikum handelt, sondern vielmehr immer gesellschaftliche Entwicklungen eine maßgebliche Rolle spielen, wenn tausende Menschen zusammenkommen, hat sich die Bundesliga mit ihren Klubs in den vergangenen Monaten intensiv mit einer weiteren Verbesserung des sicheren Stadionerlebnisses beschäftigt.
Deshalb soll zur kommenden Saison 2019/20 dem Senat 1 der Österreichischen Fußball-Bundesliga für die Fälle von Zuschauerfehlverhalten ein Maßnahmenkatalog an die Hand gegeben werden, dem transparent und für alle Beteiligten nachvollziehbar Sanktionen entnommen werden können.
Fokus auf die konsequente Einzeltäterausforschung
Die wesentliche Basis des neuen Sanktionskonzepts der Tipico Bundesliga sind nach wie vor Geldstrafen, die in Verbindung mit der konsequenten Täterausforschung eine größere Relevanz gewinnen. Primäres Ziel ist die Ausforschung der verantwortlichen Täter durch den Klub, die Verhängung von Stadionverboten sowie gegebenenfalls eine Inregressnahme der Täter.
Damit in Zukunft täterorientierter gearbeitet wird, werden diesbezüglich Milderungsgründe für die Strafbemessung definiert. Reduktion der Geldstrafe um bis zu:
- 25 % bei erfolgreicher Identifizierung von einem Täter mitsamt entsprechenden Maßnahmen.
- 50 % bei erfolgreicher Identifizierung von mehr als einem Täter bis zu 50 % der Täter.
- 75 % bei erfolgreicher Identifizierung von mehr als 50 % bis zu 100 % der Täter.
Ergänzend zu den Geldstrafen soll in den kommenden Monaten ein System erarbeitet werden, das dem Strafsenat zusätzlich die Aussprache von konkreten sicherheitstechnischen bzw. gewaltpräventiven Maßnahmen ermöglicht und dadurch eine bestmögliche Verhinderung von zukünftigen Vorfällen bietet.
Eskalationsstufen bei schweren Vorfällen
Nach der heutigen Diskussion kam die Klubkonferenz der höchsten Spielklasse zum Schluss, dass der Handlungsspielraum bei schweren Vorfällen erweitert werden soll. Aus diesem Grund wird die Bundesliga beim ÖFB den Antrag stellen, den Punkteabzug (für die darauffolgende Saison) in den Strafenkatalog aufzunehmen und gleichzeitig auch die Bewährungsfrist auf 24 (statt bisher 12) Monate zu erhöhen. Zudem kam man zu der mehrheitlichen Meinung, dass das rechtssprechende Organ bei wiederholten schwerwiegenden Fällen im Sinne von Eskalationsstufen in einem Zeitraum von 24 Monaten die Möglichkeit haben soll, einen Punkteabzug zu verhängen.
Darüber hinaus wurde festgehalten, dass der vieldiskutierte Zuschauerausschluss kein zielgerichtetes Sanktionsinstrument ist und dieser daher hintangestellt werden soll.
Auch ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt, dass die Möglichkeit eines Punkteabzuges gängige Praxis ist. Wenngleich der Punkteabzug immer das letzte Mittel sein muss, müssen Übeltätern die möglichen Konsequenzen ihres Handelns bewusst sein, denn sie schaden damit immer dem Fußball und vor allem ihrem eigenen Verein.