Ernüchterung bei Austria nach Milans Lehrstunde
"Das Spiel war nach neun Minuten erledigt." Austria-Trainer Thorsten Fink bilanzierte nach dem 1:5 gegen AC Milan ernüchtert. "Wenn man gegen so eine Mannschaft irgendwie nur gut aussehen will, dann muss man erst einmal in Ballbesitz bleiben, und das haben wir nicht geschafft. Die Fehler darf man natürlich auch nicht machen gegen so eine Mannschaft."
Die Veilchen wurden von den Italienern vorgeführt, erhielten eine Lehrstunde in Sachen internationaler Fußball. Nicht einmal den Funken einer Chance hatte man beim ersten Auftritt in der Gruppenphase der Europa League. Fink wird nur einzelne Szenen mit der Mannschaft analysieren, er möchte seine Spieler ja nicht überfordern. Heiko Westermann fällt mit einer Sprunggelenks-Verletzung für das Heimspiel am Sonntag gegen St. Pölten aus. Fink gehen schon langsam die Verteidiger aus.
Keine Schuldzuweisungen
Berechtigte Sorgen muss sich die Austria nach dem Ausfall Westermanns machen, denn sein Nebenmann Kadiri Mohammed ging gegen die Mailänder mit viel zu viel Übermut an die Sache. Nach nicht einmal einer Minute spielte der 21-jährige Ghanaer bei einem Dribbling vor dem eigenen Strafraum bereits mit dem Feuer, danach patzte er bei beiden Treffern. Fink verzichtete auf Schuldzuweisungen, sah die mangelnde Erfahrung auf der europäischen Bühne als entscheidenden Faktor. Der jugendliche Leichtsinn habe das Übrige zur völlig verunglückten Anfangsphase beigetragen.
"Zu euphorisch, zu positiv, zu mutig", seien die jungen Austrianer zu Beginn aufgetreten, stellte Fink fest. "Wir haben uns nicht intelligent genug verkauft", sagte der ehemalige Bayern-Profi. So habe man entgegen dem ursprünglich Anvisierten versucht, Milans Tempo mitzugehen. Ein unmögliches Unterfangen, wie auch der Treffer zum 3:0 der Rossoneri bewies. Aus einem Austria-Angriff wurde binnen weniger Sekunden ein erfolgreich abgeschlossener Alleingang von Silva Richtung Osman Hadzikic. 20 Minuten waren da gespielt. Vom vor der Partie vorgenommenen "Ärgern" der Mailänder war spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die Rede.
Erfolglos die Kreise von Calhanoglu einzudämmen, versuchte auch Florian Klein. Seine Analyse fiel deutlich aus. "Wir haben uns vorgenommen, mutig aufzutreten. Aber dann darf man nicht solche Fehler machen. Die darf man einmal machen, aber nicht so oft. Wenn das Spiel nach ein paar Minuten gelaufen ist, wird es schwer", sagte der Ex-Teamspieler. Es gelte nun, daraus zu lernen und "kritisch zu analysieren". Eine Meinung, die auch estermann vertrat. Der Deutsche sah unnötig viel Risiko im Spiel der Wiener. "Den Ball einmal wegzuschlagen, ist auch gegen Milan keine Schande", stellte er fest.
Jungspunde
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Westermann kurz vor der Pause verlor die Austria einen weiteren Mann mit Erfahrung. Anstelle des 34-Jährigen rückte der 16 Jahre jüngere Alexandar Borkovic in die Innenverteidigung. Klein war mit seinen 30 Jahren zu diesem Zeitpunkt der deutlich älteste Austria-Akteur, kein anderer Violetter auf dem Spielfeld älter als 24. Dominik Prokop, Lee Jin-Hyun, Kadiri, Hadzikic und Borkovic sind 21 und jünger. Auch deshalb wollte Fink mit seiner Elf nicht zu hart ins Gericht gehen.
"Meine Jungs müssen einfach daraus lernen und die anderen Spiele gegen die anderen Gegner einfach anders gestalten. Da können wir uns messen, aber nicht mit Milan", betonte Austrias Coach. Der nächste Auftritt in der Europa League führt die Favoritner in zwei Wochen nach Athen. AEK siegte zum Auftakt bei Rijeka mit 2:1, ein weiterer Erfolg der Griechen würde in der Gruppe früh für klare Verhältnisse sorgen.