Sport/Fußball

Als Absteiger ins Finale? Kaiserslautern erinnert an 1996

Das eine Märchen ist zu Ende, das andere könnte noch eine besonders Schlusspointe bekommen. Saarbrücken hat das Semifinale im DFB-Pokal 0:2 (0:0) verloren. Der Traum vom vierten Drittligisten als Finalist in der fast 100-jährigen Cup-Geschichte (nach den Hertha BSC Amateuren 1993, Cottbus 1997 und Union Berlin 2001) endete gegen Kaiserslautern. Ein vom Abstieg bedrohter Zweitligist zerstörte also die unglaubliche Siegesserie der Saarländer nach den Überraschungen gegen Bayern München, Frankfurt und Gladbach.

Entscheidend war ein Tormann-Fehler von Tim Schreiber, der einen harmlosen Kopfball von Marlon Ritter zum 0:1 durch die Beine ins Netz rutschen ließ. „Das sind solche Bälle, von denen hältst du im Training zehn von zehn. Du hältst alle“, seufzte der von Leipzig ausgeliehene Schreiber. „Man will für einen Moment kurz nur in den Boden versinken“, haderte der 21-Jährige. Diesen Rückschlag verdaute Saarbrücken nicht, Kaiserslautern legte das 2:0 nach und jubelt über die Chance auf den dritten Cuptitel nach 1990 und 1996.

Bekannte Geschichte

Nicht nur bei Lautern-Fans kommen in Gedanken an das Frühjahr 1996 Emotionen hoch: Der Traditionsverein war eben erstmals abgestiegen, als Karlsruhe knapp danach im Finale besiegt wurde. Es folgten der Wiederaufstieg mit Platz 1 in der 2. Liga und – als eine der größten Überraschungen in der Bundesliga-Geschichte – der Meistertitel als Aufsteiger. Möglich gemacht hat das Trainer-Routinier Otto Rehhagel, der später mit Griechenland noch seinen EM-Traum erleben sollte.

Jetzt hofft der Zweitligist auf Routinier Friedhelm Funkel, der nach dem Abgleiten in den Abstiegskampf aus der Pension geholt worden war. Wenn der Endspiel-erfahrene 70-Jährige tatsächlich den Titel holt, wäre Kaiserslautern Fixstarter in der lukrativen Europa League. Unabhängig davon, ob der Absturz in die 3. Liga Realität wird. Es könnte für die „Roten Teufel“ ein extrem intensives Saisonfinale werden: Aktuell liegt Kaiserslautern auf dem 16. Rang, also dem Relegationsplatz.

Drei Finalspiele

Die beiden Spiele des 16. gegen den Dritten der 3. Liga müssten wegen des Pokalfinales am 25. Mai verschoben werden. Gespielt würde dann nicht am 24. und 28. Mai, sondern am 22. und 29. Mai. Damit die Lauterer etwas durchschnaufen können. Funkel sagt dazu mit gewohnter Ruhe: „Immer noch besser als direkt abzusteigen.“