Wetten auf eine verspielte Zukunft
Der Fall Taboga offenbart die Schattenseiten des österreichischen Fußballs. Neben dem geständigen, früheren Grödig-Kapitän Dominique Taboga und Ex-Teamstürmer Sanel Kuljic finden sich drei weitere ehemalige österreichische Bundesliga-Spieler unter den insgesamt zehn Angeklagten.
Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Graz müssen sich die Wettbetrüger für die "Bildung einer kriminellen Vereinigung", "schweren Betrug" sowie "Beihilfe zum Betrug" verantworten. Ihnen wird in der Anklageschrift die Manipulation von 18 Spielen vorgeworfen.
Neue Einblicke gibt es heute ab 20.15 Uhr im Free-TV auf ServusTV: Die Dokumentation "Im Visier der Wettmafia" zeigt zudem die internationale Dimension des Wettbetrugs auf.
Über einen der Involvierten berichtete der KURIER bereits am 7. März 2014: Zeljko B. (Name von der Redaktion geändert, Anm.), ein 50-jähriger Serbe, der "seit 21 Jahren in verschiedenen Bädern der Gemeinde Wien" als Bademeister arbeitet, wurde zwischen 3. und 4. Februar 2014 insgesamt über sechs Stunden lang vernommen. Der Mittelsmann von Kuljic wurde von der Wettmafia in Tirana mehrmals als "menschliches Faustpfand" festgehalten.
Die Vorwürfe gegen B. sind nicht nur brisant, weil er früher nebenbei für eine große österreichische Spielerberater-Agentur (Name der Redaktion bekannt, Anm.) gearbeitet hat, sondern weil er angab, Spieler des bisher unverdächtigen SV Mattersburg angesprochen zu haben. In der dem KURIER vorliegenden 68-seitigen Anklageschrift steht, dass B. beschuldigt wird, gemeinsam mit einem weiteren Angeklagten an der versuchten Manipulation von zumindest drei Mattersburg-Partien der Saison 2012/’13 mitgewirkt zu haben.
Drei Partien im Fokus
Ausgerechnet die in Lizenzfragen immer tadellosen Mattersburger. Sind die Burgenländer am Ende vielleicht sogar nur deswegen mit dem schlechteren Torverhältnis abgestiegen, weil einige Spieler absichtlich nicht immer alles gegeben haben?
Konkret geht es um das 0:7 in Salzburg (Dezember 2012), das 2:2 bei Rapid (März 2013) und das 2:2 gegen Sturm (April 2013). Die über Albanien in Asien per Internet gelegten Wetteinsätze sind enorm: 200.000 bis 300.000 Euro pro Partie.
Vor dem 0:7 sollte B. nach Rücksprache mit Kuljic "bislang unbekannte Spieler des SV Mattersburg" mit 30.000 Euro bestechen. Dafür sollte "Mattersburg mit mehr als zwei Toren Unterschied in der zweiten Halbzeit unterliegen". Der Plan ging auf, Mattersburg kassierte nach der Pause fünf Treffer, B. bekam von den Paten wie vereinbart 60.000 Euro.
Nicht aufgegangen sind die Manipulationen gegen Rapid und Sturm. Mattersburg hätte jeweils "mit mehr als einem Tor Unterschied" verlieren sollen. Die Wettmafia sperrte B. deshalb in Tirana bis zu einer abenteuerlichen Flucht weg. B. behauptet, er hätte nur geblufft, die ihm bekannten Mattersburger gar nicht angesprochen und auf "normale" Niederlagen gehofft. Die Staatsanwaltschaft behauptet anderes: Die beiden Manipulationen waren nicht erfolgreich, "weil die von B. bestochenen Spieler des SV Mattersburg nicht aufgestellt wurden".
Mattersburgs Klubchef Martin Pucher vertraut in seine Angestellten. "Aber wenn die Staatsanwaltschaft mehr weiß als wir, dann soll sie es uns sagen. Solche Spieler haben bei uns nichts verloren." Pucher irritiert, dass von mehreren Spielern gesprochen wurde. "Einer unserer Spieler wurde einvernommen, wie 43 andere Bundesligaspieler. Es ist ein untadeliger Spieler." Der zudem nicht aufgestellt werden konnte, weil er langzeitverletzt war.
Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.