Marc Janko: "Ich stehe zu meiner Kritik"
Marc Janko machte sich nach seiner Nicht-Nominierung für das erste Teamcamp unter Teamchef Franco Foda seinen ganz eigenen Reim.
Auf Twitter kommentierte er pointiert mit feiner Klinge: "Franco ohne Janko – trotz fehlender Spanien-Sonne alles eitel Wonne". Für den Stürmer von Sparta Prag könnte dies der Anfang vom Ende seiner sehr erfolgreichen Teamkarriere (Platz vier in der Torschützenliste des Nationalteams mit 28 Treffern)sein.
KURIER: Herr Janko, nach dem originellen Stabreim – wann erscheint Ihr erster Gedichtband?
Marc Janko: Das wird nichts. Ich bin ein ganz kümmerlicher Dichter, davon könnte ich nicht leben.
Immerhin, Sie reagierten auf Ihre Nichtberücksichtigung mit Humor und Gelassenheit.
Ja, auf alle Fälle mit Gelassenheit. So ist meine Gemütslage. Es war eine respektvolle Geste von Franco Foda, dass er mich am vergangenen Dienstag angerufen und mir seine Entscheidung mitgeteilt hat. Er kennt meine Qualitäten, will aber in diesem Trainingslager andere Spieler ausprobieren. Das ist in Ordnung.
War’s das jetzt mit Ihrer Karriere als Teamspieler?
Ich weiß nicht, was es für meine ÖFB-Zukunft bedeutet. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder bin ich wieder dabei oder eben nicht. Mit beiden Szenarien kann ich umgehen. Ich habe immer gesagt, dass ich da bin, wenn man mich braucht. Es liegt in der Natur der Sache, dass alles irgendwann zu Ende geht. Ich bin stolz auf meine Teamkarriere. Was kommt, ist Zugabe.
Haben Sie ohnehin nicht viel früher damit gerechnet?
Sagen wir so, ich bin nicht aus allen Wolken gefallen. Ich weiß, dass mir die Spielpraxis fehlt, da wird es halt schwer. Marcel Koller war ein spezieller Fall, weil er auf mich auch ohne Praxis setzte. Aber das ist ja nicht üblich in diesem Geschäft. Daher war es klar, dass es mit dem Trainerwechsel für mich schwerer wird.
Apropos. Haben Sie noch Kontakt mit Marcel Koller?
In letzter Zeit habe ich ihn in Ruhe gelassen. Aber wir haben ausgemacht, in Kontakt zu bleiben. Außerdem hat er demnächst Geburtstag. Da werden wir uns sicher wieder hören.
Sie übten zuletzt ebenso wie Julian Baumgartlinger heftige Kritik am Österreichischen Fußballbund. War das mit Abstand betrachtet richtig so?
Ich stehe dazu zu 100 Prozent und würde es wieder so machen. Die Aussagen waren mir ein Bedürfnis, es war eine humane Argumentation. Natürlich ist Kritik nicht angenehm für den, der kritisiert wird.
Umgekehrt wurden Sie für diese Kritik kritisiert.
Wir wurden für Dinge kritisiert, die wir nicht gesagt haben. Ich nehme diese Interpretationen mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Der ÖFB hat doch dann selbst gesagt, dass nicht alles ideal abgelaufen ist. Immer wieder werden mündige Spieler gefordert. Machen die dann einmal den Mund auf, ist es einigen auch wieder nicht Recht.
Alfred Tatar meinte auf "Sky", zum Thema Trainersuche sollten sich die Spieler nicht äußern.
Ich würde mir wünschen, dass man, wenn man sich Experte nennt, sich vorher zumindest informiert, was gesagt wurde, bevor man Kritik übt. Alfred Tatar dürfte da etwas entgangen sein. Es ist ja in Ordnung, dass es andere Meinungen gibt. Wir haben ja auch nicht gesagt, welchen Teamchef wir uns wünschen. Ich habe nur die Vorgangsweise des Verbandes kritisiert. Daher war ich überrascht, dass wir falsch zitiert und interpretiert wurden. Immerhin sprechen wir alle noch Deutsch.
Kehrt jetzt Ruhe ein für eine erfolgreiche Zukunft?
Das wünsche ich mir für das Trainerteam und natürlich für die Mannschaft. Man soll sie jetzt arbeiten lassen, denn mittelfristig werden sich alle an den Ergebnissen messen lassen müssen. Entsprechen die Leistungen nicht, wird es wieder Kritik geben. Franco Foda traue ich aber absolut eine erfolgreiche Ära zu.
Bei Ihrem Verein Sparta Prag dürfen Sie jetzt wieder spielen. Was ist denn geschehen?
Ich bin froh, dass ich wieder gebraucht werde. Ich kann nicht abschätzen, wie es weiter geht. Ich habe mir angewöhnt, im Moment zu leben. In der Winterpause werden wir sehen, wie es weiter geht. Immerhin läuft mein Vertrag in Prag noch eineinhalb Jahre. Und ich habe vor, diesen Vertrag auch zu respektieren.
Können Sie sich schon ein Leben ohne Fußball vorstellen?
Das ist wirklich schwer zu beantworten. Aufgrund meines bisherigen Lebens werde ich wohl auch in Zukunft nicht ganz weg vom Fußball sein. Ich muss erst heraus finden, in welchem Bereich genau ich tätig sein will. Seit meinem sechsten Lebensjahr wurde mein Leben vom Fußball strukturiert. Daher wird das ein großer Schritt sein. Diese Umstellung bedarf sicher Zeit.
Eine duale Ausbildung haben Sie während der Karriere nie angestrebt. Warum eigentlich?
Weil ich dem Sport alles untergeordnet habe. Daher ist es mir unmöglich, beides zu 100 Prozent zu betreiben, den Fußball und die parallele Ausbildung.
Ihr ehemaliger Teamkollege Manuel Ortlechner hat zum Beispiel diesen Weg aber mit Erfolg gewählt.
Absolut. Aber zuletzt hat er im Amateurbereich gespielt. Solange ich noch Profi bin, kommt irgendwas am Ende zu kurz. Nach meiner Karriere werde ich meine volle Energie dann zwei, drei Jahre in eine Fortbildung stecken.
Sie haben das Glück, dass Sie sich das aus finanzieller Sicht durchaus leisten können.
Ja, das ist mein Glück. Ich sehe es als echtes Privileg, mir diese Zeit auch nehmen zu können.
Wie lange wird es den Fußballer Marc Janko noch geben?
Ich habe schon vor, die eineinhalb Jahre noch zu spielen. Ob in Prag oder woanders. Danach werde ich weiter schauen, wie meine körperliche Verfassung ist. Dabei geht es um meine subjektive Wahrnehmung, ob ich einem Team noch helfen kann. Wenn nicht, lasse ich es bleiben.