Der KURIER-Fanreporter: Mit österreichischer Gründlichkeit zur EM
Michael Schapler begleitet seit Jahren die österreichische Fußball-Nationalmannschaft und wird auch bei der EM in Deutschland mit von der Partie sein. Der Innsbrucker wird dem KURIER in den nächsten Wochen Eindrücke aus Sicht eines Anhängers schildern.
Den ersten kleinen Sieg bei dieser EM habe ich schon einmal gefeiert: Ich bin rechtzeitig in Deutschland angekommen. Man weiß ja heutzutage nie, wie lange so eine Reise dauern kann. Und sei es nur von Innsbruck Richtung Düsseldorf zum ersten EM-Match der Österreicher gegen Frankreich.
Da bricht in Island ein unaussprechlicher Vulkan aus und plötzlich bleiben in ganz Europa die Flieger am Boden. Da streiken irgendwelche Lokführer und auf einmal stehst du am Abstellgleis.
Nicht mit mir. Da mache ich mich dann lieber früher auf den Weg. Sicher ist sicher.
Ich hatte bei meiner Anreise zur EM den gleichen Zeitplan wie unsere Teamspieler. Nur war der schwarze Maybach, mit dem Marko Arnautovic und David Alaba am Mittwoch in Berlin vorgefahren sind, bei mir ein knallgrüner Doppeldeckerbus.
Danach habe ich das Leben in vollen Zügen genossen: München - Ulm - Stuttgart - Köln - ein Ticket hätte ich gar nicht erst kaufen müssen. In all den Stunden im Zug war kein Schaffner zu sehen. Das ist dann wohl die berühmte deutsche Gründlichkeit.
Dafür sind mir in München Horden von schottischen Fans über den Weg gelaufen. Erstaunlicherweise waren bei ihnen die Vorfreude und die Zuversicht größer als bei den deutschen Anhängern, mit denen ich bisher geredet habe. Euphorie sieht definitiv anders aus und hört sich auch anders an.
Ich geb's offen zu: Ich würde mir ja wünschen, dass sich die Wege von Österreich und Deutschland bei diesem Turnier kreuzen. Ganz egal wann. Nur einmal ein Gedankenspiel: Österreich wirft den EM-Gastgeber aus dem Heim-Turnier.
Für mich würde das fast mehr zählen als der EM-Titel.