Sport/Fußball

Hexenkessel, aber kein Schlachtfeld

Der Bus war den ausgelassenen PAOK-Fans anscheinend zu langweilig. Also bevorzugte ein Großteil der 800 griechischen Schlachtenbummler Donnerstagnachmittag von der Wiener City aus, die U-Bahn für die Anfahrt ins Hanappi-Stadion.

Was für die PAOK-Fangemeinde zur grölenden Massenkundgebung wurde, bedeutete für die Exekutive das reinste Albtraum-Szenario. Galt es doch Rapidler und Saloniki-Jünger ja nicht aufeinander prallen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt aber als die Griechen in die U-Bahn-Katakomben drängten, waren die Garnituren der Silberpfeile voll gestopft mit Grün-Weißen.

Somit lotste die Übermacht der Exekutive die grölenden Fans schon einige Stationen vor dem Hanappi-Stadion von der U-Bahn auf die Hadikgasse. Unter Schlachtgesängen pilgerten die Griechen auf der Hauptverkehrsader Richtung Schauplatz – umzingelt von hunderten Polizisten. Einige bengalische Feuer brannten, der Verkehr in der Hadikgasse kollabierte, die PAOK-Horde aber hatte Vorrang. Zu Krawallen oder Randalen kam es nicht. Die Strategie der Exekutive ging auf.

Schon beim ersten Treffpunkt der PAOK-Fans, am Schwedenplatz in der City, zeigte sich die Polizei am frühen Nachmittag gut eingestellt. Zwar wurde gegrölt, gebrüllt und gefeiert – die heißblütige Party aber blieb stets unter Kontrolle. Auch als ein Bengale explodierte, oder als ein wahnwitziger Rapid-Fan versuchte durch die griechische Phalanx zu marschieren, blieb die Situation stets im Griff. Kein Wunder, kamen auf einen Griechen mindestens zwei Uniformierte. Trotzdem zeigte sich die Polizei überrascht. "Die sind heute wirklich gut drauf. Wie wir wissen, war das vor einer Woche noch ganz anders", konstatierte ein Beamter des Szenekundigen Dienstes.

Keine Verbrecher

Endlich beim Hanappi-Stadion angekommen, bildete die Polizei eine Menschenmauer rund um die heranmarschierenden PAOK-Fans. Sofort wurden sie zum Eingang beim Ost-Sektor geleitet. Dort hieß es einmal über eine Stunde warten. Viele der in Deutschland lebenden Griechen protestierten lauthals: "Wir sind ja keine Verbrecher. Lasst uns endlich ins Stadion." Die Wartezeit zehrte an den Nerven. Einige versuchten zu beruhigen, andere reagierten aggressiv. Schließlich wurde sogar untereinander gerauft. Aber WEGA-Beamte schritten konsequent ein.

Für die PAOK-Anhänger Panagioti, Anna, Niko und Christo gab es keine Zweifel über den Aufstieg in die EL-Gruppenphase: "1:1 oder 0:2. Wir steigen in jedem Fall auf." Solche Ansagen beeindruckten die Rapid-Fans nicht einmal im Ansatz.

"Wir steigen auf, mit welchen Resultat ist wurscht", so der Tenor. Allerdings sorgte die herbe UEFA-Strafe nach dem Skandalspiel in Saloniki für heftige Diskussionen. Vor allem das Gespenst der angedrohten internationalen Sperre lag dem Rapid-Anhang im Magen: "Wir müssen hoffen, dass beim Match nichts passiert. Ein Hexenkessel ist gut, aber ein Schlachtfeld brauchen wir nicht mehr."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Bilder

  • Kommentar

  • Hintergrund

  • Spielbericht

  • Reaktion

  • Hintergrund