Sport/Fußball

Lindner: „Die Königsklasse ist nur ein Zuckerl“

Gut möglich, dass am Mittwoch seine Handschuhe kräftig rauchen werden. Man muss nicht in eine Glaskugel blicken, um zu behaupten, dass Austria-Tormann Heinz Lindner beim Duell gegen Atlético Madrid im Mittelpunkt des Geschehens stehen könnte. Die bisherigen drei Auftritte in der Königsklasse nutzte Lindner als Werbung in eigener Sache und hielt, was zu halten war. Morgen steht er im Estadio Vicente Calderón zwischen den Pfosten, dort, wo Austria-Legende Friedl Koncilia 1982 in der Zwischenrunde der WM das österreichische Tor gegen Nordirland und Frankreich gehütet hat.

KURIER: Die Champions League scheint Ihre Spielwiese zu sein. Fühlen Sie sich auf großen Bühnen wohler?

Heinz Lindner: Es läuft für mich ganz gut. Aber ich bin generell zu einem Schluss gekommen: Wenn wir alles aus uns rausholen, dann können wir mithalten. Das ist schön, und das sollte man sich immer vor Augen halten. Es ist ein geiles Gefühl, dabei im Tor zu stehen und von dieser Perspektive aus das Geschehen zu beobachten.

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Unterschied zur Bundesliga?

Das Tempo. Und die Qualität der Gegner, das Passspiel. Dadurch kommt das höhere Tempo zustande, das erfordert von uns wiederum eine höhere Konzentration als in der Liga. Und dann ist da noch die Kaltschnäuzigkeit der Gegner, die wir am eigenen Leib erlebt haben. Porto hat aus zwei Chancen ein Tor gemacht, Atlético hat die ersten zwei Möglichkeiten verwertet, und das Spiel war entschieden. Das ist jene Klasse, die uns noch fehlt.

Was war bisher für Sie das schönste Erlebnis?

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Alles zusammen. Die Hymne vor dem Spiel, die Gegner, die Stars, die Stadien. Es ist ein Flair, das du aufsaugst. Und natürlich will man sich selbst dann ins Schaufenster stellen.

Wenn Sie Schüsse von Stars wie Hulk abwehren, gibt Ihnen das nicht ein weit besseres Gefühl, als wenn Sie vom Herrn XY von Ried, Wiener Neustadt oder Grödig Bälle fangen?

Natürlich ist es etwas Besonderes und eine Art von Bestätigung. Das fällt für mich unter die Kategorie genießen. Ich freue mich, wenn ich meine Leistung bringe, und jemandem fällt das auf.

Nach den bisherigen Vorstellungen könnten Sie schon in Notizbüchern internationaler Klubs stehen. Da Sie im Team nicht die Nummer 1 sind, ist die Champions League Ihre internationale Bühne. Ist Ihnen das bewusst?

Klar, uns allen ist das bewusst. Du darfst aber nicht dauernd daran denken und dann verkrampfen. Ich versuche immer, locker zu spielen und die Auftritte zu genießen. Ich habe keinen Druck.

Wird das Duell am Mittwoch in Madrid das schwierigste Spiel bisher in der Gruppenphase?

Wenn man das Hinspiel hernimmt, dann ja. Beim 0:3 hatten wir wenig vom Spiel. Umgekehrt muss man auch gestehen, dass wir auch nicht so gut und kompakt aufgetreten sind wie in den anderen zwei Spielen davor. Die ersten 20 Minuten haben wir verschlafen. Das wäre in Madrid fatal. Wir haben gesehen, was passiert, wenn du einmal kurz unkonzentriert bist. Das war uns eine Lehre. Wir freuen uns auf das Spiel – in dieser Stadt, gegen diesen Klub, in diesem Stadion.

Es muss doch für jeden Fußballer ein Unterschied sein, ob man in Wiener Neustadt vor 3000 Zuschauern spielt oder in Madrid vor 40.000.

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Stimmt, alles andere wäre schlicht und einfach gelogen. Die Königsklasse ist nur ein Zuckerl für uns. Das müssen wir Spieler begreifen. Denn Fakt ist, dass die Meisterschaft die Basis für den Europacup ist. Das muss jeder kapieren, auch wenn es nicht immer leicht umzusetzen ist.

Glauben Sie weiterhin an das erste Tor der Austria in der Gruppenphase und womöglich den dritten Gruppenplatz?

Warum denn nicht? Wir müssen unser Heimspiel gegen Zenit St. Petersburg gewinnen. Dann besteht die Möglichkeit, international zu überwintern. Und wenn wir in den nächsten zwei Auswärtsspielen einen Punkt holen sollten, wäre das fantastisch. Es heißt jetzt, noch einmal alles zu geben in den drei Matches. Wenn es am Ende doch nicht reichen sollte, können wir uns dann sicher nichts vorwerfen.