Happel-Frage: Neubau des Stadions alternativlos
Jetzt steht es immerhin Schwarz auf Weiß: Die angekündigte Machbarkeitsstudie über die Optionen eines Neu- oder Umbaus des Nationalstadions im Wiener Prater liegt den Verantwortlichen vor. Und sie legt einen Neubau nahe, ließ Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Donnerstag in der Fragestunde des Nationalrates wissen.
Das unter Denkmalschutz stehende und 1931 eröffnete Ernst-Happel-Stadion entspricht längst nicht mehr modernen Anforderungen. Zuschauer im dritten Rang benötigen einen Feldstecher, um die Rückennummern der Spieler zu erkennen. Die Laufbahn ist für die Leichtathletik nicht zu gebrauchen, weil kaputt. Dafür sind die stillen Örtlichkeiten sowie die Imbissstände alles, nur kein Leckerbissen. Das Happel-Stadion hat seine beste Zeit hinter sich. Die war damals, als 1987 (Sieger Porto), 1990 (Sieger AC Milan) und 1995 (Sieger Ajax Amsterdam) noch Europacup-Endspiele in Wien ausgetragen wurden. Danach verlor die UEFA die Prater-Arena aus den Augen, weil es überall anders Lichtblicke gab. Wie unweit von Wien entfernt in Budapest, wo ein neues Stadion gebaut wird.
Vor der Fußball-EURO 2008 hatte man in Wien 35 Millionen Euro in Adaptierungen des Stadions gesteckt, von denen heute nichts mehr zu sehen ist. Schon im Jahr 2006 hatte der damalige ÖFB-Präsident Friedrich Stickler hinter vorgehaltener Hand zugegeben, dass ein Abriss der Arena und ein Neubau verabsäumt worden wären.
Ein Neubau ist noch Zukunftsmusik
Will man im internationalen Fußball wieder als Veranstalter eine Rolle spielen, müsste ein neues Stadion gebaut werden. Der ÖFB strebt daher diese Lösung an und erhält durch die Machbarkeitsstudie Unterstützung. Die Studie sei diese Woche den ÖFB-Vertretern, der Stadt Wien und ihm präsentiert worden, sagte Doskozil. Erste Schlüsse daraus seien, dass es angesichts der Bausubstanz und der Denkmalschutzauflagen "sehr schwierig" sein würde, eine neuerliche Investition in die bestehende Infrastruktur zu rechtfertigen. Heißt: Ein Abriss ist ausgeschlossen, womit an einem anderen Standort neu gebaut werden müsste.
"Neun Jahre nach der erfolgreichen Austragung der Europameisterschaft in Wien beginnt nun eine Phase, in der die Weichen für die Zukunft des Fußballs in der Bundeshauptstadt gestellt werden", erklärt Wiens Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
Die Möglichkeit, dass nicht nur das Nationalteam, sondern auch beide Wiener Klubs Rapid und Austria in einem neuen Stadion eine Heimstätte fänden, hat man längst verpasst. Rapid hat schon ein neues Zuhause, die Austria zieht 2018 in ihr neues altes Heim in Favoriten ein. Im Prater hat man lange Zeit viel verschlafen.