Sport/Fußball

Linz: "Spiele jetzt Champions League"

Die Technik macht’s möglich. Da will man mit seinem Handy einfach nur telefonieren, und plötzlich erscheint Roland Linz auf dem Bildschirm des Smartphones. Er liegt auf dem Bett seines Hotelzimmers in Bangkok und teilt mit, dass er in zwei Stunden zur Vertragsunterzeichnung abgeholt wird. Der 31-Jährige wurde gestern zum Ex-Austria-Stürmer und heuerte für die kommenden zwei Jahre mit einer Option auf ein drittes beim thailändischen Meister Muangthong United an.

Die Austria verlangte für Linz keine Ablöse, erspart sie sich doch im Frühjahr einiges an Geld, weil der Stürmer nicht mehr auf der Gehaltsliste aufscheint. Am Mittwoch stand nur noch die Einigung der Vereine aus. Auch wenn die Tinte nicht trocken war, der Linz-Wechsel ins Urlaubsparadies ist perfekt.

KURIER: Pack die Badehose und Sonnencreme ein.
Roland Linz: Habe ich alles dabei. Derzeit hat es 35 Grad. In nächster Zeit erspare ich mir die Kosten fürs Solarium und die Heizung. Der Verein hat mir schon ein Haus gezeigt, in das ich sehr bald einziehen kann.

Fliegen Sie noch einmal nach Wien zurück, um den Rest für Ihr Abenteuer zu packen?
Nein, ich habe im Prinzip schon alles mitgenommen und bleibe gleich hier. Am Mittwoch in der Früh habe ich den letzten medizinischen Check, dann sollte alles über die Bühne gegangen sein.

Warum ausgerechnet Thailand?
Weil es hier sportlich auch interessant ist. Der Klub spielt in der asiatischen Champions League gegen die Meister aus Japan, China oder Südkorea. Ich hatte Angebote auch aus der Ukraine und Aserbaidschan, aber da war mir Thailand lieber. Ich spiele jetzt Champions League! Die erste Partie steigt am 26. Februar. Der asiatische Fußball hat sich in den letzten Jahren sehr verbessert, es kommen auch immer wieder gute Spieler aus Europa hierher. Am Dienstag hat der Klub ein Testspiel gegen Eindhoven absolviert, ich war beeindruckt und positiv überrascht. Hier wird technisch guter Fußball geboten. Der Klub kooperiert mit Atlético Madrid, demnächst wechselt ein Spieler des Klubs nach Madrid.

Zahlt sich der Wechsel auch finanziell aus?
Ich bin zufrieden, ich kann mich nicht beklagen. Generell wird in die Liga einiges an Mitteln investiert.

Wann gab es die ersten Kontakte zum Verein?
Die sind durch meinen Berater Skender Fani schon früher zustande gekommen. Konkret ist es während meines Thailand-Urlaubs im Dezember geworden. Indirekt war auch Reiner Calmund in den Deal eingebunden, ein Partner seiner Agentur hat mitgeholfen.

Familiäre Anbindung haben Sie jedenfalls, Ihr Vater lebt seit einiger Zeit in Thailand.
Richtig, in Pattaya, das liegt rund 90 Auto-Minuten entfernt. Und meine Lebensgefährtin Alina wird bald nachkommen.

Sie haben sich in Wien sehr wohlgefühlt. War es für Sie und Ihr Lebensgefühl wichtig, in eine Metropole zu wechseln?
Ja schon, ich brauche das Leben um mich herum. Bangkok hat 15 Millionen Einwohner, der Klub selbst befindet sich quasi am Stadtrand. Das Essen ist gut, das Wetter sowieso toll. Ich habe schon einige Male in diesem Land meine Urlaube verbracht. Es gefällt mir hier, auch die Mentalität.

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Bei der Austria war für Sie in der Startelf kein Land mehr in Sicht. Mit welchen Gefühlen verlassen Sie Wien-Favoriten?
Ich bin dem Verein dankbar, es war für mich eine schöne Zeit bei der Austria. Ich fühle mich dem Klub verbunden und denke, dass ich irgendwann wieder zurückkomme. Keine Ahnung, in welcher Funktion, da gibt es vielleicht Möglichkeiten.

Auch als Klub-Maskottchen?
(lacht) Warum nicht? Wenn der Vertrag des aktuellen Leo-Maskottchens ausläuft ...

Der Wandervogel
Der Spieler Roland Linz wurde am 9. August 1981 in Leoben geboren. In 39 Spielen im Nationalteam erzielte er von 2002 bis 2010 acht Tore.

Seine Vereine
1997 bis 1999 1860 München
1999 bis 2001 Leoben
2001 bis 2003 Austria
2003 bis 2004 Admira
2004 Nizza
2005 Sturm Graz
2005/2006 Austria
2006 /2007 Boavista Porto
2007/2008 Braga (Por)
2009 Grasshoppers Zürich
2009 Gaziantepspor (Tür)
2011 bis 2012 Austria

Kennen Sie den Mazedonier Mario Gjurovski, den Brasilianer Paulo Rangel oder den Slowenen Matej Rapnik? Roland Linz wird sie bald kennenlernen, denn bei Muangthong United wird er mit ihnen versuchen, den Meistertitel in der Thai Premier League zu verteidigen.

Der neue Klub von Roland Linz ist ein junger Verein – Muangthong wurde erst 1989 gegründet. In Thailands oberste Liga ist der Klub aus Nonthaburi erstmals 2009 aufgestiegen. Dank der Millionen Baht von Klubbesitzer Siam Sport Syndicate, einem Zeitungsverlag, gehört der Verein zu den reichsten Thailands. Und das zeigt sich auch in der Erfolgsbilanz: Gleich im Aufstiegsjahr 2009 wurde man Meister, dem folgten die Titel 2010 und eben 2012.

Linz darf deshalb auch mit seinem neuen Team, das von Ex-Chelsea-Verteidiger Slavisa Jokanovic betreut wird, in der asiatischen Champions League mitspielen. Thailands Meister ist seit 2012 fix für die Gruppenphase mit 32 Klubs qualifiziert.

Gegner aus China, Südkorea, Japan

Muangthong trifft in dieser auf Guangzhou Evergrande aus China, auf Jeonbuk Hyundai Motors aus Südkorea und die Urawa Red Diamonds aus Japan.

Bei den ersten beiden Teilnahmen hatte Muangthong die Gruppenphase nicht erreicht. 2010 war in der letzten Qualifikationsrunde gegen Singapore Armed Forces Endstation, 2011 schied man schon eine Runde davor gegen Sriwijaya aus Indonesien aus.

In der Thai Premier League ist Muangthong einer von 18 Vereinen. Gegründet wurde die Liga 1996. Rekordmeister ist Linz’ neuer Arbeitgeber mit drei Meistertiteln. Das Gros der Klubs kommt – wie auch Muangthong – aus dem Großraum Bangkok. In der Liga geben – meist viertklassige – Legionäre aus der ganzen Fußballwelt den Ton an. Der bekannteste Spieler, der je in Thailand spielte, war Robbie Fowler. Englands Ex-Teamstar war 2011 bei Muangthong Spielertrainer.

Daniel Kastner spielte eine Saison beim lettischen Verein Metalurgs Liepaja.

Michael Haunschmid zog es in die Sonne nach Zypern zu AEL Limassol.

Bernhard Schachner, nicht mit dem gleichnamigen Admiraner zu verwechseln, kickte in der estnischen Meistriliiga im Mittelfeld des Mittelständlers JK Maag Tammeka Tartu.

Der Tiroler Michael Winsauer war jahrelang bei diversen Zweitliga-Nachzüglern unterwegs, bis es ihn auf die andere Seite des Globus verschlug, nach Neuseeland zu Team Wellington.

Mario Haas (JEF United), Michael Baur (Urawa Red Diamonds) und Ivica Vastic (Nagoya) versuchten sich als Legionäre in Japan.