Sport/Fußball

Guardiola: Image wichtiger als Geld

Pep Guardiola ist, vielmehr war bist Mittwoch, der wohl begehrteste Trainer der Fußballwelt. Dass Bayern München den Zuschlag erhalten hat, darf durchaus als Überraschung gelten.

"Wir haben ein gutes Image", so erklärt Bayerns Vostand-Chef Karl-Heinz Rummenigge den Coup: "Wenn es exklusiv ums Geld gegangen wäre, hätten wir überhaupt keine Chance gehabt." Dem stimmt auch Guardiolas Berater Jose Maria Orobitg zu: "Es lagen viele Angebote auf dem Tisch. Die Bayern haben aber nicht am meisten Geld geboten. Er hat den Club gewählt aufgrund der Organisation, des Potenzials, das er sieht und die Spieler, die er zur Verfügung hat."

Bei Barcelona zeigt man sich über die Wahl nicht überrascht: "Bayern ist ein großer Club, der ein sehr stabiles Projekt mit guten Spielern anbieten kann", wusste Barcelonas Sportdirektor Andoni Zubizarreta. Guardiolas ehemaliger Assistent und nunmehriger Chefcoach Tito Vilanova war erfreut: "Er hatte Zeit, sich seine nächste Station auszusuchen. Bayern hat Geschichte, sie haben vier Titel in der Champions League gewonnen, und ihre Trainingseinrichtungen sind fantastisch."

Peps Dilemma

Gerade im Vergleich mit seiner Zeit bei Barcelona zeigt sich aber das Dilemma von Guardiola: Er wird immer an 14 Titel in vier Jahren als Trainer der Katalanen gemessen werden. Bei "Barca" war der ehemalige Mittelfeldstratege mit den Gegebenheiten jedoch bestens vertraut, dort spielte er schon in der Jugendakademie, schaffte den Sprung ins Nationalteam und durchlief auch als Trainer alle Stationen.

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In München wird Guardiola deshalb auch seine Flexibilität als Trainer unter Beweis stellen müssen. Barcelona-Spielsystem eins-zu-eins auf den FC Bayern umzulegen scheint aufgrund der unterschiedlichen Spielertypen schwierig. Bayerns Torjäger Mario Gomez ist alles andere als ein Lionel Messi, das von den Katalanen bereits in der Jugend perfektionierte, im Kollektiv betriebene Kurzpassspiel müsste bei Freigeistern wie Franck Ribery oder Arjen Robben ebenso adaptiert werden.

"Schock-Wechsel erschüttert die Premier League"

Einigermaßen konsterniert reagierte Englands Boulevard-Presse, hatte Guardiola doch Stunden zuvor betont, "in Zukunft" in der Premier League als Coach arbeiten zu wollen.

"Schock-Wechsel erschüttert die Premier League. Pep's Bayern-Deal überrumpelt City und Chelsea", meinte "The Sun". Das Boulevardblatt wollte noch vor wenigen Tagen exklusiv erfahren haben, dass Guardiola sicher bei Manchester City unterschreibt. Für die "Daily Mail" habe vor allem Chelsea-Mäzen Roman Abramowitsch auf der Suche nach einem Nachfolger für Interimscoach Rafa Benitez "eine ordentliche Abfuhr" erhalten.

Verdienter Abgang

Wie Rummenigge verriet, seien erste konkrete Gespräche mit Guardiola schon vor Weihnachten geführt worden. "Dann haben wir die Gespräche intensiviert und konnten nach Weihnachten Einigkeit erzielen." Guardiola werde "wahrscheinlich" zwei Assistenten mit nach München bringen. Details zum Trainerteam und zu Spielertransfers würden erst in den nächsten Wochen diskutiert.

Die offizielle Vorstellung Guardiolas, der einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben hat, wird vermutlich erst im Sommer erfolgen. Vorerst bleibt Bayerns künftiger Trainer in New York, auch um die Arbeit des derzeitigen Coaches Jupp Heynckes nicht zu stören.

Dem Trainer-Routinier, der nach dieser Saison in Rente gehen will, sollen die Bayern-Kicker nach Wunsch Rummenigges einen "verdienten Abgang" bescheren. Rummenigge hatte am Vormittag mit den Spielern gesprochen, von denen er "jetzt erst recht" nach zwei titellosen Saisonen die Meisterschaft forderte.