Grünwalds Verletzung schmerzt doppelt
Wien-Döbling, Privatklinik, Zimmer 208. Alexander Grünwald schaut beim Fenster raus und kann wieder lachen. „Ich habe einen Blick ins Grüne, das Krankenhaus riecht nicht nach Spital, mir geht es so weit gut hier.“ Austrias Mittelfeldspieler trägt die schwere Verletzung – Riss des vorderen Kreuzbandes – mit Fassung: „Ich kann’s ja ohnehin nicht ändern. Es ist schon passiert.“
Geschehen ist es am Sonntag beim Vormittagstraining in einem Zweikampf mit Christian Ramsebner. „Mein rechtes Bein hat in die eine Richtung gezeigt, mein restlicher Körper hat sich in die andere Richtung weiterbewegt.“ Die Folge war ein lautes Krachen, bei dem seine Mitspieler zusammengezuckt sind. „Ich habe sofort gewusst, dass etwas kaputt ist.“
Es ist nicht der erste Kreuzbandriss des 24-Jährigen, auch am linken Bein war er vor längerer Zeit schon zusammengeflickt worden. „Ich weiß, was in den nächsten Monaten auf mich zu kommt.“ Rehabilitation, Ergometer, Kraftkammer, unzählige Behandlungen. „Wer weiß, wofür das Ganze gut ist“, fragt er eher rhetorisch. Denn aktuell ergibt die Verletzung, die ihn wohl bis März außer Gefecht setzt, noch keinen Sinn.
Dumm gelaufen
Eine Verletzung kommt für einen Sportler nie zu einem günstigen Zeitpunkt. Logisch. Aber einen ungünstigeren Moment hätte sich der Kärntner nicht aussuchen können, drei Tage vor dem ersten Gruppenspiel der Champions League daheim gegen Porto. Die Königsklasse ist für den Mittelfeldmann gelaufen, bevor sie noch angepfiffen wurde. „Das ist sehr bitter.“ Die Porto-Partie verfolgte Grünwald im Krankenhaus im Fernsehen. „Wenigstens habe ich mir eine Fußball-Woche ausgesucht“, sagt er und lacht. Dienstag und Mittwoch Champions League, am Donnerstag schaut er in der Europa League Salzburg und Rapid auf die Beine. „So habe ich immerhin am Abend ein schönes Unterhaltungsprogramm.“
Zukunftsmusik
Untertags bekam er in den vergangenen Tagen auch Besuch von seinen Mitspielern und Trainer Nenad Bjelica. Besprochen wurde auch mit Sportvorstand Thomas Parits die Zukunft, immerhin läuft Grünwalds Vertrag im Sommer 2014 aus. Parits hätte den Kontrakt mit dem Techniker schon verlängern wollen. Mit der Verletzung haben sich die Karten von Grünwald in einem möglichen Vertragspoker freilich verschlechtert. „Wir werden sehen, darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf.“
Vielmehr möchte er sich in harter Arbeit wieder an seine Normalform herantasten. Vor allem im vergangenen Frühjahr konnte Grünwald das Trainer-Duo Stöger/ Schmid von seinen Qualitäten überzeugen und war ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Meistertitel. „Auch in der aktuellen Saison habe ich mich gut gefühlt und gute Spiele gemacht.“ Dennoch verlor er seinen Stammplatz im zentralen Mittelfeld, da Marko Stankovic seit einiger Zeit in Hochform agiert.
Grünwald orientiert sich mit dem Blick in die Zukunft derzeit mehr am Motto des Terminators: I ’ll be back.