Sport/Fußball

Hütchenspieler, Milliardär und Klubbesitzer

In Charkiw ist die EURO nie zu Ende gegangen. Auf dem Flughafen, auf dem riesigen Unabhängigkeitsplatz, auf Bürotürmen oder alten Häusern – überall hängen noch große Plakate von der und über die Fußball-EM. Selbst in dunkleren Hinterhöfen der Stadt von der Größe Wiens ist ein liebevoll nachgemaltes EURO-Logo zu sehen. "Die Bewohner von Charkiw sind sehr stolz, dass die EURO hier war. Das Stadion galt nur als Außenseiter im Rennen der Austragungsorte", erzählt der Technik-Student Kurt Schirmer, der im Nordosten der Ukraine ein Auslandssemester absolviert.

Der Aufschwung der im Zentrum mittlerweile durchaus ansehnlichen Stadt hängt eng mit Alexander Jaroslawski zusammen. Der Präsident und Mäzen von Rapids Europa-League-Gegner Metalist Charkiw ist nicht nur am neuen Flughafen und den für den Besuch von Kicker-Stars wie den Niederländern erbauten Hotels beteiligt. "Ihm gehört die halbe Stadt. Alle Details sind aber nicht bekannt", sagt der Herzogenburger Schirmer.

Hütchenspieler

In der für ihre Unis bekannten Stadt wird in der vorherrschenden russischen Sprache erzählt, dass Jaroslawski als Hütchenspieler am Bahnhof seinen Aufstieg zum mächtigen Milliardär begonnen haben soll.

Dass im Russland-treuen Charkiw etwas aufgebaut wird, hängt auch mit der Bevölkerungsstruktur zusammen. "Die Hälfte der rund zwei Millionen Einwohner ist im Studenten-Alter oder jünger", erzählt Alessja, die als Fremdenführerin arbeitet. Dementsprechend viele Lokale wurden in den letzten Jahren eröffnet. "Das Fortgehen funktioniert anders als in Österreich", erzählt Schirmer. "Es gibt riesige Klubs, in denen von einer Disco über eine Bowling-Bahn mit Restaurant bis zu einer Strip-Bar alles in einem untergebracht wird." Und fast überall ist neben dem EURO-Logo das zweite zentrale Wappen der Stadt zu sehen – jenes von Metalist Charkiw.

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