Kirchler: „Ich bin nicht der Rabauke“
Von Christoph Geiler
Es gab kein Entrinnen, Widerstand völlig zwecklos. Wo immer Roland Kirchler sich auf der Tribüne in Allerheiligen auch herumtrieb, sein Schatten vom steirischen Fußballverband wich ihm nicht von der Seite. Die Cuppartie gegen den Regionalligisten, die Wacker Innsbruck souverän mit 4:1 gewann, war das erste von fünf Spielen, die Roland Kirchler wegen seiner einmonatigen Funktionssperre nur auf der Tribüne verfolgen darf. Im Beisein eines Manndeckers, der genau aufpasst, dass der Innsbrucker Coach bloß ja nicht auf dumme Gedanken kommt und während der Partie Kontakt mit dem Betreuerstab aufnimmt.
KURIER: Herr Kirchler, haben Sie als Spieler jemals eine so enge Manndeckung erlebt?
Roland Kirchler: Ach, der hat es doch eh gut gemacht , das war eine nette Plauderei mit ihm. Ich habe ihm gleich gesagt: ‚Ich mach’ keinen Stunk, dafür verfolg’ mich bitte nicht wie einen Verbrecher über den gesamten Platz.‘
Sie haben Sich das selbst eingebrockt mit Ihrem Schubser am vierten Schiedsrichter beim Saisonfinale in Wolfsberg.
Das war auch ein Fehler, das weiß ich selbst. Es war von mir auch nicht unbedingt gescheit, was ich vorher über die Schiedsrichter gesagt habe.
Sie haben erklärt, Sie wären zu intelligent, um ein Schiedsrichter zu sein.
Eine Dummheit, aus der Emotion heraus. So wie die Sache später in Wolfsberg. Was ich jetzt aber nicht möchte ist, dass mir das mein ganzes Leben nachhängt und ich einen schlechten Ruf kriege. Deshalb bin ich jetzt auch zur Eröffnungspressekonferenz nach Wien gefahren, um mit einigen Schiedsrichtern zu reden. Ich will ein Zeichen setzen, dass ich kooperativ bin. Und dass die Leute wissen: Der Roland Kirchler ist nicht der Rabauke, der sich mit allen anlegt.
Sondern?
Ich bin ein Mensch, der gerne Emotionen zeigt und sie auch vorlebt. Bei den Schiedsrichtern vielleicht ab und an zu viel, das mag sein. Aber die Mannschaft ist in der letzten Saison auch deshalb mitgezogen, weil ich nie aufgegeben und immer an den Klassenerhalt geglaubt habe.
Dabei haben Sie den Klub nach elf Runden mit nur drei Punkten übernommen.
Ja, und es war eigentlich auch ein großes Risiko, das ich damals eingegangen bin. Der Abstieg wäre definitiv bei mir hängen geblieben. Andererseits: Wenn du vor deiner Haustür den Bundesligaklub übernehmen kannst, der dir am Herzen liegt, musst du zusagen. Deswegen kann ich auch gut damit leben, dass ich jetzt auch noch den Sportdirektor machen muss.
Das leidige Thema Geld.
Das tut manchmal wirklich weh. Die Arbeit als Trainer stört es ja gar nicht einmal so, aber dieses ständige Jammern über das Geld, das nervt richtig. Das begleitet den Verein jetzt schon seit Jahren. Du hörst immer nur Lippenbekenntnisse und alle reden von einem Gesamttiroler Weg. Aber am Ende ziehen dann doch nie alle an einem Strang.
Der designierte Präsident Josef Gunsch hat einen Imagewandel angekündigt. Sein Motto lautet: Wirtschaftlichkeit vor sportlichem Erfolg.
Es hört sich jedenfalls alles sehr vernünftig an. Er hat ganz konkrete Vorstellungen und ist auch mit sehr viel Eifer bei der Sache. Ich glaube überhaupt, dass hier in Innsbruck etwas Neues im Entstehen ist. Sportlich haben wir einen Schritt gemacht und uns gefestigt. So eine Saison wie die letzte werden wir sicher nicht mehr abliefern. Ich denke eher, dass wir sogar positiv überraschen können. Und vielleicht kommen dann ja auch wieder die Tiroler Fans hinter dem Ofen hervor. Das dauert bei uns in Tirol leider immer lang. Das war schon zu meiner Zeit als Spieler so.
Unter der Führung von Coach Roland Kirchler geht es mit den Innsbruckern sportlich bergauf. In der „Roli-Tabelle“ wäre Wacker sogar auf Platz fünf gelandet. Das Plus der Tiroler: Das Team ist eingespielt und wurde nur an wenigen Positionen verändert. Zudem ist nach dem Klassenerhalt in Innsbruck ein Hauch von Euphorie zu spüren.
KURIER-Prognose Platz 6