Sport/Fußball

Champions League: Salzburger Debüt wie aus dem Märchenbuch

"Wir müssen gewinnen!" Die Vorgabe von Trainer Jesse Marsch vor der Champions- League-Premiere in der Ära Red Bull an seine Mannschaft war prägnant. Und diese wurde in einer Art und Weise umgesetzt, wie sie wohl niemand erwartet hatte. Auch Didi Mateschitz traute in seiner VIP-Loge seinen Augen nicht.

14 Jahre, nachdem er den Salzburger Klub gerettet hatte, feierte dieser einen 6:2-Sieg gegen Belgiens Meister Genk. Schon zur Pause war es 5:1 gestanden – nach einer Offensivleistung, die die Fans von den Sitzen riss.

Aufgestellt hatte Marsch eine Elf ohne Überraschungen. Einer, der gerade erst sechs Jahre alt geworden war, als sich Salzburg 2006 zum ersten Mal in der Ära Red Bull erfolglos in der Champions-League-Qualifikation versucht hatte (es folgten zehn weitere erfolglose Versuche), drückte der Gruppenspiel-Premiere gleich seinen Stempel auf: Erling Braut Håland.

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Traumstart

Knapp 100 Sekunden waren gespielt, da kam der erst 19-jährige Norweger nach einer Idealvorlage von Minamino an den Ball. Mit dem rechten Fuß, sein schwächerer, ließ Håland Genk-Keeper Couke keine Chance – 1:0 (2.).

Aber der schnelle Rückstand schockte die Belgier keineswegs. Genk präsentierte sich äußerst ballsicher. Das hatte auch Marsch im Vorfeld der Partie so angekündigt. Das Spiel verlief auch deshalb ziemlich offen, auch wenn die Salzburger gefährlicher blieben – ohne aber zu einer ganz großen Chance zu kommen.

Salzburg - Genk in Bildern:

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Nach 20 durchaus interessanten Minuten verlor das Spiel aber zusehends an Tempo. Salzburg zog sich ungewohnt weit zurück und hatte Probleme im Aufbau, weil Genk Angriffspressing in bester Red-Bull-Manier betrieb.

Aber genau in dieser Phase fiel das 2:0 – Hwang setzte sich nach einem weiten Abschlag gegen Genk-Kapitän Dewaest durch, im Fallen spielte der Koreaner weiter zu Håland, der Coucke dieses Mal mit seinem besseren linken Fuß bezwang (34.).

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Doppelschlag

Salzburg setzte nach und kam schnell zum 3:0. Erneut verteidigte Genk viel zu hoch. Junuzovic fing bei seinem Champions-League-Debüt im Alter von 31 Jahren einen Abschlag ab, Hwang kam an den Ball und schoss ein (36.).

Dann war aber Genk an der Reihe: Nach einem der vielen Freistöße von der rechten Seite kam Lucumi an den Ball und traf zum 1:3 (40.). Kurz danach hatte Genks Japaner Ito sogar die Chance auf das Anschlusstor, traf jedoch das Tor nicht. Und das rächte sich noch in Hälfte eins bitter: Håland (45.) und Szoboszlai (45.+3) erhöhten auf 5:1. Belgiens Meisterkicker hatten sich erneut wie Schulbuben auskontern lassen.

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Auch nach dem Wechsel verteidigte Genk nicht intelligenter. Im Gegenteil: Hwang zwang Couke nach sieben (!) Sekunden zu einer Glanzparade. Nun waren die Belgier aber wieder wach: Mittelstürmer Samatta nützte einen Stellungsfehler von Wöber und köpfelte zum 2:5 ein (53.). Die Belgier waren nun am Drücker. Salzburg wankte, auch weil man viel zu viele Standardsituationen zuließ.

Aber diese Red-Bull-Mannschaft kann aus dem Nichts Tore erzielen – auch gegen einen spielerisch starken Gegner. Just Ulmer, seit mehr als zehn Jahren im Klub, blieb es vorbehalten, das 6:2 zu erzielen (66.).

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Danach feierte auch noch der VAR seine Premiere in Salzburg: Nach TV-Bilder-Studium nahm Schiedsrichter Zwayer eine Rote Karte für Samata zurück.

Salzburg liegt nach dem 6:2-Kantersieg auf Platz eins in Gruppe E – vor Napoli. Die Italiener besiegten Titelverteidiger Liverpool 2:0. Am 2. Oktober gastiert Salzburg an der Anfield Road.

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Meinungen zum Spiel:

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): "Es ist ein bisschen wie ein Traum. Ich bin glücklich für den Verein, die Stadt, die Leute, unsere Unterstützer. Es ist ein großartiges Gefühl. Wir haben schon vor einem Monat gesagt, dass in dieser Gruppe was möglich ist und jetzt haben wir einen super Start hingelegt. Wir haben über einen schnellen Start gesprochen, das war wichtig heute Abend. Im Moment ist jeder Spieler immer bereit für eine Topleistung, die Mentalität der Spieler ist überragend. Es war nicht ein perfektes Spiel, wir können noch besser spielen. Wichtig ist, dass wir daraus lernen für die nächsten großen Herausforderungen."

Christoph Freund (Salzburg-Sportchef): "Es war ein sensationeller Abend. Die Vorfreude war riesig und es war eine unglaubliche Energie schon den ganzen Tag lang in der Mannschaft. Man hat gemerkt, wie sehr sie dran glauben, dass sie besser sind als Genk und man hat dann gesehen mit welcher Wucht, Power und Spielfreude die Mannschaft auf dem Platz steht. Das war überragend. Es macht Riesenspaß der Mannschaft zuzusehen."

Erling Håland (Salzburg-Dreifachtorschütze): "Ich kann es glauben, ich habe einen Hattrick gemacht und wir haben gewonnen. Es ist das beste Gefühl, dass ich je hatte beim ersten Treffer. Ich bin sehr glücklich. Wir haben weitergemacht, was wir die ganze Saison bisher gemacht haben. Wir haben in der Liga 7:2 gegen Hartberg gewonnen, und die Leute haben gesagt, dass es in der Liga einfach ist, das zu schaffen. Jetzt haben wir es aber auch in der Champions League gezeigt."

Andreas Ulmer (Salzburg-Kapitän): "Es hat sich sehr gut angefühlt, vor allem erste Halbzeit war wirklich überragend. Auch zweite Halbzeit, wie wir weitergemacht haben und trotzdem noch versucht haben weiter nach vorne zu spielen. Es war ein richtig geiler Abend. Wir waren sehr konzentriert auf die Sache, dass wir einen guten Auftritt hinlegen. Das ist uns absolut gelungen. Mit einem Sieg reinzustarten in die Champions League tut gut."

Zlatko Junuzovic (Salzburg-Mittelfeldspieler): "Gott sei Dank ist das Spiel aus, ich hatte am Schluss viele Krämpfe, in den letzten zehn Minuten ging gar nichts mehr. Es war ein unbeschreibliches Gefühl nach jedem Tor. Wir haben Powerfußball gespielt. Der ganzer Tag war so speziell mit vielen Emotionen. Besser hätten wir es uns nicht erträumen können. Wir müssen aber schon realistisch bleiben, es wird nicht jedes Spiel passieren."

Salzburg - Genk 6:2 (5:1)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 (ausverkauft), SR Felix Zwayer (GER)

Tore: 1:0 ( 2.) Haaland
      2:0 (34.) Haaland
      3:0 (36.) Hwang
      3:1 (40.) Lucumi
      4:1 (45.) Haaland
      5:1 (45.+2) Szoboszlai
      5:2 (52.) Samatta
      6:2 (66.) Ulmer

Salzburg: Stankovic - Kristensen (83. Farkas), Ramalho, Wöber, Ulmer - Bernede, Junuzovic - Minamino, Szoboszlai (62. Okugawa) - Hwang, Haaland (72. Daka)

Genk: Coucke - Maehle, Dewaest, Lucumi, Uronen - Berge, Hrosovsky, Heynen (85. Onuachu) - Ndongala (72. Hagi), Samatta, Ito (46. Bongonda)

Gelbe Karten: Kristensen, Bernede, Szoboszlai bzw. Bongonda, Samatta

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