Für Löw ist schlechter Quali-Start "extrem ärgerlich"
Der Stolperstart von Weltmeister Deutschland in die EM-Qualifikation ist spätestens seit dem 1:1 am Dienstagabend zu Hause gegen Irland "amtlich". Und auch wenn es der schlechteste Start in der Geschichte der DFB-Auswahl überhaupt ist, zeigte sich DFB-Trainer Joachim Löw kämpferisch. Vier Punkte aus drei Partien seien zwar "extrem ärgerlich", aber: "Wir schlagen zurück."
"Wir hätten uns das auch anders vorgestellt, dass wir mit mehr Punkten aus den Oktober-Spielen kommen", erklärte Löw, dessen Team in Gruppe D nun je drei Zähler hinter Leader Polen und den Iren liegt. "Das haben wir uns aber auch selbst zuzuschreiben, weil wir in den letzten fünf, sechs Minuten das Spiel nicht mehr unter Kontrolle hatten", sagte er zur Partie auf Schalke. Da "waren wir naiv".
Iren im Glück
In der 94. Minute war es John O'Shea in seinem 100. Länderspiel, der kurz vor dem Schlusspfiff mit einem Volley den deutschen Sieg verhinderte und damit Erinnerungen an das 1:1 bei der WM 2002 in Japan/Südkorea wach werden ließ. Damals brachte Robbie Keanes Last-Minute-Ausgleich zum 1:1 die Iren ins Achtelfinale.
O'Shea jedenfalls schwärmte von einem "ganz besonderen Moment". Auch sein Trainer Martin O'Neill durfte stolz sein. "Ein großartiger Punktgewinn für uns. Wir haben sieben Punkte nach drei Spielen, und das trotz zweier schwerer Auswärtsspiele. Für uns ist das einfach fabelhaft", frohlockte der 62-Jährige, dessen Truppe zuvor mit Georgien (2:1) und Gibraltar (7:0) zwei "Zwerge" besiegt hatte.
Die Probleme Deutschlands, das mit Schottland (2:1) und Polen (0:2) bisher ein schwereres Programm zu absolvieren hatte, gründen freilich nicht nur in einem mentalen Aussetzer im Finish, sondern sind vielschichtig. So standen nur noch 13 der 23 Weltmeister gegen Irland zur Verfügung. Die Ausfall-Liste ist lang, die Mannschaft hatte ein völlig neues Gesicht.
"Bei Einigen fehlte in manchen Momenten die geistige Frische. Wir haben noch nicht das Tempo und die Präzision, das hatte ich fast erwartet. Man kann auch nicht erwarten, dass jeder nach dieser WM im Vollbesitz der geistigen und körperlichen Kräfte ist", meinte Löw, der für grundlegende neue Überlegungen keinen Grund sieht.
Anspruch
Den jungen Nachrückern wie Erik Durm (22 Jahre), Antonio Rüdiger (21), Julian Draxler (21) oder Matthias Ginter (20) fehlt es noch an internationaler Erfahrung sowie Klasse - und starken Ziehvätern. "Khedira, Schweinsteiger, Lahm haben ganz jungen Spielern Halt gegeben in schwierigen Momenten, auf und neben dem Platz. Die Typen sind im Moment nicht da", bemerkte Löw, der auch einen außergewöhnlichen Ideengeber wie etwa Marco Reus schmerzlich vermisst.
Chancen, die Punkteverluste zu verhindern, waren zwar vorhanden. Aber es fehlte die letzte Konsequenz, die lockere Überlegenheit verleitete offenbar zu ein paar Prozenten weniger Entschlossenheit. "Man muss sich aussprechen und man muss den Ernst der Lage erkennen und aufwachen und die nächsten Spiele alle gewinnen", forderte der Münchner Innenverteidiger Boateng.
Lukas Podolski versuchte, den Ball verbal flach zu halten. "Dass das als Krise dargestellt wird nach außen ist klar, wenn man aus zwei Spielen nur einen Punkt mitnimmt als Deutschland, das ist nicht unser Anspruch", sagte Podolski, der in der zweiten Hälfte keine großen Akzente setzen konnte. Den Zeitpunkt für personelle Korrekturen etwa in den Angriffspositionen sieht Löw noch nicht: "Wir kennen unsere Spieler, wissen um ihre Qualitäten. Das war alles nicht völlig unerwartet."