Sport/Fußball

Janko über Umgang des ÖFB mit Koller: "Beschämend"

Mit deutlichen Worten hat Marc Janko seine Meinung über die Umstände des bevorstehenden Abgangs von Österreichs Teamchef Marcel Koller kundgetan. Der Stürmer kritisierte am Dienstag im Rahmen des ÖFB-Lehrgangs vor dem WM-Quali-Abschluss die Art und Weise, wie die Trennung vom Schweizer ablief und verwendete in diesem Zusammenhang die Ausdrücke "beschämend" und "besorgniserregend".

Das ÖFB-Präsidium hatte am 15. September beschlossen, den mit Jahresende auslaufenden Vertrag von Koller nicht zu verlängern. Schon in den Tagen davor hatte es immer wieder öffentliche Stellungnahmen von Mitgliedern des Gremiums gegeben, die auf dieses Sitzungsergebnis hatten schließen lassen. "Es ist fragwürdig, was da passiert ist", sagte Janko und ergänzte: "Ich frage mich, ob wirklich immer der Sport und die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund stehen."

Nun würden wieder Kritiker "aus ihren Löchern kommen", die in den Jahren des Erfolgs geschwiegen hatten. "Das ist eine Entwicklung, die ich sehr schade finde. Koller hat unbestritten viel geleistet und ist einer der erfolgreichsten Teamchefs der Geschichte. Die Ära vor und nach ihm kann man nicht vergleichen, aber der Erfolg ist leider nicht linear", meinte Janko.

Kritik am zuletzt schlechten sportlichen Abschneiden unter Koller ließ Janko nur bedingt gelten. "Wir müssen uns davon verabschieden, dass Österreich nicht bei jedem Großereignis dabei sein kann, auch wenn das natürlich mittelfristig das Ziel sein muss."

"Ewig dankbar"

Man hätte die Scheidung vom Schweizer "eleganter und besser lösen können", bemängelte der 34-Jährige, der dem Noch-Teamchef einiges zu verdanken hat. Als er in seiner Zeit bei Trabzonspor von 2012 bis 2014 zumeist auf der Tribüne saß und nicht mit den Profis trainieren durfte, setzte Koller dennoch auf den Stürmer - und der dankte es mit vielen wichtigen Toren. "Ich werde ihm für das, was er für mich riskiert hat, ewig dankbar sein", erklärte Janko.

Auch auf ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner hält der mit 28 Treffern vierterfolgreichste Nationalteam-Torschütze der österreichischen Länderspiel-Geschichte große Stücke. Umso mehr ist er verwundert, dass nun auch dem Oberösterreicher die Verabschiedung droht. "Was hat Willi verbrochen? Er hat mitgeholfen, einen der erfolgreichsten österreichischen Teamchefs zu installieren."

Während der Abgang von Ruttensteiner noch nicht fix ist, wird Koller den ÖFB verlassen - offen ist nur noch, ob schon im Oktober oder erst nach einem Freundschaftsspiel wohl gegen Uruguay am 14. November in Wien. "Ich wünsche mir, dass seine Verabschiedung mit dem größtmöglichen Respekt stattfindet", meinte Janko.

"Brauche keine Abschiedszeremonie"

Der Angreifer selbst wird sich nie offiziell aus der ÖFB-Auswahl verabschieden. "Ich bin in mich gegangen und habe den Entschluss gefasst, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen und nicht für mich meinen Rücktritt zu verkünden. Ich werde so lange kommen, so lange ich Einladungen bekomme."

Außerdem sagte Janko zu diesem Thema: "Ich brauche keine Abschiedszeremonie, wo ich eine Vase in die Hand gedrückt bekomme. Wenn man mich braucht, bin ich da, wenn nicht, bleibe ich zu Hause."

Nicht gebraucht wird Janko derzeit bei seinem Klub Sparta Prag. Seit seinem bisher letzten Einsatz für den tschechischen Rekordmeister am 26. August wurde der 65-fache ÖFB-Internationale nicht mehr in den Kader geholt. "In Prag spiele ich, aber leider keine Rolle", lautete Jankos Kommentar. "Mir wurde gesagt, es hat politische Gründe. Es ist eine ähnliche Situation wie damals in der Türkei. Ich probiere mich als Vollprofi zu verhalten und mir nichts ankreiden zu lassen."

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