Sport/Fußball

ÖFB-Minimalisten vor maximalem Erfolg

Die zentrale Aussage von Marcel Koller nach dem 1:0 gegen Moldawien war: "Jetzt können wir es aus eigener Kraft schaffen." Er erklärte damit den Unterschied zur Reise nach Schweden vor zwei Jahren. Damals musste man gewinnen, um zumindest noch die Chance auf die Relegation zu haben. Am Dienstag jedoch kann man mit nur einem Punkt das EM-Ticket lösen. Und das ist erst der erste Matchball im Kampf um einen Platz in Frankreich, verliert man, gibt es noch in Montenegro und daheim gegen Liechtenstein die Chance auf die finale Punktlandung.

Die Aussage von Koller zeigt auch die Entwicklung des Nationalteams. Eine Qualifikation schon in der Gruppenphase aus eigener Kraft zu schaffen – das gab es zuletzt 1997. Damals konnte man sich für ein Großereignis qualifizieren – 18 Jahre nach der WM 1998 veranstaltet Frankreich 2016 die EM.

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Hohe Ziele

Die Mannschaft von Marcel Koller ist drauf und dran an Österreichs goldene Fußballzeiten anzuschließen. "Wir wollen in der Qualifikation ungeschlagen bleiben", sagte Aleksandar Dragovic nach dem Spiel. Das gelang Österreich im Rennen um die WM 1958 und 1978, beide Male beendete man die Qualifikation auf Rang eins. Allerdings musste man damals nur vier und sechs Spiele absolvieren. Derzeit ist Österreich schon sieben Spiele lang ungeschlagen.

Die Spieler haben einen Hype ums Team geschaffen. Obwohl der Gegner kein namhafter war, war das Happel-Stadion ausverkauft, und der ORF durfte sich bei der Liveübertragung über Spitzenquoten freuen. Bis zu 1,131 Millionen Zuschauer sahen das Spiel, in der zweiten Halbzeit waren durchschnittlich 1,006 Millionen Zuseher bei 38 Prozent Marktanteil live dabei.

Was aber macht den Erfolgslauf aus? Augenscheinlich sind vor allem Effizienz und defensive Konsequenz, aber auch Routine.

Maximale Effizienz

In der EM-Qualifikation hat nur Rumänien (Platz zwei in Gruppe F) weniger Tore kassiert – nur eines. Und nur Wales hat wie Österreich erst zwei Gegentore hinnehmen müssen. Für Marcel Koller trägt dafür Robert Almer nur eine "Teilschuld" – der Keeper hält seit 513 Minuten Torsperre in Pflichtspielen den österreichischen Rekord. Koller: "Es ist vor allem das Wissen der Spieler, dass jeder mithelfen muss." Vor allem in den letzten zwei Jahren habe man daran gearbeitet, immer wieder das kollektive Gewissen angesprochen und mittels Videos visualisiert.

Die defensive Stärke ist auch die Basis für die Effizienz. "Wir müssen nicht 3:0 gewinnen, ein 1:0 reicht auch", sagt Koller. Das ist in dieser Qualifikation schon zum vierten Mal in sieben Versuchen erreicht worden. Also reichen 12 geschossene Tore für Platz eins, geiziger sind als Tabellenführer nur noch Nordirland (11) und Portugal (7).

So holten die Österreicher auch gegen eine extrem defensive Mannschaft wie Moldawien drei Punkte. Koller: "Das war eine wichtige Erfahrung, dass es auch Geduldsspiele gibt, dass man ruhig spielen muss, dass man auf die eine Chance warten muss, die man dann auch verwertet."