Historischer Rekord: Als 85.000 Zuschauer die Hohe Warte stürmten
85.000 Zuschauer bei einem Länderspiel der österreichischen Nationalmannschaft. Gerade in Zeiten von Corona, in denen aktuell gar keine Zuschauer gestattet sind, eine fast unvorstellbare Zahl. Am 15. April 1923, also vor genau 98 Jahren, war aber genau das der Fall. Nachdem Österreichs Team im Jänner 1922 - im ersten Länderspiel nach dem 1. Weltkrieg - in Mailand Italien ein 3:3 abgerungen hatte, kam es knapp ein Jahr später zur Revanche.
Gespielt wurde auf der Hohen Warte, der Heimstätte der Vienna, dem ältesten Fußball-Klub Österreichs. Und das brisante Duell zweier, ehemaliger Weltkriegs-Gegner lockte zehntausende Leute an. Mehr als 85.000 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgerten auf die Hohe Warte, bis heute ein Rekord. International wurde das Spiel ebenfalls gefeiert, und "als Zeichen der Überwindung politischer Feindschaften durch den Sport und imposante Kundgebung für die Völkerversöhnung" gesehen.
Erdrutsch nach dem Spiel
Das Interesse vor Ort war jedenfalls so riesig, dass bereits vier Tage vor Spielbeginn alle Eintrittskarten vergriffen waren. Offiziell waren 72.000 Karten verkauft worden. Dennoch warteten noch "bis zu 20.000 Zuschauer vor den Eingängen", wie der Fußballhistoriker Alexander Juraske in seinem Buch "Blau-Gelb ist mein Herz – die Geschichte des First Vienna Football Club 1894" schreibt.
Das Spiel endete jedenfalls torlos. Und die Zuschauermassen auf dem Stadionhang hatten auch Glück: Denn nach starken Regenfällen in den Vortagen war der Hang aufgeweicht, nach dem Spiel kam es zu einem Erdrutsch. Schwere Verletzungen blieben aber aus.