Sport/Fußball

EM-Blamage verhindert: Deutschland rettet sich ins Achtelfinale

Die größte Sensation der EM war nahe, Ungarn hatte im Regen den Bogen raus und Deutschland stand vor dem Aus. Doch wieder einmal trafen die Deutschen spät und rutschten noch ins Achtelfinale. Es wartet im Wembley der Klassiker gegen England.

DEUTSCHLAND – UNGARN 2:2 (0:1)
Tore: 0:1 (11.) Szalai, 1:1 (66.) Havertz, 1:2 (68.) Schäfer, 2:2 (84.) Goretzka.
Gelbe Karten: Gündogan, Sane bzw. Ad. Szalai, Botka.
Deutschland: Neuer - Ginter (82. Volland), Hummels, Rüdiger - Kimmich, Gündogan (58. Goretzka), Kroos, Gosens (82. Musiala) - Havertz (67. Werner), Sane - Gnabry (68. Müller).
Ungarn: Gulacsi - Nego, Botka, Orban, At. Szalai, Fiola (88. Nikolics) - Kleinheisler (88. Lovrencsics), A. Nagy, Schäfer - Ad. Szalai (82. K. Varga), Sallai (75. Schön).

Vor der Partie ging es weniger um den Ersatz für den angeschlagenen Müller (es wurde Sané) im Münchner Stadion, als um die Beleuchtung des Spielortes: Der Antrag, die Ungarn mit Regenbogenfarben in der Arena zu empfangen, wurde von der UEFA abgewiesen. Einerseits achtet der europäische Verband darauf, sich als unpolitisch zu deklarieren. Da hätte die farbige Symbolik als Reaktion auf neue ungarische Gesetze gegen Homosexualität nicht gepasst. Andererseits wurde die Regenbogen-Schleife von DFB-Kapitän Neuer geprüft und auch für das dritte Gruppenspiel als unbedenklich eingestuft.

Und so entglitt der UEFA eine Diskussion, die sie eigentlich nie führen wollte und die mittlerweile auf höchster politischer Ebene angelangt ist: Im Match EU-Spitze gegen Ungarns Führer Orban, der seinen Besuch im Stadion wieder absagte.

Regenbogen-Flitzer

Während der ungarischen Hymne gab es den nächsten Aufreger: Ein Deutschland-Fan stürmte aufs Feld, um sich mit einer Regenbogenfahne vor der Mannschaft Ungarns zu postieren.

Die nächste Überraschung passierte in Minute 11: Geschickt lösten sich die Ungarn aus der deutschen Umklammerung. Die Flanke von Sallai köpfelte Adam Szalai ins Eck – 0:1. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland ausgeschieden.

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Es folgte ein Powerplay der Hausherren. Hummels köpfelte an die Latte, den nächsten Versuch hatte Ginter, aber Tormann Gulacsi parierte (21.).

Als nach 35 Minuten aus dem Regen ein Wolkenbruch wurde, flüchteten die meisten Zuschauer von ihren Plätzen nach oben, unter die Dächer der Tribünen. Nur der ungarische Fanblock sang weiter – und sah, wie der Außenseiter den Druck im 5-3-2-System neutralisierte.

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Obwohl auf den Ausgleich gedrängt wurde, war bei einem Sallai-Freistoß an die Stange sogar das 0:2 nahe (62.). Einen Fehler von Gulacsi benötigte der Favorit, um das 1:1 zu schaffen. Kai Havertz köpfelte ein.

Jetzt war Deutschland weiter, es kam Müller – und das 1:2. Nur 15 Sekunden nach dem Anpfiff sprintete Andras Schäfer ins Loch und köpfelte am indisponierten Neuer vorbei ins Tor (68.).

Als ein peinliches Ende der Ära Löw immer näher rückte, retteten zwei Joker den Weltmeister-Teamchef: Werners Schuss wurde noch geblockt, aber Leon Goretzka setzte nach – 2:2 (84.).

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Ronaldo holt sich zwei Rekorde

Und dann gab es da ja auch noch ein Parallelspiel: Portugal gegen Frankreich, Europameister gegen Weltmeister und das vor vollem Haus in Budapest. Fußballherz was willst du mehr? Rekorde! Und die gab’s auch.

PORTUGAL – FRANKREICH 2:2 (1:1)
Tore: 1:0 (31., Elfmeter) Ronaldo, 1:1 (45.+2, Elfmeter) Benzema, 1:2 (47.) Benzema, 2:2 (60., Elfmeter) Ronaldo.
Gelbe Karten: Keine bzw. Lloris, Hernandez, Griezmann, Kimpembe.
Portugal: Patricio - Semedo (79. Dalot), Dias, Pepe, Guerreiro - Moutinho (73. Neves), Danilo (46. Palhinha), Sanches (87. Oliveira) - B. Silva (72. Fernandes), Ronaldo, Jota.
Frankreich: Lloris - Kounde, Varane, Kimpembe, Hernandez (46. Digne/52. Rabiot) - Pogba, Kante - Tolisso (66. Coman), Griezmann (87. Sissoko), Mbappe - Benzema.

Nach einer halben Stunde hatte Cristiano Ronaldo den ersten fixiert. Frankreichs Torhüter Lloris hatte Danilo im Luftkampf mit voller Wucht umgemäht, den fälligen Elfer verwandelte der Weltstar eiskalt und erzielte damit seinen 20. Treffer bei WM- und EM-Endrunden. In dieser Kategorie ist er nun der alleinige Rekordhalter vor Miroslav Klose (19).

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Kurz vor der Pause gab es aber auch Strafstoß für die Franzosen, der war nach einem Mini-Schubser eher umstritten. Benzema war’s egal – 1:1. Der Real-Star legte gleich nach der Pause nach und brachte Frankreich nach Traumpass von Pogba in Führung (47.).

Nach einer Stunde gab’s in einer ausgeglichenen und attraktiven Partie aber den nächsten Elfer. Nach einem Handspiel ging wieder Ronaldo zum Punkt, traf wieder eiskalt und stellte damit den Rekord von Irans Ali Daei von 109 Länderspieltoren ein – eine unglaubliche Zahl.

Die Partie blieb packend, Portugals Goalie Rui Patricio drehte einen Traumschuss von Pogba an die Latte, Tor fiel aber keins mehr. Den Franzosen reichte das Remis zum Gruppensieg, die Portugiesen treffen als Dritter auf Belgien.

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